Druckartikel: Amphibienschutz: Vorbereitungen laufen seit Wochen

Amphibienschutz: Vorbereitungen laufen seit Wochen


Autor: Helmut Will

Ebern, Mittwoch, 25. Februar 2015

Bei einem Ortstermin bei Hofstetten berieten BN-Verantwortliche und ein Experte aus dem Landratsamt die Situation. Ein Antrag auf Fördermittel ist bereits gestellt - sie beträgt 70 Prozent. Lob gab es für die Förster.
Fachleute legten beim See vor Hofstetten fest, wie die Schutzzäune des dortigen Amphibienwanderweges gestellt werden sollen, dann schlägt BN-Kreisvorsitzender Klaus Mandery (rechts) einen Pfosten ein. Mit dabei waren Claus Haubensack vom Landratsamt (mit Holz) und BN-Kreisgeschäftsführer Alexander Hippeli (links). Foto: Helmut Will


Der Schutz von Amphibien ist im Landkreis Haßberge hoch angesiedelt. Hier sind sich der Bund Naturschutz und der Landkreis einig. An verschiedenen Orten zwischen Ermershausen im Norden und Rauhenebrach im Süden, zwischen Untermerzbach im Osten und Riedbach im Westen, sind oder werden jedes Jahr Schutzvorrichtungen für die Amphibienwanderung angebracht. Viele Helfer bringen sich, meist gegen Bezahlung, in jedem Frühjahr ein.

Die Vorbereitung für das Jahr 2015 begann bereits im Dezember, wie Claus Haubensack von der Abteilung Wasserrecht und Naturschutz beim Landratsamt Hassberge auf Anfrage mitteilte. "Zu dieser Zeit hat der Landkreis als Träger der Maßnahme bereits einen Fördermittelantrag bei der Regierung von Unterfranken gestellt", sagte Haubensack. Amphibienmaßnahmen würden unter der Trägerschaft des Landkreises durchgeführt. 70 Prozent betrage die Förderung aus dem Programm "Landschaftspflege und Naturparkrichtlinien" aus Fördermitteln des Freistaates Bayern. Amphibienschutzmaßnahmen werden im Landkreis Haßberge bei Karbach, Wotansborn bei Fabrikschleichach, Geusfeld, Steinsfeld, Stettfeld, an der Klaubmühle bei Dörflis, bei der Schönbachsmühle im Ebelsbachgrund, in Gemünd, Roßstadt, Kehlingsdorf nahe Koppenwind, Hafenpreppach und Hofstetten vorgenommen.

"Die Gesamtkosten für den Amphibienschutz liegen jährlich bei etwa 16 000 Euro, wobei zirka 10 000 Euro für Auf- und Abbau anfallen und 6000 Euro für die Betreuung", so Claus Haubensack. Ab 2011 hat der Bund Naturschutz, der bisher als Maßnahmenträger selber Fördergelder beantragt hatte, den Amphibienschutz an den Landkreis abgegeben, da keine Zivildienstleistenden mehr für Arbeiten zur Verfügung standen. "Der Auf- und Abbau der Zäune wird, außer bei Gemünd-Jesserndorf, wo der BN die Arbeiten durchführt, über den Maschinenring Haßgau e.V. bei Landwirten in Auftrag gegeben ", erläutert Haubensack.

2011 wurden alte Zäune ersetzt

Die Helfer des BN erhalten einen Stundensatz von 9,60 Euro und eine Fahrtkostenentschädigung von 30 Cent pro Kilometer. Wie der Sachbearbeiter des Landratsamtes weiter mitteilt, wurde 2011 das alte, marode Zaunmaterial komplett durch ein neues Zaunsystem ersetzt, das viel leichter auf- und abzubauen sei. Die Kosten für die neuen Zäune betrugen zirka 30 000 Euro. Den Kostenanteil für die Kreisstraßen trug der Landkreis, die Kosten für die Landes- und Bundesstraßen das staatliche Straßenbauamt Schweinfurt.

Amphibienschutzprogramm

Nach Auskunft des Straßenbauamtes Schweinfurt wurden Tunneleinbauten bei Tretzendorf im August/September 2012 auf einer Gesamtlänge 1130 Metern eingebaut. Laut Abteilungsleiter Manfred Rott fielen hierfür Kosten von 950 000 Euro an. "Die Finanzierung erfolgte über das Amphibienschutzprogramm der bayerischen Staatsregierung, da dieser Amphibienübergang aufgrund der Gesamtmenge an Amphibien und auch dem Vorkommen von seltenen Arten zu den Bedeutendsten in Nordbayern gehört", so Rott.

