Druckartikel: Am Geld scheiden sich die Geister

Am Geld scheiden sich die Geister


Autor: Helmut Will

Untermerzbach, Freitag, 21. Juli 2017

An Vorschlägen für die neue Nutzung historischer Bauten in Untermerzbach mangelt es nicht. Die Kostenfrage aber blieb bei der Präsentation unbeantwortet.
Die meisten Umnutzungsmöglichkeiten wurden für dieses Anwesen am Marktplatz 1 präsentiert.  Foto: Helmut Will


Machbar wäre viel in Untermerzach, um dort historische Anwesen einer neuen Nutzung zuzuführen und so zu erhalten. Studenten der Uni Bamberg waren mit Professor Gerhard Vinken in den Ort gekommen, um das Ergebnis ihrer Forschungen für die Gemeinde vorzustellen. Viele interessante Ideen und Vorschläge wurden aufgezeigt. Aber die Kostenfrage zog sich wie ein roter Faden durch die Präsentation.

Mit Studenten des Masterstudiengangs Denkmalpflege und dem Professor waren vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege von Schloss Seehof Thomas Gunzelmann und Christian Schmidt gekommen, die mit den Studenten zusammen gearbeitet hatten. Für die Gemeinde Untermerzbach war als Kenner der historischen Materie Verwaltungsleiter Edgar Maier anwesend, der bei den Forschungen als Ansprechpartner der Gemeinde zur Verfügung stand.

Zwei Themen stünden bei der Veranstaltung an, sagte der Professor. Zum einen die Erfassung der Denkmäler und zum anderen Vorschläge, wie man vorhandene historische Objekte sanieren und einer neuen Nutzung zuführen könne. Etwa 20 Bürger hatten im Feuerwehrschulungsraum Platz genommen, um den Ausführungen zu lauschen. Etwa Sabine und Georg Flaig aus Gereuth. "Wir wollen über die Geschichte etwas erfahren", sagten die beiden. Auch Renate Köhler aus Recheldorf war dabei. "Ich betreibe Ahnenforschung für meine Familie und vielleicht kann ich auch in dieser Richtung etwas neues erfahren", sagte sie.

Die beiden Denkmalschützer Gunzelmann und Schmidt erläuterten, Ziel der Forschung sei, die Anwesen "von hochrangiger fränkischer Qualität" zu erfassen und zu erkunden. Es sollte ein Überblick gewonnen werden, welchen Bedarf die Gemeinde und die Eigentümer alter Gebäude und Höfe haben sowie festzustellen, wie man die nutzen könnte.

Zur Einführung wurde ein Überblick anhand topografischer Karten gegeben, die Historie erläutert und das Grundsteuerkastaster und ein "Extraditionsplan" des 19. Jahrhunderts bemüht, um für spätere Erläuterungen die Basis zu schaffen. Vorschläge gab es auch, welche Gebäude eventuell unter Denkmalschutz gestellt werden sollten.

Zusammenfassend wurde festgestellt, dass die Bauten im Ortskern ein abwechslungsreiches und "äußerst harmonisches schützenswertes Bild" ergeben. Der Marktplatz und die alten Straßenzüge des Dorfes stechen in der Bausubstanz besonders hervor. "Untermerzbach zeichnet sich durch seine außergewöhnliche und vielschichtige Bausubstanz aus", wurde festgestellt.


Ein Haus für Handwerker?

Als Einzelobjekt wurde das Anwesen Marktplatz 1 von einer Gruppe vorgestellt. Für dieses Gebäude kamen wohl die interessantesten und vielseitigsten Anregungen. "Für dieses Anwesen ist der Denkmalwert vorhanden", sagte eine Studentin. Ein Handwerkerhaus könnte dort entstehen, oder auch wegen des großen Innenhofes ein Therapiezentrum, ein Ferien- oder auch ein Mehrgenerationenhaus. Ihre Ausführungen dokumentierten die Studenten mit eindrucksvollen Bildern, so dass ihre Vorstellungen nachvollziehbar wurden.

Die Frage von Vinken an die Zuhörer, ob sie sich so etwas vorstellen könnten, warf bei Gemeinderat Gerhard Roth die Frage nach den Kosten auf. Seiner Meinung nach sollte mehr "in Richtung Wohnraum" gedacht werden. "Dann bräuchten wir nicht so viele Neubaugebiete." Mehrere Handwerksbetriebe statt eines großen hält Georg Flaig für sinnvoll, weil dies auch effektiver sein könnte. Der Professor: "Eine Nutzung sollte stets die vorhandenen Substanzen im Auge haben und dass der Charakter erhalten bleibt. Was passieren kann, wird sich immer auf der wirtschaftlichen Seite entscheiden", sagte er.

Im Fokus stand auch die Bachgasse 5 (Gärtnerei Scholl), die orts- und regionaltypisch sei. Eine Umnutzung sei hier eher beschränkt. Es könnte eine Floristenwerkstatt entstehen oder auch eine Wohnhausnutzung unter Erhalt der prägenden Bausubstanz.

Da immer wieder die Frage nach den Kosten auftauchte, die niemand beantworten konnte, sagte Edgar Maier, dass geprüft werden müsse, von welchen Stellen Zuschüsse zu erwarten seien. Auch verwies er auf die gemeindlichen Programme zur Wohnraumförderung.