"Allmilmö": kein Geld verdient
Autor: Andreas Lösch
Zeil am Main, Donnerstag, 02. März 2017
Der Zeiler Premium-Küchenhersteller hat sich auch auf sogenannte Projektgeschäfte eingelassen, allerdings lief dabei nicht alles nach Plan.
Bereits seit einiger Zeit läuft es nicht rund beim Premium-Küchenhersteller "Allmilmö". Das Zeiler Unternehmen "hat die letzten Jahre erhebliche Verluste gemacht", sagte Hubert Ampferl. Der Nürnberger Rechtsanwalt ist durch das Amtsgericht Bamberg als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt worden, nachdem die "La Cour Holding", zu der "Allmilmö" gehört, vor einer Woche die Reißleine gezogen und Insolvenz angemeldet hat.
Dabei gehe es um Millionenbeträge im unteren einstelligen Bereich, einen "zitierfähigen" Betrag konnte Ampferl zu dem Zeitpunkt nicht nennen, er ist gerade dabei, die von der Insolvenz betroffenen Betriebe (neben "Allmilmö" noch die Küchenhersteller "Zeyko" und "Nolff") der La-Cour-Gruppe zu prüfen und zu bewerten, um eine Sanierung vorzubereiten. Dabei sollen möglichst viele Arbeitsplätze erhalten werden. In Zeil sind rund 150 Stellen betroffen (in ersten Berichten hatte infranken.de die Information, dass es sich um knapp 200 Arbeitsplätze handelt, nach Angaben Ampferls sind es jedoch etwa 150).
"Sie verstehen ihr Handwerk"
Nachdem bei der Betriebsversammlung am Aschermittwoch die Zeiler Mitarbeiter über die Lage im Unternehmen informiert worden waren, hat Ampferl nach eigenen Angaben den Eindruck gewonnen, dass die Beschäftigten sich stark mit "Allmilmö" identifizieren, sie wollten die Krise gemeinsam durchstehen: "Sie waren sehr sachlich, haben konstruktive Fragen gestellt". Die Qualität der Angestellten sei hoch, "sie verstehen ihr Handwerk". Laut Ampferl haben die Gesellschafter die vergangenen Jahre immer wieder Geld in das defizitäre Unternehmen gesteckt, um die Verluste abzufangen und den Betrieb aufrecht zu erhalten.
Wie am Mittwoch der La-Cour-Geschäftsführer Werner Hörnschemeyer mitgeteilt hatte, hat sich durch die Verschiebung von Aufträgen die Situation nun zugespitzt. Etwa 1100 Küchen stehen quasi in der Warteschlange, um bei Auftraggebern vor Ort verbaut zu werden, allerdings Monate später als eigentlich geplant. Der Auftragswert: über vier Millionen Euro.
Rechnet man das runter, kommt man zu einem Einzelpreis von rund 3600 Euro pro Küche. Als Premium-Markenhersteller bedient "Allmilmö" allerdings normalerweise ganz andere Preisklassen, locker 10 000 Euro aufwärts. Bei den nun verschobenen Großaufträgen handelt es sich zum Beispiel um Küchen, die bei sogenannten Projektgeschäften durch Bauträger weltweit in größeren Objekten - etwa Hochhäuser oder Ferienanlagen - als kleine Zeilen verbaut werden (Ampferl: "kleine Küchen, hohe Stückzahl"). Vertraglich sei es so geregelt, dass der Auftraggeber die Auslieferung der Küchen verschieben kann, wenn zum Beispiel das gesamte Bauprojekt in Verzug geraten ist. Dass das in diesem Fall bei "Allmilmö" zu Schwierigkeiten führt, "ist Teil des unternehmerischen Risikos".
Preise unterschreiten
Der Küchenmarkt ist laut Ampferl stark umkämpft, es finde ein regelrechter Verdrängungswettbewerb statt. Die bestehenden Kostenstrukturen bei "Allmilmö" im Premiumbereich ermöglichten es eigentlich nicht, gewisse Preise zu unterschreiten, aber der Wettbewerb erfordere das wiederum. Bulthaup sei derzeit der einzige Premiumhersteller, "der Geld verdient". Etwa 20 bis 25 Prozent des Küchenmarktes teilten sich die Premiumproduzenten untereinander auf. Die übrigen Marktanteile liegen bei den Herstellern im Niedrigpreissegment. Dabei geht es laut Ampferl um eine ganz andere Größenordnung in der Produktion: Während "Allmilmö" etwa 5000 Küchen pro Jahr herstelle, seien es bei "Nobilia" etwa 2500 Küchen pro Tag. Dennoch sieht Ampferl gute Chancen, dass es bei "Allmilmö" weitergeht, denn das technische Know How in dem Betrieb sei sehr hoch. Interessenten, die bei einer Sanierung des Unternehmens über eine Auffanggesellschaft (übertragende Sanierung) einsteigen würden, gebe es bereits. Es handle sich um Wettbewerber beziehungsweise "strategische Investoren, die aus der Branche kommen", sagte Hubert Ampferl.
Wegen der Insolvenz-Anmeldung bei "Allmilmö" in Zeil ergriff auch Sands Bürgermeister Bernhard Ruß (SPD) beim Politischen Aschermittwoch in Eltmann kurz das Wort. Etliche Beschäftigte bei "Allmilmö" kommen aus Sand. "Es schaut sehr schlecht aus", erklärte er, als parallel die Betriebsversammlung lief. Anders als früher sei diese komplett abgeschottet, auch die Bürgermeister hätten keinen Zutritt. Kommunalpolitiker könnten den Lauf der Welt auch nicht verändern, aber man könne doch etwas Einfluss nehmen "und wir können die Leute mitnehmen, ihnen beistehen. Als Bürgermeister ist man manchmal auch Seelsorger", erklärte er.