Druckartikel: Ärger über Geocaching-Schätze im Kreis Haßberge

Ärger über Geocaching-Schätze im Kreis Haßberge


Autor: Friederike Stark

Haßfurt, Mittwoch, 05. Oktober 2016

Sie liegen im Wald herum und warten darauf, gefunden zu werden: Geocaches. Förster Hans Stark aber freut sich nicht, wenn er einen Schatz findet.
Hans Stark (links), der Leiter des Universitätsforstamts Sailershausen, und sein Kollege Björn Lieblein haben in dieser Schlucht unterhalb des Diebsbrunnens im Sailershäuser Wald einen Geocache in einer Baumwurzel gefunden. Eine Stelle, die nach Meinung der beiden Forstleute nicht für Geocaching geeignet ist, da das Gebiet unter Naturschutz steht.  Foto: Friederike Stark


Mitten im Wald bei Sailershausen, unterhalb des Diebsbrunnens, kraxelt Hans Stark, der Leiter des Universitätsforstamts Sailershausen mit seinem Kollegen Björn Lieblein in eine Schlucht hinab. Sie müssen trotz fester Schuhe ordentlich aufpassen. Es geht steil hinab, immer wieder suchen sie Halt an einem Bäumchen. Dann sind sie angekommen. Angekommen an einem sogenannten Geocache.

Stark steckt seinen Arm bis zur Schulter in eine morsche Baumwurzel. "Hier war einer der Schätze versteckt", sagt er. Die beiden Förster betonen, sie hätten nichts gegen Geocaching, die GPS-Schnitzeljagd, bei der Schätze in der Natur per GPS-Koordinaten gesucht werden. "Aber müssen die Sachen denn in Plastikrohre gesteckt und an solch schwer erreichbaren Stellen mitten in der Natur versteckt werden?", fragt Hans Stark. Zudem stehe die Schlucht unter Naturschutz.

Wegen des Geocaches aber trampeln viele Leute täglich durch die Schlucht. Zumindest den Einträgen im Logbuch, das in das Plastikrohr gesteckt war, nach zu urteilen. "In dem Logbuch waren für einen Tag sogar sechs Einträge zwischen 9 Uhr morgens und 23 Uhr nachts", erzählt Lieblein und fügt hinzu: "Ich will mir gar nicht vorstellen, was los ist, wenn einer der Geocacher in der Dunkelheit in die Schlucht fällt und sich verletzt."


40 Caches auf 80 Hektar

Stark und Lieblein stolpern immer wieder über diese Geocaches. "Wir suchen nicht gezielt danach, aber an manchen Stellen liegen so viele, da kann man gar nicht anders", erklärt Lieblein.

So sind es im Waldgebiet Seeholz nach Schätzungen der beiden Förster rund 40 Geocaches auf höchstens 80 Hektar. Da könne, so sagen die beiden, schon mal alle 200 Meter ein Schatz herumliegen. "Das sind richtige Rundwege, die Geocacher für andere Geocacher legen", sagt Lieblein.

Wie der Zeiler Pfarrer Michael Erhart. Er ist in seiner Freizeit als Geocacher unterwegs - und als "Owner", also als jemand, der für andere Geocacher Rundwege legt. "Selbstverständlich versuche ich, meine Caches nur an Orte zu legen, die gut erreichbar sind und nicht die Natur stören", sagt Erhart. Er hat ebenfalls einen Rundweg im Sailershäuser Wald.

Und wie es der Zufall will, ist Förster Björn Lieblein über genau diesen gestolpert. Allerdings nicht an den Orten, an denen Michael Erhart seine Caches versteckt hatte. "Am Wegesrand lagen einige Plastikrohre, in denen Logbücher und Fundstücke lagen", erzählt Lieblein. Unbekannte hatten die Rohre vermutlich vom eigentlichen Versteck entfernt und einfach an den Weg geworfen.

Nach kurzer Suche im Wald und ein wenig Internetrecherche haben Lieblein und Stark herausgefunden, dass es sich bei den sechs Rohren um einen Teil der Schätze eines Geocaching-Rundweges handelte. "In den Rohren waren die Kontaktdaten desjenigen, der den Rundweg gelegt hatte", berichtet Stark weiter. Er habe daraufhin den Geocacher angerufen und hatte Pfarrer Michael Erhart an der Strippe. "Der war natürlich nicht begeistert, dass seine Caches nicht mehr an ihrem Platz liegen", sagt Lieblein.

Das bestätigt Erhart auf Nachfrage: "Es ist nicht leicht, geeignete Stellen für solche Rundwege zu finden. Die Stelle im Sailershäuser Wald ist für mich jetzt natürlich verbrannt", sagt Erhart enttäuscht. Aber er lobt auch das Vorgehen der Förster. "Genau für eine solche Situation, wenn die Geocaches stören, habe ich ja meine Kontaktdaten in den Behältern hinterlegt", sagt Erhart.

Erhart und die beiden Förster sind so verblieben, dass Erhart einen neuen Weg legen kann, sich dann aber vorher melden soll. "Damit klar ist, dass seine Sachen an geeigneten Stellen liegen", sagt Hans Stark.


"Cache in, trash out"

Wobei die Förster dennoch nicht begeistert davon sind, dass die Behälter aus Plastik sind. Doch das geht laut Erhart kaum anders, schließlich halte nur Plastik der Witterung stand. Holzkisten, wie sie Stark vorschlägt, seien einfach nicht geeignet. Doch Stark hat Sorge, dass die Schätze in Vergessenheit geraten und dann "überall im Wald Plastikmüll herumliegt".

Das aber würde laut Erhart bei Geocachern, die sich an die Regeln halten, nicht passieren. "Ich habe den Rundgang, um den es hier geht, im Juli gelegt und bin ihn seither fünf Mal abgelaufen, um zu prüfen, ob noch alles in Ordnung ist", erklärt Erhart und schiebt sogleich hinterher, dass es bei Cashern das Motto "Cache in, trash out" gibt. "Wir sind durchaus bemüht, unseren ,Spielplatz", die Runden oder auch Einzelcaches, sauber zu halten, und achten darauf, dass kein Müll herumliegt und wenn, nehmen wir ihn mit", betont er.

Stark und Lieblein haben sich mit Erhart einigen können, da er verantwortungsvoll sein Hobby praktiziert. Doch es gibt eben, wie der Cache in der Schlucht beim Diebsbrunnen zeigt, auch andere Fälle. "Ich habe nichts gegen das Hobby, aber die Leute sollen eben gut überlegen, wo sie ihre Caches verstecken. Und wenn sie sich unsicher sind, sollten sie die Besitzer besser um Erlaubnis fragen", wünscht Stark.