Ärger um Verkehrsberuhigung in Ebern
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Dienstag, 26. November 2013
Die vermeintliche Verkehrsberuhigung in Ebern sorgt für Diskussionsstoff. Sicher auch bei der Bürgerversammlung am Mittwochabend in der Rathaushalle. Anlieger beklagen immer noch viele Durchfahrer und Raser.
Jedes Strichlein steht für ein Fahrzeug. Gerhard Einwag (65) hat genau hingeschaut und mitgezählt. Die Feststellung, wonach der Verkehr in der Ritter-von-Schmitt- und Kapellenstraße durch die neue Innenstadtzone nachgelassen hat, mag er gar nicht verstehen. "Es fahren immer noch viel zu viele durch die Stadt und nicht über die Verteilerspange", erwidert er auf eine Bemerkung, die Berthold Schineller von der Polizeiinspektion Ebern bei einer Zwischenbilanz nach drei Monaten geäußert hatte.
Das Thema dürfte auch bei der Bürgerversammlung am Mittwochabend um 19 Uhr in der Rathaushalle zur Sprache kommen. Dort steht Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) letztmals Rede und Antwort. Die Ratstermine für 2014 hat er (bis Ende April) schon festgesetzt, Bürgerversammlungen sind keine mehr vorgesehen.
Fast Nachbarn
Der Bürgermeister und Gerhard Einwag haben eines gemeinsam: Sie wohnen im gleichen Straßenzug. Nur: der eine in einem rückwärtigen Anwesen, der Rentner Einwag fast direkt an der Fahrbahn.
Und so hat er sich am Samstag bei Arbeiten im Hof mächtig geärgert, über die Autos, die ohne Unterlass an seiner Ausfahrt vorbei düsten.
Und irgendwann tauschte er den Besen gegen einen Stift ein und hockte sich mit Block ans Fenster. 90 Fahrzeuge zählte er allein zwischen 11.45 und 12 Uhr. "Da war der Wertstoffhof-Betrieb schon vorbei", liefert Einwag noch gleich ein Analyse der gesammelten Daten nach.
Über insgesamt drei Stunden - auf einen Zeitraum von 11 bis 19.30 Uhr verteilt - erstreckten sich die Erhebungen des Verkehrszählers: 476 Fahrzeuge passierten sein Anwesen (215 stadtauswärts, 251 stadteinwärts) während dieser Zeit. "Wenn ich das hochrechne, komme ich auf 1863 Autos."
Kaum anders die Zahlen an einem Werktag, die Gerhard Einwag eruierte: 855 gezählte Fahrzeuge in 5,66 Beobachtungsstunden, verteilt auf den Zeitraum von 8.30 bis 19.30 Uhr. 466 Verkehrsteilnehmer waren in Richtung Sandhof unterwegs, 389 fuhren zur Innenstadt.
Kein Rückgang feststellbar
Diese Zahlen untermauern nach fester Überzeugung des Anwohners, der schon Plakataktionen organisiert hatte, dass "der Verkehr auf keinen Fall weniger geworden ist".
Und noch eine subjektive Einschätzung liefert Einwag nach: "Und es wird viel zu schnell gefahren, Tempo 30 ist für die meisten ein Fremdwort." Und deshalb wundert es ihn, dass das Geschwindigkeitsmess- und zählgerät "in jeder Siedlung aufgestellt wird, wo doch nur Anwohner herumfahren, nicht aber an der Westeinfahrt, um den Durchgangsverkehr einmal zu zählen und zu bremsen".
Den Erfolg der verkehrsberuhigten Innenstadtzone stellt der Anwohner somit grundsätzlich in Frage. Damit steht er nicht allein.
Unterschiedliches Meinungsbild
An einer Internetumfrage auf www.infranken.de in der vergangenen Woche (21. November) beteiligten sich über 100 Leser. Die meisten Teilnehmer (35 Prozent) bringen in dieser nicht repräsentativen Umfrage die Meinung zum Ausdruck, dass die frühere Regelung besser gewesen ist. 18 Prozent erkennen dagegen Fortschritte, wobei noch Nachholbedarf besteht, 16 Prozent erkennen generelle Verbesserungen. Immerhin 14 Prozent fordern noch weitergehende Eingriffe, wie eine Einbahnregelung.