Alte Mühle wird durch junge Familie zu Kleinod
Autor: Ralf Kestel
Bramberg, Samstag, 05. Juli 2014
Es klappert die Mühle am rauschenden Bach. Nein, das Mühlrad dreht sich nicht mehr. Vielmehr dreht sich alles um einen Kraftakt. Den haben Sabine Andres (38) und Ralf Hofmann (40) gestemmt: Sie haben der dem Verfall geweihten Bramberger Mühle in einer mittlerweile fünfjährigen Renovierungsphase neues Leben eingehaucht, ein Kleinod daraus gemacht.
Somit ein Denkmal gerettet. Dies sieht auch Bezirksheimatpfleger, Prof. Dr. Klaus Reder so. Auf seinen Vorschlag hin erhalten die Mühlenbesitzer den mit 25 000 Euro dotierten Förderpreis der Bezirkes Unterfranken ob des Erhalts historischer Bausubstanz. Ein Preis, der zuletzt auch für die Gastwirtschaft "Grüner Baum" in Jesserndorf verliehen wurde. Somit wurden zuletzt zwei Eberner Stadtteile mit diesem Preis bedacht.
"Geklappert" haben sie schon die Bauherren, als sie vor fünf Jahren das ehrgeizige Projekt angingen und nach langwierigen Verhandlungen den Kauf zum Preis von 200 000 Euro besiegelten. "Ihr seid doch verrückt, meinten viele Freunde", erinnert sich Sabine Andres. Und in der Tat haben "wir uns eine einzige Sparbüchse zugelegt".
Aber sie haben ihren Spaß daran. "Es war schon lange unser Wunsch, auf einem Grundstück in Alleinlage in historischer Umgebung zu leben und deswegen haben wir uns viele Objekte angeschaut, was meine Frau schon aufgeregt hat", erzählt Ralf Hofmann. Dabei verfügt Sabine über Erfahrung, stammt sie doch aus dem Gutsgasthof in Pettstadt.
Müllberge weggeräumt
"Den Ausschlag für Bramberg gab die trockene Bausubstanz, kein Schimmel und ich habe sofort das Riesenpotenzial erkannt", verteidigt Hofmann, der nach dem Abitur als Bankkaufmann gelernt hat und nun eine Versicherungsagentur leitet, die Entscheidung.
13 000 Quadratmeter Grund, darauf ein Denkmal, das 1231 als Wassermühle erstmals erwähnt ist und Bramburg wie die Bevölkerung in der Dörfern ringsum mit Getreide versorgte. Zum Denkmal gab's noch ein "Schmankerl": Müllberge en masse.
800 Jahre in Betrieb
Die Mühle war bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges, also 800 Jahre, in Betrieb, danach lange leer gestanden, seit 1998 aber wieder bewohnt, hat Sabine Andres herausgefunden. "Es gab aber kaum eine Ecke, die nicht im Rohzustand war", blickt Ralf Hofmann zurück. Einzig die frühere Käserei war "gut in Schuss".
Was folgte waren Monate und Jahre voller Einsatz und Eigenleistung. "Während der Bauphase hatte ich schon viele 14-Stunden-Tage", blickt Hofmann zurück, der auch die Handwerker selbst aussuchte. "Die kamen alle aus der Region, haben sich selbst eingebracht, zum Teil sogar gegenseitig hochgeschaukelt und hervorragende Arbeit abgeliefert", lobt der Bauherr und schließt dabei noch einen damit ein: Bernhard Joos, der Architekt der unteren Denkmalschutzbehörde am Landratsamt. "Der hat uns bestens beraten und mit Behörden gab's nie Schwierigkeiten."
Ferienwohnug wird stark nachgefragt
Die gab's auch nicht wegen der Ferienwohnung, die an Silvester 2010 erstmals belegt war. "Seitdem haben wir eine Belegungsquote von 60 Prozent. Die Gäste kamen schon aus Australien, England, Holland und den USA. Im August kommen die ersten aus Rußland."
Die Ferienwohnung ist mit einer kompletten Küche, drei Schlafzimmern, Wohnraum und Galerie, Bad und Terrasse ausgestattet. Die Gäste müssen sich also selbst versorgen. "Es gibt schon mal hausgemachte Marmelade oder einen fränkischen Schoppen und, wenn Kinder dabei sind, auch eine Einladung zum Grillen oder zum Stockbrot, ansonsten bleiben die Gäste aber auf sich gestellt."
Und die schätzen das. "Da kommen Geschäftsführer mit zwei Computern, die in Ruhe arbeiten wollen, aber auch Rentner, die eine andere Ruhe suchen. Wir haben eine Gruppe aus Nürnberg, die schon mehrfach da war, hatten aber auch schon eine Familie aus Ebern. Das ist echt interessant, wer da alles als Gast kommt", freut sich Hofmann.
Noch mehr freut er sich aber über den Denkmalschutz-Preis und die damit verbundenen 25 000 Euro. Denn: "Wir haben schon noch ein paar Baustellen." Sabine Andres: "Wir haben unser gesamte Vermögen in die Mühle investiert und zudem Kredite aufgenommen, aber ohne die Eigenleistungen, an denen auch unsere Familien maßgeblich beteiligt waren, und persönliche Entbehrungen gerade mit einem Kleinkind wäre dieses Projekt nicht durchführbar gewesen."
Aber die Mühlenbesitzer schmieden schon die nächsten Pläne. "Im Erdgeschoss fehlt noch ein Bad und der Ausbau eines Zimmers, das Dach der Hauptscheune muss neu gedeckt werden", blickt Hofmann als einstiger Hand- und Fußballer voraus. "Ich sammle schon Zinnen-Ziegeln und decke mit ab, da krieg' ich Ziegeln, die 1878 in Ibind gebrannt wurden. Und in Ostheim hab' ich schon wieder zwei Dächer. "
Und selbst eine gastronomische Nutzung schließt das umtriebige Paar für die Zukunft nicht aus. "Darauf wurden wir nach unserer Einweihungsfeier schon mehrfach angesprochen. Wir haben noch einiges vor."