Amtskette von Ebern hängt nun am Hals von Hennemann
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Freitag, 25. April 2014
In der letzten Sitzung in alter Konstellation hat Eberns Stadtrat sechs seiner Mitglieder und den Ersten Bürgermeister verabschiedet. Einer davon hätte gerne weitergemacht, hat nun aber eine neue Rolle als Grandseigneur der Freien Wähler gefunden.
Über 100 Jahre Stadtrats-Erfahrung wurden am Donnerstag verabschiedet. Sechs Stadträte, ein Ortssprecher und ein Bürgermeister gehören dem neuen Gremium nicht mehr an. Mit dabei auch Thomas Wagner (59) von den Freien Wählern. Während die anderen Kommunalpolitiker nicht mehr angetreten waren, hat er nach 18 Jahren den erneuten Sprung nicht mehr geschafft. "Das hat mich im ersten Moment schon schockiert, dass ich nicht mehr gewählt wurde", gab er im Gespräch mit infranken.de offen zu.
Doch die persönliche Enttäuschung ist längst gewichen. "Schließlich haben wir wieder drei Mann reinbekommen und es war ja unsere Absicht, jüngere Leute auf der Liste ganz oben zu platzieren. In meiner neuen Rolle als graue Eminenz fühle ich mich ganz wohl, vom Zeitgewinn ganz zu schweigen."
Politisch wolle er auf jeden Fall weitermachen.
Wie werden die Posten verteilt?
Gespannt ist Wagner, wie die Postenverteilung im neuen Stadtrat ausgeht. "Da haben wir ja schlimme Erfahrungen gemacht", beginnt sein Rückblick auf 18 Jahre, "auf die ich schon stolz bin, da viel geschaffen und auch erhalten wurde, auch in den Stadtteilen".
Auf diesen Leistungen lasse sich aufbauen, "sie müssen halt mit Leben gefüllt werden". Wagner: "Ich hoffe, dass die kommunikative und soziale Ebene mehr an Bedeutung gewinnt", sagt er in Richtung des neuen Bürgermeisters Jürgen Hennemann (SPD).
"Es hat Spaß gemacht und ich bereue kein Jahr, auch wenn manche Sitzung nicht so nach meinem Geschmack verlief. Wir waren nicht die vorderste Regierungspartei, hatten aber aber ein sehr kollegiales Verhältnis, vor allen Dingen zu FDP und Grünen."
Amtskette übergeben
Die Kollegialität sprach Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) in seiner Schlussbilanz an: "Die wichtigen Vorhaben wurden meist mit großer Mehrheit oder gar einstimmig beschlossen." Und noch ein Anliegen schob der scheidende Bürgermeister nach: "Wenn ich im Eifer des Gefechtes bei meiner Amtsführung die eine oder andere überzogene Schärfe in die Debatte eingebracht habe, möchte ich mich dafür entschuldigen. Es ging mir immer um das Wohl der Stadt." Dabei dankte er allen Ratsmitgliedern wie auch allen Mitbürgern für Mithilfe, Anregungen und auch Kritik. "Es war eine Freude und Ehre für mich, Bürgermeister dieser Stadt sein zu dürfen."
Sagte es und hängte die Amtskette seinem Nachfolger Jürgen Hennemann um. "Ich wünsche allen, die im Gremium bleiben, und dem neuen Bürgermeister eine glückliche Hand bei allen ihren Entscheidungen."
Eintrag ins goldene Buch
Nach seinen Stellvertretern, Gabi Rögner und Sebastian Stastny, denen Herrmann für reibungslose Zusammenarbeit dankte, trugen sich noch die ausscheidenden Stadträte ins goldene Buch der Stadt ein.
Es waren dies Franz Geuß (CSU/Stadtrat seit 1984), Christian Poli (CSU/Stadtrat seit 2006), Otmar Schmitt (CSU/Ortssprecher von 1996 bis 2002 und Stadtrat seit 2002), Thomas Wagner (Freie Wähler/Stadtrat seit 1996), Toni Welsch (Freie Wähler, Stadtrat von 2000 bis 2008 und seit 2009).
Nicht an der Sitzung nahmen Oliver Kröner (Grüne/Stadtrat seit 2008) und Thomas Appel (Ortssprecher seit 2008) wegen Verhinderung teil.
Zweite Bürgermeisterin Gabriele Rögner (CSU) würdigte die Arbeit von Robert Herrmann, den sie als "Baumeister im wahrsten Sinn des Wortes" bezeichnete, dem sie analytischen Verstand, eine große Portion Zähigkeit und ausgleichenden Gerechtigkeitssinn bescheinigte. " Es war nicht allein Beruf, sondern Berufung, sich für unsere Stadt und Wohlergehen unserer Bürger einzusetzen."
Herrmanns Nachfolger Hennemann versicherte, dass dessen Verdienste noch im angemessenem Rahmen gewürdigt werden.