Georg Koeniger hatte in Haßfurt mit einer furiosen "Lesung" aus seinem jüngsten Wirk die Lacher auf seiner Seite
Der Weg eines Radfahrers ist gepflastert mit besonderen Anstrengungen, schönen Momenten, unzähligen Pannen und tollen Begegnungen. Wer könnte diese Erlebnisse besser erzählen, als der passionierte Radfahrer Georg Koeniger? Bei seiner Lesung beim Kulturamt Haßfurt im Gewölbekeller der Stadthalle gab der Autor, Kabarettist, Schauspieler, Regisseur und Produzent seinen begeisterten Zuhörern amüsante Kostproben aus seinem Buch "Bis dass die Autotür uns scheidet".
Georg Koeniger wurden als gebürtigem Münsteraner nach eigenen Aussagen "die Speichen in die Wiege" gelegt. "Wenn keine Autotür dazwischenkommt, werde ich mein Fahrrad mit ins Grab nehmen", so seine Worte.
Die Münster der Welt "Münster ist nicht nur die Stadt der Radfahrer, sondern auch die Produktionsstätte vieler Münster in der Welt wie beispielsweise des Straßburger
Münsters, des Ulmer Münsters oder des Londoner Westminsters", führte er seine Gäste humorvoll in den Abend ein. Mit weiteren kabarettistischen Anspielungen auf seine Heimat Westfalen und seine Mundart entführte der Autor die Besucher anschließend in die Welt seiner "Lebensabschnittsgefährten", wie er seine verschiedenen Räder nennt.
Mit den Worten: "Die Holländer haben offensichtlich kein Interesse daran, anderen Völkern das Leben zu erleichtern" beschrieb er seine Schwierigkeiten, bei einem Hollandrad einen platten Reifen zu wechseln. "Solange es solche Räder gibt, kann es keinen Frieden zwischen den Völkern geben", so sein Fazit.
In aller Kürze Gelächter lösten auch seine Schilderungen vom wahrscheinlich kürzesten Radweg der Welt in der Semmelstraße in Würzburg aus, an dessen Ende Radfahrer lange Zeit ein
Knöllchen kassierten. "Der Weg diente offensichtlich nur dazu, die Radler dazu zu bringen, am Ende ahnungslos über die Fußgängerampel zu fahren, die sie allerdings ordnungsgemäß zu Fuß hätten überqueren müssen", erklärte Georg Koeniger, der nach seinem Umzug von Münster nach Würzburg einen Kulturschock bekam. "Ich habe immer noch eine Umrechnungstabelle bei mir, damit ich zum richtigen Zeitpunkt am Treffpunkt bin, wenn sich jemand mit mir um viertel zwölf verabredet. Außerdem habe ich extra einen VHS-Kurs belegt, um das mir bis dahin unbekannte Wort fei richtig setzen zu können!"
Amerikanisches Fahrrad Seine Erfahrungen von seiner ersten und letzten Fahrt mit einer Rennradgruppe, von seinen Abenteuern in den USA mit einem amerikanischen Fahrrad, bei dem alle Naselang die Speichen brachen und mühselig ersetzt werden mussten, vom
Hunger, der einen Radfahrer unablässig quält, oder von einem einmaligen Ausflug mit seiner Freundin auf einem Tandem riefen ebenfalls große Heiterkeit hervor. Zumal sich im Publikum viele Radfahrer befanden, die die heiteren und weniger lustigen Erlebnisse durchaus nachvollziehen konnten.
"Auch ich könnte ein Buch über unsere Radtouren schreiben", sagte Christa Schrenk aus Wülflingen lachend. "Was Georg Koeniger schildert, ist wie aus dem richtigen Leben. Weil er noch dazu so humorvoll schreibt, hat mir der Abend sehr gut gefallen." Auch ihre Tochter Susanne Schlereth aus Haßfurt, die ihrem radbegeisterten Lebensgefährten die Karte für die Lesung zum Geburtstag geschenkt hatte, war voll des Lobes. "Ich fand die Lesung sehr schön, weil ich mich direkt angesprochen gefühlt habe. Schließlich bin ich in einer Radfahrerfamilie aufgewachsen", sagte sie. Am Ende bekam Georg Koeniger vom Kulturamt Haßfurt ein Fahrrad geschenkt, das in Haßfurt gestrandet und von seinem Besitzer niemals abgeholt worden war.