Druckartikel: Amouröser Abend voller Esprit in Eltmann

Amouröser Abend voller Esprit in Eltmann


Autor: Günther Geiling

Eltmann, Montag, 26. Oktober 2015

Das Trio "Patricia, Jo & Co" fand in Eltmann mit seinem Programm "Liebe, Wein und Weisheit" ein begeistertes Publikum. Die Hauptakteurin Patricia Appel erwies sich als Ausnahmeerscheinung.
"Haben denn Männer keine Ideen?" fragte Patricia Appel und griff sogar zum Schal, um den Mann Joachim Werner (links) zu sich zu ziehen. Horst Kiss (rechts) verfolgt mit schelmischen Grinsen die Umsetzung seiner Weisheiten.  Foto: Günther Geiling


Kerzenschein, Frankenwein und viele Gedanken und Lieder zur Liebe. Das war die Mixtur, womit das Trio "Patricia, Jo & Co" sein Publikum am Wochenende in Eltmann begeisterte und es bei so manchem Ohrwurm sogar zum Mitsingen brachte. Die drei zeichneten mit dem Programm "Liebe, Wein und Weisheit" jedenfalls ein facettenreiches Bild von Zuneigung, Sehnsucht und Begehren.

Die drei Künstler gingen gleich zu Beginn der VHS-Veranstaltung auf eine literarisch- musikalische Spurensuche, die sie über italienische Terrassen, fränkische Tresen, trunkene Nächte bis hin zu lustvollen Liebesweisheiten führte.


Nicht so einfach

Horst Kiss verriet: "Mit dem Verlieben ist es nicht so einfach, manchmal kapiert's der andere einfach nicht". Eine andere Erkenntnis lautete: "Wein und Frauen muss man stets zum Lieben pflegen".
Patricia Appel, von Beruf Ärztin in Werneck, hatte schon l während ihres Medizinstudiums noch ein Gaststudium für Musical, Chansons und Jazzgesang absolviert und das spürte man in jeder Szene. Schon der bekannte Dr. Eckart von Hirschhausen hatte von ihr als "die Stradivari unter den Beaujolais der Kleinkunst" gesprochen, "die nur in der Psychiatrie einsetzbar ist, weil da nicht auffällt, dass sie alle Männer verrückt macht." Schon 1993 erhielt sie einen Jugendkulturpreis und inzwischen führten sie sowohl ihre medizinischen als auch musikalischen Tätigkeiten in die Ferne von Burkina Faso und Nepal bis nach Texas.

Aber auch die Eltmanner hatten sofort die "Ärztin mit viel Showtalent" in ihr Herz geschlossen und hingen bei allen Szenen an ihren Lippen und ihren Gesten.
Dies nutzte die Künstlerin und suchte immer wieder den direkten Kontakt mit dem Publikum und nahm es spielend und singend zum Träumen mit.


Mit großer Sprachkunst

Dazu verstand es Schauspieler und Rezitator Horst Kiss mit großer Sprachkunst die Stimmen aufzunehmen, etwa bei der Geschichte von dem "hundertprozentigen Mädchen" des japanischen Schriftstellers Haruki Murakami, die von den Schwierigkeiten berichtete, den idealen Partner zu finden. Dabei könne natürlich keiner den "Typ des hundertprozentigen" definieren. "Seinen hundertprozentigen Partner zu finden, ist ein Wunder des Kosmos" und seine Suche ging vom Blumenladen bis hin zu einer Probe des Orchesters mit einem Mädchen und seiner Geige in der Hand. Mit bestem Hemd und metallicblauer Fliege ging er deswegen nervös zur Vorstellung. "Es war die Liebe zur 2. Geige. Sie spielte Geige und er musste weinen." Und wirkungsvoll setzte dann auch Patricia Appel mit ihrem Lied "es war die Liebe zur 2. Geige" ein und zeigte ihr musikalisches Talent auch auf dem Schifferklavier. Der Bruch war da, auch in der Liebe des Mannes mit dem Mädchen der 2. Geige. "Manchmal geht es eben vorbei, bevor es begonnen hat."


Zum Heulen

Die Titel darauf "Wein nicht um mich Argentina", "weine nicht, kleine Eva" oder "weine nicht, wenn der Regen fällt" halfen zwar nicht viel, waren aber kleine Aufmunterungen, bevor Patricia Appel mit dem "ich hab geweint, heut Nacht" ansetzte. Der Frankenwein hatte zu diesem Zeitpunkt schon seine Wirkung nicht verfehlt und es folgte "ich habe gewhiskyt, gewodkat, gerumt, kein Wunder, dass mein Schädel so brummt". Mit dem "Ach Egon, ich würde ja nur aus Liebe zu dir" kamen dann wieder Aussagen wie "das Leben wäre einfacher, wenn ich dich nicht getroffen hätte."

Der zweite Teil des Abends nahm dann einen anderen Verlauf, denn Patricia stellte die Frage "wie krieg ich es denn hin, dass er mich auch mal als Frau wahrnimmt, nicht nur als Sängerin? Haben denn Männer keine Ideen?" Da trifft sie plötzlich auf einen Priester: "Ich stehe zwischen Kirche und Friseuse. Für mich keine Frage, von wem ich mich löse." Die Komplimente werden noch größer. "Du hast so süßen Augen - hat dein Vater eine Zuckerfabrik?"

Die Spannbreite der Rezitationen reichte von Wladimirs Kaminers russischem Kompliment-Stil bis hin zu Liebesbriefen von Victor Hugo, die er tausendfach mit seiner Geliebten Juliette Drouet wechselte oder auch orientalischer Anmache. Passend dazu natürlich auch die Liebeslieder und Chansons mit viel Amour in Italienisch und Französisch bis zum je t'aime mit Gefühl. Patricia Appel schaffte die Musiksprünge zwischen "Caruso" von Lucio Dalla bis hin zur Münchner Freiheit mit "solange man Träume noch leben kann".


Siegen lernen

Sehr wohltuend bei all den Liedern die einfühlsame Begleitung und Soundmalerei durch Jazzpianist Joachim Werner auf dem E-Klavier, auch mit eigenen Songs und im Duett mit Patricia. Und je mehr es zum Schluss ging, desto mehr kamen auch die Weisheiten auf den Tisch "um Frauen kämpfen, heißt siegen lernen" oder "das Glück hält meist selten, schon gar nicht, was es verspricht" bis hin zur Botschaft des Abends "im Wein liegt Weisheit" und dem Hinweis "Männer und Wein können doch nicht der Weisheit letzter Schluss sein."
Selbst die Zugabe, um die das Trio nicht herumkam, handelte vom fränkischen Weinfest vor dem Bratwurststand und "fiel mein Blick auf dein zartes Bein, o Frankenwein" oder vom ultimativen Liebesglück "morgendlich oder abendlich, täglich oder stündlich, berausche mich, liebe mich!" Und dass man zur Liebe auch gute Freunde braucht, unterstrichen sie mit dem Lied "Gute Nacht, Freunde".


Ausnahmeerscheinung

Die Besucher waren begeistert und hatten mit Patricia Appel sicherlich eine Ausnahmeerscheinung auf der kleinen Bühne und mit ihrem musikalischen Begleiter Joachim Werner und Rezitator Horst Kiss einen unterhaltsamen Abend erlebt mit Liedern und Texten über die Liebe, den Wein und so manchen Verhängnissen. Ob da bei dem einen oder anderen auch eigene Erlebnisse wach wurden, sei dahingestellt.