Druckartikel: Am Alter der Burgkapelle Altenstein ist nicht zu rütteln

Am Alter der Burgkapelle Altenstein ist nicht zu rütteln


Autor: Gerhard Schmidt

Altenstein, Montag, 17. März 2014

Neuere Erkenntnisse zur Baugeschichte der einstigen Burg Altenstein beschäftigten den "Burg- und Heimatverein" bei der Jahresversammlung. Der Verein um seinen Vorsitzenden Nicolaus Kapp ist aber nicht nur in der Geschichte "unterwegs", sondern auch in der Gegenwart sehr rege.
Ein Aushängeschild in Sachen Fremdenverkehr im Landkreis: Altenstein mit Ruine und Burgeninformationszentrum. Im Mittelpunkt der Anlage und eines baugeschichtlichen Referats des Vorsitzenden Nicolaus Kpp stand und steht die Burgkapelle (unser Bild). Archivfoto: Ronald Rinklef


Eine Ruine muss längst nichts Totes sein. In Altenstein zumindest herrscht übers Jahr hinweg lebendiges Treiben in und um die Ruine. In einem illustrierten Bericht zeigte der Vorsitzende, Nicolaus Kapp, bei der Hauptversammlung des Burg- und Heimatvereins Altenstein das Geschehen auf. Sein Rückblick reichte von der Beteiligung am "1. Mittelaltermarkt in Ebern" über eine Buchlesung mit Helmut Vorndran bis zur "Tour Natur". Man gestaltete zahlreiche Hochzeiten mit, für die sich in der Ruine ein malerisches Ambiente fad, und mit einer Kindergruppe wurde ein Kräutergarten gepflegt.

Das Verhältnis zum "Zweckverband Deutscher Burgenwinkel" und seine Managerin Inga Masemann habe sich gänzlich entspannt, auch wenn zu den schon lange vorliegenden Vereinsvorschlägen, den Eingangsbereich des Burgen-Informations-Zentrum Altenstein entsprechend den ursprünglichen Vorstellungen umzugestalten, noch keine Entscheidung getroffen worden sei, erklärte Kapp.

Weiter berichtete der Vorsitzende von der Absicht des Landkreises, die erfolgreiche Beteiligung am "Leader-Programm" fortzusetzen. Auch der Burgenverein werde sich beteiligen. Die Möglichkeit mit Unterstützung öffentlicher Stellen verschiedenste Projekte und den Landkreis weiter zu entwickeln und sogar noch zusätzliche Finanzmittel zu erschließen, sollte nicht vertan werden, wurde erklärt.

"Himmel und Hölle"

"Himmel und Hölle" war das Thema von Vorsitzenden Nicolaus Kapp, um die bauliche Entwicklung des Bereiches Kapelle und Süd-Tor zu erklären. Abgesehen von den noch sichtbaren Überresten, wobei der allerletzte Bogenrest über der "Hölle" Opfer des Winters 2012/13 wurde und einstürzte, gibt es kaum Informationen zur ursprünglichen Bebauung in diesem Bereich. Rekonstruieren lasse sich das vor vielen Jahren auseinander gebrochene Sandsteinplateau. Gleiches gelte für ein, wohl aus der Entstehungszeit der Burg stammendes, noch intaktes Gewölbe unterhalb der Kapelle. Nach Meinung des Vorsitzenden war das Gewölbe ursprünglich der Keller eines Hauses, das der Kapelle Platz machen musste.

Eine nach Süden anschließende, zweifach überwölbte Kluft sei wohl sicher ein Versorgungskorridor mit einem Karrentor in der Südfront gewesen, wurde erklärt. Schriftlich geäußerte Meinungen, die Kapelle sei später errichtet worden, als bisher angenommen, wies Kapp energisch zurück.

Eindeutig verbrieft

In der Kirchenchronik Altensteins sei eine Urkunde aus dem Jahre 1438 veröffentlicht worden, aus der zweifelsfrei hervorgehe, dass die Kapelle zu diesem Zeitpunkt bereits bestanden hat. Die Urkunde galt der Begründung für den Würzburger Fürstbischof Johann von Brunn, den Altensteinern eigenes Kirchenrecht zu übertragen. Da die Kapelle im Bereich des Chores auf einem Mauerunterbau mit deutlich sichtbaren Hinweisen auf den nördlichen Zwinger ruht, sei die Datierung des gesamten Baukomplexes Kapelle-Zwinger in das erste Drittel des 15. Jahrhunderts kaum zu widerlegen, meinte Kapp.
Es gehe um die Zeit, in der die Altensteiner eine Blütezeit erlebten und wohl auch durch die neue Territorialherrschaft über Mittel verfügten, das Ganze zu finanzieren. Sie konnten damit ihre örtliche Macht demonstrieren und wollten der in den Hussitenkriegen (1419-1436) durch Einsatz von Artillerie weiterentwickelten Wehrtechnik Rechnung tragen, hieß es.