250 Einwohner und eine Kommunbräu: inFranken-trifft in Junkersdorf
Autor: Klaus Angerstein
Königsberg in Bayern, Montag, 20. August 2018
Junkersdorf in den Haßbergen, das sind knapp 250 Einwohner in etwa 60 Wohngebäuden. Eine Kirche gibt es und einen Hausbrauverein.
Beinahe hätten wir auf dem Weg zu unserem Einschlagsort ein im Maisfeld aufgescheuchtes Reh über den Haufen gefahren - das hatten wir auch noch nicht. Das Rotwild war aber auch das einzige, was wir im näheren Umfeld unseres Pfeileinschlags mitten auf einem Acker in der Nähe von Junkersdorf an Leben erspähen konnten. Nichts als Gegend - ansonsten keine Menschenseele. Nach einer kurzen Pause peilen wir bei über 30 Grad in nicht vorhandenem Schatten deshalb die Ortschaft an. In der Mittagshitze haben sich natürlich in der 250-Seelengemeinde ebenfalls alle verdrückt. Wir suchen unser Heil in der auf einer Anhöhe errichteten Kirche. Immerhin, die Tür ist offen. Wir stehen in einer evangelischen Chorturmkirche, das Langhaus knapp 300 Jahre alt. Anders der Chorraum, hier finden sich interessante Fresken und Wandmalereien aus der Zeit um 1450. Für denjenigen, der sich in der Nähe aufhält, durchaus einmal ein lohnender Abstecher. Am Pfarrhaus gleich neben der Kirche braucht allerdings nicht geläutet zu werden, es steht leer. Wohl auch die dazugehörige Pfarrscheune.
Wir suchen immer noch einen Junkersdorfer und erspähen in Kirchennähe eine Art offenstehender Werkstatt, die zur Garage umfunktioniert wurde. Endlich schaut auf der gegenüberliegenden Seite jemand aus dem Fenster. Anne-Marie Treutlein erzählt uns, dass ihr verstorbener Vater früher als Schmied gearbeitet hat. Die alte Schmiede mit Esse und allem nötigen Werkzeug ist noch komplett vorhanden, dient heute allerdings als Garage. Ihr Mann Oswald kommt dazu.
Von ihm erfahren wir, dass sich die Treutleins jedes Jahr beim Königsberger Faschingsumzug betätigen und dass es im Ort jede Menge Vereine gibt, angefangen vom Gesangsverein, dem Brauverein, dem Posaunenchor und Gartenbauverein, bis hin zum Feuerwehrverein, dem Obst- und Gartenbauverein und dem Anglerverein. Der veranstaltet jedes Jahr an Fronleichnam ein über die Ortsgrenzen von Junkersdorf hinaus bekanntes Anglerfest.
Und sonst? Geschäfte? Kneipen? Ein Arzt? Betriebe? Fehlanzeige. Nichts. Halt! Nicht ganz. Einen Betrieb gibt's im Ort, den Maschinenbau Hölzer. Für uns das Signal zum sofortigen Aufbruch. Nichts wie hin also. Das stellt auch kein größeres Problem dar, weil das Unternehmen zu Fuß innerhalb weniger Minuten erreicht ist. Vor der Betriebshalle stoßen wir auch gleich auf den Chef Gerd Hölzer. Der hat zwar nicht mit uns gerechnet, gewährt uns aber dennoch einen kurzen Blick in seine Produktionshalle. Sondermaschinen und Spezialwerkzeuge für die Kunststoffindustrie stellt Hölzer hier zusammen mit zehn Mitarbeitern her.