"Ach Gott, wer macht denn sowas?"
Autor: Helmut Will
Jesserndorf, Donnerstag, 02. Juni 2016
Die Zerstörung des "Marterla am Kreuzschlag" durch Unbekannte sorgt in Jesserndorf und Umgebung für Empörung.
Entsetzt ist man in Jesserndorf, vor allem beim dortigen Haßbergverein. Karin Rügheimer aus Bühl hat bei einem Spaziergang am Dienstag entdeckt, dass das "Marterla am Kreuzschlag", an der Verbindungsstraße zwischen Bühl und Straßenhof gelegen, vom Sockel gestoßen wurde. Die reinen Wiederherstellungskosten belaufen sich auf gut 2000 Euro, wie Heinz Fausten bei einem Gespräch am Donnerstag sagte.
Dem heimatverbunden Fausten, der sich seit vielen Jahren in seinem Heimatort, auch als Mitglied beim dortigen Haßbergverein, für den Erhalt kultureller Güter stark macht, ärgert diese Tat von Vandalen besonders. Dabei ergießt er sich nicht in wüste Beschimpfungen auf vermeintliche Täter, sondern ist einfach nur traurig, dass es Menschen gibt, deren Zerstörungswut nicht zu bremsen ist.
Spielte Alkohol eine Rolle?
Warum muss man so was tun, fragt sich Fausten der sich sicher ist, dass das Marterl keinem Sturm zum Opfer gefallen ist, dafür stand es zu stabil. "Es wurde vorsätzlich umgestoßen." Er weiß, dass das Marterl am Fronleichnamstag noch stand. Sein Blick gleitet neben dem Marterl über den Boden. Er zeigt auf zwei Bierflaschenkapseln, die dort offensichtlich noch nicht zu lange liegen. "Gampertbräu Weissenbrunn", ist auf den Bierkapseln zu lesen. "Hat da auch Alkohol eine Rolle gespielt", fragt sich der ehemalige Stadtarbeiter von Ebern. Der Wald, an dessen Rand das Marterl stand, gehörte früher denen von Truchseß, sagt er. Einer ihrer Nachfahren habe das vor einigen Jahren einmal auf einer alten Flurkarte belegen können. Heute ist er im Besitz der Stadt Ebern, die somit auch Eigentümerin des Marterls ist. Ob der Bildstock gegen Vandalismus versichert ist, kann Heinz Fausten nicht sagen. Das will der Leiter des Bauamtes Ebern, Martin Lang abklären.
Der Nachwelt erhalten
"Ich denke, dass der Haßbergverein Jesserndorf sich an den Wiederherstellungskosten beteiligen wird", zeigt sich Fausten zuversichtlich. Er verhehlt nicht, dass er absolut dafür ist, so etwas der Nachwelt zu erhalten, selbst wenn er hier bei Diskussionen im Haßbergverein nicht immer auf Gleichgesinnte stößt. Im Verein wurden vor der Missetat schon Überlegungen angestellt, das Relief, quasi den Kopf des Bildstocks, restaurieren zu lassen. "Billig wird das nicht. Die Summe von 10 000 Euro wurde uns hier von einer Fachfirma genannt", erläutert der Wanderführer aus Jesserndorf.
Infolge der Sachbeschädigung wird wohl noch mit höheren Kosten zu rechnen sein.Im Jahr 1991, so erzählt Fausten, wurde der Bildstock mit einem neuen Schaft versehen. August Bohley, der Wegewart des Haßbergvereins in Jesserndorf, kümmert sich mit seinen Enkeln um das Umfeld von Marterln, so auch bei dem jetzt am Boden liegenden. "Er schneidet die Marterl von Zeit zu Zeit frei, sodass sie nicht einwuchern", sagt Heinz Fausten.
Die Nachricht, dass das "Marterla am Kreuzschlag" beschädigt wurde, hat sich in Jesserndorf in der "Gaststätte Hümmer" wie ein Lauffeuer verbreitet. Die betagte Wirtin, Klara Hümmer, habe entsetzt ausgerufen: "Ach Gott ach Gott, wer macht denn so was." Wegewart August Bohley habe sich mit seinem Fahrrad auf den Weg gemacht und die "Schandtat" in Jesserndorf in Umlauf gebracht.
"Vielleicht kann ja jemand etwas dazu sagen was Hinweise auf den oder die Täter gibt. Das sollte der Polizeiinspektion in Ebern, die den Vorgang aufgenommen hat, mitgeteilt werden" bittet Fausten seine Mitbürger.
Wallfahrtsweg führt vorbei
Fausten weist noch darauf hin, dass der Weg zwischen Bühl und Straßenhof von Wallfahrern genutzt wird, die auch an dem Marterl vorbei kommen. "Früher zogen die Wallfahrer an den Marterln immer den Hut", erzählt er. Er verweist auf Kreisheimatpfleger Günter Lipp. Nach dessen Nachforschungen an der Stelle ein Jäger erschlagen worden sein soll. Stifter des Marterls seien der Jäger Lorentz Heilmann und seine Frau Dorodea gewesen. Das habe man vor etwa 50 Jahren noch entziffern können. "Das durch Vandalismus vieles zerstört wird, damit müssen wir leider leben", sagte Heinz Fausten nachdenklich und fügt hinzu: "Nur Schade, dass hierdurch ehrenamtliches Engagement mit Füßen getreten, Kulturgut oft unwiderruflich zerstört wird und enorme Kosten für die Allgemeinheit entstehen."
Ermittlungen
Noch ist die Eberner Polizei bei den Ermittlungen zum zerstörten Marterla nicht weitergekommen.
Wer zur Aufklärung beitragen kann, wird gebeten, sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen. Die PI Ebern ist unter der Telefonnummer 09531/9240 zu erreichen.