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800 000 Zuschauer warten


Autor: Redaktion

Haßfurt, Mittwoch, 04. Januar 2017

Für viel Wirbel sorgte das Vorhaben des ZDF, den Sonntagsgottesdienst live aus Ritterkapelle Haßfurt zu übertragen. Ein Blick auf die Tage im Vorfeld.
Pfarrer Stephan Eschenbacher und Diakon Manfred Griebel berichten von den Vorarbeiten für den ZDF-Fernsehgottesdienst am 8. Januar in der Haßfurter Ritterkapelle (von links). Foto: Judith Wagenhäuser


"Wer getauft ist, sieht den Himmel offen", ist das Thema des Haßfurter Gottesdienstes am Sonntag, 8. Januar. Die Taufe des Herrn und den Abschluss der Weihnachtszeit können diesmal nicht nur die Haßfurter Christen in der Kirche, sondern deutschlandweit alle, die das ZDF einschalten, zusammen feiern. Von 9.30 bis 10.15 Uhr wird live aus der Ritterkapelle übertragen - erfahrungsgemäß, teilte das ZDF mit, feiern zwischen 700 000 und 800 000 Zuschauer jeden Sonntag den Gottesdienst mit.

Im Juli hatte Pfarrer Stephan Eschenbacher der Anfrage des ZDF nach Absprache mit allen Verantwortlichen zugesagt. Weil hinter einem solchen Vorhaben aufwändige Vorbereitungen stehen, sind Pfarrer Eschenbacher, Diakon Manfred Griebel und Elisabeth Grasser, die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, schon im Oktober zu einem Treffen nach Frankfurt gefahren. Bei der Tagesschulung haben sich alle Gemeindeverantwortlichen getroffen, aus deren Kirchen das ZDF 2017 live überträgt.


Im November wurde es konkret

Wie alles hinter den Kulissen gelaufen ist und noch läuft berichteten die Verantwortlichen am Dienstag bei einem Gespräch mit der Presse. Konkret wurde alles erst Mitte November, obwohl schon vor Weihnachten alles hat stehen müssen. Die erste Probe mit den Verantwortlichen des ZDF und den Beteiligten aus Haßfurt fand am Nachmittag des vierten Advent statt.

Die Herausforderung besteht bei einer Fernsehübertragung darin, den Gottesdienst auf exakt 44 Minuten, 30 Sekunden zu planen - die Sendezeit. Pfarrer Eschenbacher und Diakon Manfred Griebel stand deshalb ein erfahrener Berater zur Seite, mit dem das 28-seitige Drehbuch erarbeitet wurde - Einleitung, Lieder und Predigt dürfen ein Limit nicht über- und unterschreiten. Und es gilt nicht nur, wie gewöhnlich, die kirchliche Feier inhaltlich zu gestalten und zu planen, sondern die Ideen für das Fernsehen auch technisch umzusetzen.


Freie Hand

Reglementierungen wegen des Inhalts gab es von Seiten des ZDF nicht, berichtet Eschenbacher. Natürlich sollten die liturgischen Texte, die für das jeweilige christliche Fest, wie vorgesehene Lesungen aus dem Evangelium, tatsächlich im Gottesdienst vorkommen. Auch aktuelle und bedeutsame Ereignisse dürfen spontan in die Messe mitaufgenommen werden - aber die Sendezeit gilt dennoch.

Das Auftreten und Sprechen im Fernsehen mit dem Ziel, die Zuschauer zu Hause im Wohnzimmer zu erreichen und die festliche Stimmung eines Gottesdienstes zu vermitteln, das will geübt sein: Deshalb werden alle Beteiligten noch am Freitag in Aussprache, Mimik und Gestik von Profis geschult.


90 Haßfurter helfen mit

Diakon Griebel lobt die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten: Neben den Mitarbeitern des ZDF engagieren sich gut 90 Haßfurter, damit alles wie am Schnürchen läuft. Für einige Gemeindemitarbeiter gab es sogar eine Telefonschulung: Nach dem Fernsehgottesdienst kann bis 18 Uhr in Haßfurt angerufen werden.

Diese telefonische Verfügbarkeit soll das gemütliche Beisammensein nach der Kirche, das im Fernsehen nicht möglich ist, ersetzen und den Menschen die Möglichkeit zum Gespräch bieten. Die Erfahrung hat gezeigt, dass viele Zuschauer gerne telefonische Rückmeldung geben und ihre Impressionen vom Gottesdienst mitteilen, sich für bestimmte Inhalte, die Kirche oder die Stadt, aus der gerade übertragen wurde, interessieren. "Die Rückmeldung ist für mich besonders spannend, darauf freue ich mich", sagt Griebel.

Für die Haßfurter ist das nicht das erste Mal: Neben dem Radiogottesdienst, der 2016 aus Haßfurt im Deutschlandfunk gesendet wurde, hat bereits 2003 die Übertragung eines Gottesdienstes von Pfarrer Reinhold Schmitt aus der Pfarrkirche stattgefunden. Manfred Griebel erinnert sich an die positive Resonanz und ist stolz, dass Haßfurt damals die höchste Einschaltquote aller Fernsehgottesdienste des ZDF hatte.


Ein bisschen nervös

Für Pfarrer Eschenbacher ist es der erste Live-TV-Auftritt: "Ein bisschen Anspannung ist schon da, man macht das ja nicht jeden Tag", gibt der Geistliche zu. Um die Predigt trotz Nervosität frei halten zu können, bereitet er sich besonders vor.
Wegen der Aufbauarbeiten sind der Floriansplatz und die Ritterkapelle schon ab Freitag, 6. Januar, nicht mehr zugänglich. Besonders wichtig ist Pfarrer Eschenbacher und Manfred Griebel, dass alle - egal ob groß oder klein - am Sonntag eingeladen sind. Allerdings müssen diesmal alle Besucher bis 9 Uhr in der Kirche sitzen, weil danach die Übertragung technisch vorbereitet werden muss.