Amerikanische Faulbrut im Kreis Haßberge: Wie Bienenvölker in einen Teufelskreis geraten können
Autor: Andreas Lösch
LKR Haßberge, Mittwoch, 12. Juli 2017
Es ist eine tückische Seuche: Die Amerikanische Faulbrut befällt und vernichtet die Brut von Bienenvölkern. Die aktuelle Lage im Kreis Haßberge.
Allzu viel Ähnlichkeiten zwischen Bienen und Menschen gibt es auf den ersten Blick ja nicht, aber in einer Sache sind sie sich gleich: Es sind opportunistische Ausbeuter. Erkennen sie die Schwäche eines anderen, nutzen sie das aus. Brandschatzend ziehen/fliegen sie umher und bereichern sich an Hab und Gut des fremden Volkes.
Naja, das Bild ist nicht vollends stimmig, denn ein Bienenvolk plündert zwar den fremden Stock, steckt ihn aber nicht in Brand (zum Feuermachen fehlt den Bienen das Know-how). Mitunter kommt aber der kriegerische Beutezug die Angreifer teuer zu stehen, denn wenn sie Pech haben, holen sie sich so die Amerikanische Faulbrut ins Haus. Dann werden auch sie schwach und zu Opfern anderer Völker. Ein Teufelskreis beginnt.
Gegen Ende Mai dieses Jahres hat das Landratsamt Haßberge im Raum Ebern einen Sperrbezirk im Umkreis von drei Kilometern um mehrere Bienenstöcke eingerichtet, um genau dies zu verhindern: In Bienenvölkern an den Imkerstandorten Ebern und Rentweinsdorf war die Faulbrut festgestellt worden. Bienenstöcke in dieser Zone dürfen nun nicht versetzt werden und stehen unter behördlicher Beobachtung.
Ausgelöst wird die Amerikanische Faulbrut durch ein Bakterium. Dieses befällt die Bienenbrut, die dadurch abstirbt. In der Konsequenz auch fatal für die adulten Bienen, denn: Ein Volk, das keinen Nachwuchs produziert, ist dem Ende geweiht. Für Menschen besteht laut Landratsamt keine Gefahr, der Honig könne bedenkenlos verzehrt werden.
Sperrzone gilt weiterhin
Wie der Vorsitzende des Imkervereines Ebern und Umgebung, Helmut Sperber, erklärt (sein eigener Bienenbestand ist von der Seuche nicht betroffen), gilt diese Sperrzone weiterhin. Drei Kilometer deswegen, weil das in etwa der Radius ist, in dem sich Bienen um ihren Stock bewegen. Ist ein Volk befallen, erklärt Sperber, gibt es zwei Möglichkeiten: Den kompletten Bestand töten oder "sanieren". Letzteres heißt: Die erwachsenen Bienen, die von der Faulbrut nicht befallen werden, diese aber über Sporen in ihrem Haarkleid oder Darmtrakt weiterverbreiten können, kommen drei Tage lang in "Kellerhaft", also in Quarantäne, wo sie die Faulbrutsporen ausscheiden. Die verseuchte Brut (befallene Bienenlarven) wird laut Sperber derweil dem Stock entnommen, der dann gründlich gereinigt werden muss. Danach bleiben die Bienen unter Beobachtung, es wird mehrfach geprüft, ob die Seuche erfolgreich bekämpft wurde. Das geschieht derzeit im Raum Ebern.
Wie der Amtsveterinärarzt Werner Hornung vom Landratsamt in Haßfurt erklärt, gibt es zwei Kontrollen, normalerweise im Abstand von zwei Monaten. Es werden alle Stöcke in der Sperrzone geprüft. Die erste Kontrolle läuft noch, denn es wurden noch nicht alle Imker besucht, krankheitsbedingt konnten sie nicht teilnehmen. Dauert die erste Kontrolle noch länger an, kann sich die zweite bis ins kommende Jahr hinauszögern: Im Herbst sind die Brutbestände zu gering, um zuverlässige Faulbraut-Kontrollen durchzuführen. Bedenken, dass sich die Seuche aber massiv weiterverbreitet, hat Hornung nicht, das zeigten Erfahrungswerte bei vergangenen Befällen an verschiedenen Orten im Landkreis: "Wir haben die Faulbrut bislang immer in den Griff bekommen", sagt er.