Gleich vorweg: Was damals wirklich geschah, wer wie hieß und wer wann zur Krippe kam, um das Jesuskind zu ehren, das lässt sich nicht genau sagen. Eigentlich wollte der Fränkische Tag herausfinden, wer so alles dabei war, als Jesus Christus in einem Stall zu Betlehem Geburtstagsglückwünsche und Geschenke entgegennahm (beziehungsweise die Eltern Maria und Josef an seiner statt).
Der historische Kontext?
Name, Alter, Herkunft der Protagonisten: Das könnte doch ein Pfarrer wissen, ist schließlich sein Metier? Michael Erhart lacht, als er die Fragen hört. Auf vieles davon gebe es keine präzise Antwort, sagt der Zeiler Seelsorger und Chef der Pfarreiengemeinschaft "Am Weinstock Jesu". Im historischen Kontext gesehen, wird es sogar noch happiger: "Jesus, als er geboren wurde, war ein völlig unbedeutender Mensch", sagt Erhart. Erst später wurde er berühmt. Soll heißen: Die bekannten Krippenszenen, in zahlreichen weihnachtlichen Aufführungen und Darstellungen jährlich allgegenwärtig, sind Erzählungen, Geschichten. Denn Jesus zog erst als Erwachsener Aufmerksamkeit auf sich, etwa durch seine Bergpredigten.
Seine Anhängerschar wuchs damit und laut Pfarrer Erhart wurde so auch ein gewisser Mythos um die Person erschaffen. In verschiedenen Evangelien wird aus dem Leben Jesu erzählt.
Die Krippengeschichte mit den Heiligen Drei Königen ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich solche Erzählungen über die Jahrhunderte entwickeln und auch verändern können. Die Namen Caspar, Melchior und Balthasar etwa kommen in der Bibel gar nicht vor, auch von Königen ist nicht die Rede, und dass es derer drei waren, darauf hat man sich auch erst später festgelegt. "Es waren keine Könige, sondern Magoi", erklärt Erhart.
Magier statt Könige?
Magoi steht für Magier oder Zauberer, aber auch das ist nicht wörtlich zu nehmen, wie der Pfarrer erklärt: Vielmehr dürften es gebildete, gesellschaftlich höher gestellte Personen gewesen sein, die allerdings durch ihr Wissen und ihre Fähigkeiten (in der Bibel werden sie im Matthäus-Evangelium "Weise" genannt) zum Beispiel auch im Bereich der Astronomie gegenüber "einfachen Leuten" den Anschein erwecken konnten, als besäßen sie magische Kräfte. Wo sie herkamen? Vermutlich aus Mesopotamien (auch genannt Zweistromland, geprägt durch die Flüsse Euphrat und Tigris), sagt Erhart, aber auch hier gibt es verschiedene Überlieferungen und Annahmen.
Wichtige Botschaften
Der Pfarrer hat kein Problem damit, dass die Weihnachtsgeschichte, so wie sie heute erzählt wird, in der Form wohl nie stattgefunden hat. Aber darum gehe es auch gar nicht. Sie stecke voller wichtiger Botschaften, die dem Christentum Identität verleihen, sagt er. Um bei den Weisen zu bleiben, die später drei Könige wurden: Für die Krippenszene hat man drei Männer mit drei verschiedenen Geschenken gewählt, einer davon soll jung gewesen sein, der andere mittleren Alters, der dritte ein Senior, es sind also alle Altersgruppen vertreten. An der Krippe waren auch Hirten zugegen, damals ein harter Beruf, der von niedrigem gesellschaftlichen Rang zeugte, wie Erhart sagt. Die Botschaft sei deutlich: "Jesus ist für alle da, das Reich Gottes ist für alle da", sagt er. Ob arm oder reich, jung oder alt, "jeder darf kommen". Das Jesuskind in der Krippe sei ein Symbol, das ausdrückt, dass Gott keinen "Kämpfer geschickt hat, keinen Hass, sondern ein Baby", eine Friedensbotschaft, die keinen brutalen, ungnädigen Gott propagiert.
Die Frage des Alters
Übrigens: Die Darstellungen der Krippenfiguren erwecken oftmals einen falschen Eindruck, was ihr Alter betrifft. So etwa wird besonders Josef häufig als recht alter Mann gezeigt, was laut Erhart - im übertragenen Sinne - sogar treffend war: Josef war vermutlich höchstens 30. Nachdem zu jener Zeit die durchschnittliche Lebenserwartung etwa auch bei etwas mehr als 30 Jahren lag, war er nach diesen Maßstäben also alt. Maria dagegen dürfte zwischen 14 und 16 Jahre alt gewesen, sagt Erhart. Klingt für heutige Verhältnisse sehr jung, Maria war quasi noch ein Kind. Damals allerdings war es für Frauen keine Ausnahme, in diesem Alter Kinder zu gebären, so viel Zeit blieb ihnen ja nicht mehr, wenn man das Durchschnittsalter berücksichtigt.
Einer, der Krippen baut
Weniger den historischen Bezug als vielmehr die Darstellung der Weihnachtsgeschichte nach heutigem Brauch verfolgt der Knetzgauer Walter Märkl. Der 76-Jährige ist Krippenbauer, vor rund 30 Jahren hat er dieses Hobby intensiviert, wie er sagt, denn Weihnachtskrippen hat er sogar schon als Kind gebaut. Heute gibt er Kurse darin und ist im Kreis Haßberge sowie auch im Bamberger Raum dafür bekannt. Um die 100 Krippen hat der Knetzgauer gebaut, seine Werke können sich sehen lassen.
Details und Technik
Der Fränkische Tag hat ihn in seinem Haus in Knetzgau besucht. Die Details und Technik, die Märkl für seine Bauten anwendet, sind beeindruckend. Er setzt Krippen auch in verschiedenen Baustilen um, so hat er etwa zwei fränkische Fachwerkhäuser aus dem Knetzgauer Ortsteil Oberschwappach detailgetreu nachgebaut, daneben einen Stall mit Maria und Josef und dem Jesuskind und weiteren Protganisten, umgeben von weiteren fränkischen Häusern, im Hintergrund ein Steigerwald-Panorama. Aber auch orientalische Krippen baut er, dem Baustil um die Zeit Jesu Geburt nachempfunden. Oder Wurzelkrippen, für die Baumstümpfe samt Wurzel verwendet werden. Märkl restauriert auch Krippenfiguren, und er hat es dem Fränkischen Tag ermöglicht, das für diese Geschichte benötigte Foto anzufertigen: Die Krippe hat er entsprechend umgestaltet. Gemeinsam mit den Knetzgauer Krippen-freunden hat er zudem die Großkrippe am Rathaus der Kommune verwirklicht. Zu Weihnachten ein beliebter Treffpunkt.