500 Quadratmeter fränkische Technik in Gran Canaria
Autor: Ralf Naumann
Eltmann, Mittwoch, 14. August 2013
Die Eltmanner Firma "Estec" lieferte vor Kurzem eine der größten Solaranlagen, die in Gran Canaria stehen. Sie wurde auf einem Hoteldach aufgebaut. Auf einem immer schwieriger werdenden Markt überzeugt offenbar die Qualität.
Qualität "made in Eltmann" gibt es seit einigen Wochen auf der spanischen Ferieninsel Gran Canaria. Uwe Marx und seine Mitarbeiter der Firma "Estec EnergieSpar Technik GmbH" haben in Mas palomas eine der größten Solaranlagen auf dieser Insel errichtet. Das "Riu Club Hotel" hat nun 500 Quadratmeter Module auf dem Dach. "Das für 639 Zimmer benötigte Wasser sowie die vier Süßwasserpools mit einer Gesamtfläche von 1400 Quadratmetern werden damit erwärmt", erklärt der Inhaber und Geschäftsführer von "Estec", Uwe Marx. Er hat die Firma vor 16 Jahren gegründet. "Nach Marktanalysen, was Wachstum und Zukunftschancen betrifft", fügt er hinzu. Jede Art der Nutzung erneuerbarer Energien sei einer der richtigen Wege in die Zukunft, hieß es schon vor Jahren, erinnert er sich. "Denn eins ist sicher: die herkömmliche Energieversorgung hat ihren Höhepunkt überschritten, mit all ihren Konsequenzen, die wir selber noch zu spüren bekommen und schon heute feststellen können. Hochwasser im Frühjahr und Hitzewellen im Sommer."
Der Ingenieur Uwe Marx beschäftigte sich von Anfang an mit dem Energiesparen. Erst waren es "thermische Solaranlagen, die noch heute die effizienteste Art der Nutzung erneuerbarer Energien darstellen", wie er sagt. Hinzugekommen sind Biomasseanlagen wie Pelletheizungen, Holzvergaser oder ab 2004 Photovoltaikanlagen, "wenn vielleicht auch anders, als sich viele vorstellen", erklärt Marx. Mit einem Stromkonzern und einer Firma aus Mainz hat er ein Photovoltaik-Modul zur Dachinte gration entwickelt: "Wir lieferten für die produzierten Module die anlagenspezifischen Dacheinfassungen europaweit", sagt der gebürtige Saarländer.
Trotz Krise punktet Qualität
Trotz der Krise liefert und konzipiert der 51-Jährige mit seiner Firma weiter Photovoltaik-Anlagen. Bei den Modul-Produzenten ist Marx wählerisch. Er lehnt Fertigungen aus Indien und China, "die billig am Hamburger Hafen verschleudert werden, ohne dass langfristige Kunden-Lieferantenketten gesichert sind", ab. Er kauft in Deutschland und Österreich ein, denn das gibt ihm "langfristige Produktqualität", und die ist Uwe Marx "äußerst wichtig. Wir entwickeln unsere Produkte größtenteils selber und lassen sie bei den führenden Unternehmen in Europa produzieren."
So würden die Sonnenkollektoren bei Europas größtem und modernsten Hersteller produziert, bei dem auch einige der Mitbewerber ihre Kollektoren in eigenem Namen fertigen lassen. "Estec" liefert seine Produkte an ortsansässige Handwerksbetriebe. "Häufig planen wir gemeinsam die kompletten Heizanlagen und berechnen diese für unsere Installateure in aufwendigen Simulationsprogrammen", sagt Marx. Doch nicht nur im Landkreis, in Bayern oder in Deutschland sind die Eltmanner vertreten, sondern derzeit in zehn Ländern Europas und darüber hinaus.