Bei der ersten Wanderung im Frühjahr 2014 wurde im Rahmen einer groben Totbefundbeobachtung die grundsätzliche Funktion der Anlage kontrolliert. Da durch die Schutzanlage nur die beiden Hauptwanderkorridore der Amphibien (ca. 1130 Meter) abdeckt werden, sei auf der gesamten Strecke (etwa drei Kilometer) weiterhin mit überfahrenen Tieren zu rechnen. In der Wanderzeit waren auf der durch die Leiteinrichtung geschützten Strecke keine Totfunde festzustellen. "Das bedeutet, dass die Leiteinrichtung von den Tieren nicht überklettert wird und so deren Funktion erfüllt ist", sagt Rott. Nach seinen Worten ist es angedacht, in den kommenden Jahren noch eine genauere Akzeptanzuntersuchung durchzuführen, in der die Amphibienarten auch mengenmäßig erfasst werden. "Das bedeutet täglich ein Zeitaufwand von eins bis vier Stunden, je nach Wanderaufkommen", erläutert Manfred Rott.

Der langjährige Einsatz des Bundes Naturschutz im Landkreis Haßberge für das Leben der Amphibien wurde im Jahr 2001 von Landrat und Kreistag mit der Verleihung des Umweltpreises belohnt. Amphibienschutz liegt dem BN sehr am Herzen, wie dessen Kreisvorsitzender Klaus Mandery und Geschäftsführer Alexander Hippeli bei einem Ortstermin am Dienstag betonten. Mit dabei war Claus Haubensack von der Naturschutzbehörde beim Landratsamt Haßfurt. Amphibienschutz sei in Bayern oft unterschiedlich geregelt, erläuterten die Verantwortlichen. "Es gilt vor Ort immer für unsere Amphibienwanderwege die ideale Lösung zu finden", sagte Mandery. "Der Zaunaufbau hat sich noch vor einiger Zeit schwieriger als heute gestaltet", sagte Alexander Hippeli. Derzeit erfolge der Auf- und Abbau mit Maschineneinsatz einiger Landwirte und die Zäune würden in drei bis vier Tagen stehen. "Das hat früher schon mal drei Wochen in Anspruch genommen", weiß Claus Haubensack. Mandery und Hippeli lobten den Maschinenring Hofheim, der Landwirte mit den Arbeiten betraut habe. "Das klappt prima", so ihre Feststellung. Um einen effektiven Schutz für die Amphibien an den betreffenden Wanderwegen zu gewährleisten, sei es stets nötig, die Wanderwege zu überprüfen und die Schutzmaßnahmen den Wan-derstrecken der Amphibien anzupassen, sagt Mandery. Er, sowie die anderen Verantwortlichen befürworten Maßnahmen, wie sie vom Straßenbauamt Schweinfurt bei Tretzendorf (Tunneleinbauten) durchgeführt wurden. Mandery: "Ich würde mir ein Monitoring wünschen, welches vom Straßenbauamt ausgehen sollte, um vor Ort akribisch von unabhängigen Leuten die Effektivität der Maßnahme zu überprüfen." Beim Ortstermin am See bei Hofstetten berieten Mandery, Hippeli und Haubensack zusammen mit "Bufdi" Philipp Hoos (ein sogenannter Bundesfreiwilligendienstleistender), wie man in diesem Jahr mit Zäunen einen effektiven Schutz der Amphibien bei ihrer Wanderung gewährleisten könne.

Es wurde sogar diskutiert, die Einfahrt zu den Flurwegen gänzlich zu sperren. "Gerade im Bereich von Einmündungen ist es nicht immer leicht, Zäune so zu stellen, dass der Schutz gewährleistet ist", sagte Claus Haubensack. Sinnvoll werde erachtet, eventuell auch Warnblickleuchten vor den Wanderstrecken aufzustellen, quasi als Schutz für die "Einsammler" an stark befahrenen Strecken.

Als Problem für Amphibien sieht Mandery Pestizide. "Diese sind für die feuchtweiche Haut der Tiere nicht gut." Ein Lob von Haubensack ging an die Förster: "Mit ihnen zusammen macht es Spaß, für den Schutz von Amphibien etwas zu tun. Bei Wegebaumaßnahmen im Wald werden häufig Biotope angelegt. Da sind die Forstleute sehr aufgeschlossen", freute er sich.