17 Mitarbeiter betreuen die Märkte. Die am weitest entfernten Anlagen befinden sich in Südafrika und Russland. Produktkenntnis und Systemerfahrung waren wohl ausschlaggebend für den Großauftrag auf den Kanaren. Die Projektbetreuung übernahm "Estec Spanien". Gemeinsam hat man die Anlage auf dem Hotel in Mas Palomas geplant und gleich mit dem Installateur vor Ort besprochen.
In der ersten Ausbaustufe fanden 200 Flachkollektoren mit jeweils 2,5 Quadratmetern auf dem Flachdach des Hotels ihren Platz. Überwacht wird die Anlage durch ein in der Firma entworfenes Regler-Programm mit Internetanbindung. So lässt sich die Anlage jederzeit von jedem Ort aus überwachen. "Überzeugt hat die Betreiber der Hotelkette das ausgewogene Konzept, die Produktqualität und die große Energieeinsparung", freut sich Uwe Marx über das Vertrauen.
Alles in drei Wochen aufgebaut
Probleme beim Transport gab es übrigens nicht. Versendet, verzollt und verschifft wurden die 200 Kollektoren inklusive der dazugehörigen Befestigung, alle Kleinteile und Reglereinheiten mit einem 40-Fuß-Container über Bremerhafen. Im Hafen von Las Palmas kam der Container dann auf einen Lkw, um den Rest der Wegstrecke nach Mas Palomas gebracht zu werden. "Von Transportbeginn bis zur Erstinbetriebnahme der Solaranlage vergingen gerade einmal drei Wochen." Marx ist sehr zufrieden über den reibungslosen Ablauf. "Alles war bis ins kleinste Detail geplant, um den Eröffnungstermin nicht zu gefährden."
Weitere Hotels sollen folgen. Mittlerweile ist der Exportanteil bei "Estec" auf 20 Prozent gestiegen. In nahezu allen europäischen Ländern sind Solaranlagen aus Eltmann zu finden. "Qualität und Leistungsfähigkeit zahlt sich aus. Es ist schon ein Erfolg, Anlagen dieser Größenordnung zu errichten", zieht der Firmengründer ein äußerst positives Fazit.
Angst vor einem ausufernden Wettbewerb mit China hat er unterdessen nicht. "Mit Billigprodukten ist derzeit bei solchen Projekten nicht zu rechnen, da neben der Produktqualität auch ein sehr großes Fachwissen der Systemtechnik erforderlich ist. Und das wird nicht aus China mitgeliefert." Da laut Marx in der Solarthermie wesentlich mehr Systemwissen nötig ist als im Photovoltaik-Bereich, werde man "sicher noch einige Vorteile haben. Doch auch hier erwarte ich einen Wettbewerb, auf den wir uns ständig einstellen." Also arbeitet der Eltmanner "Golbal Player" nur mit führenden Produzenten in Europa, die mit ihrem Produktionsstandard und Automatisierungsgrad mithalten. "Und genau deshalb werden wir auch in Zukunft bei solchen Projekten wie auf Gran Canaria mitarbeiten können."
Sonnenwärme hat Zukunft
Der 51-Jährige prophezeit der Sonnenwärme und effizienten Heizanlagen eine rosige Zukunft. "Nirgends am Haus lässt sich schneller Geld sparen, als mit der Heizanlage in Kombination mit Sonnenkollektoren", ist sich Marx sicher. 40 Prozent des deutschen Energiebedarfs fließt ins Heizen. In Millionen Haushalten seien die Heizanlagen älter als 20 Jahre. "Umrüsten auf verbrauchsarme Heizanlagen in Verbindung mit Solarthermie ist die Zukunft." Allerdings gehöre dazu auch, dass sich viele Installationsbetriebe "intensiv damit beschäftigen müssen, obwohl es diese Techniken schon sehr lange gibt." Die guten Installateure würden schon heute sehr erfolgreich in diesem Segment arbeiten. Ein großes Manko: "Leider gibt es davon noch zu wenige."