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2000-Watt-Flitzer fegten mit 80 "Sachen" über den Hermannsberg


Autor: Ralf Naumann

Sand am Main, Montag, 23. Juli 2018

Erstmals richtete das RC Car Buggy-Team des Sander Motorsportclubs auf seiner Rennstrecke am Hermannsberg die deutsche Meisterschaft von Elektro-Buggys aus.
Flogen am Wochenende auf dem Sander Hermannsberg bereits die ersten Prototypen der "Flug-Taxis" durch die Luft? Nein, mehrere Rampen oder Bodenwellen im Parcours katapultierten die kleinen Elektro-Buggys bei der deutschen Meisterschaft in die Höhe.Ralf Naumann


Mit einem Formel-1-Grand-Prix konnten und wollten die Veranstalter nicht konkurrieren, denn es gab auf der kleinen Rennstrecke am Hermannsberg am Wochenende zwei gravierende Unterschiede: Die Größe der Fahrzeuge sowie deren Motorgeräusche, die eher dem Summen von Bienenschwärmen glichen. Es ging rein elektrisch zur Sache, denn zu Gast war sozusagen die "Formel E im Miniformat".
Knapp 60 Top-Piloten aus der ganzen Republik waren zur deutschen Meisterschaft von Elektro-Buggys der Klasse ORE 8 gekommen, um ihre kleinen 2000-Watt-Flitzer mit bis zu 80 Stundenkilometern um den 270 langen Meter langen Parcours mit der anspruchsvollen "Vierer-Kombination" (vier Sprünge hintereinander) oder der Steilwandkurve zu jagen und ihren Champion zu ermitteln. Darunter waren auch die Lokalmatadoren Jonas Bauer, Max Zösch, Hajo Sauer und Daniel Eggersdorfer, die wie ihre Konkurrenten an den zwei Renntagen mit dem stellenweise schlammigen Untergrund und Pfützen zu kämpfen hatten.
Diese waren nicht gut für die meist nur spritzwassergeschützten Regler der "Buggys", wie MSC-Pressechef Bruno Keeß erläuterte. Dringt nämlich zu viel Wasser in diese Bauteile zur Erhöhung der Spannung (vergleichbar mit einem Gaspedal bei Autos) ein, müssen ihre Besitzer im schlimmsten Fall einen sehr teuren "Totalschaden" befürchten. Dieses Szenario trat dann auch siebenmal ein. Dass es auf der anderen Seite auch merklich abgekühlt hatte, bezeichnete Keeß derweil als "eher gut, weil dann die Temperatur des Reglers im Normalbereich ist".


Hohes Drehmoment

Für Jonas Bauer, Sohn von MSC-Spartenleiter sowie "Offroad"-Referent beim DMC (Deutscher Minicar-Club), Ralf Bauer, nahm bereits zum dritten Mal an einer deutschen Elektro-Meisterschaft teil. "Es ist etwas schwieriger zu fahren", erklärte der 19-Jährige, der seit zwei Jahren nicht nur mit seinen "Verbrennern", sondern auch elektrisch unterwegs ist. "Vor allem durch das hohe Drehmoment, das von Anfang an abgegeben wird." Mittlerweile hat sich Jonas Bauer an die Umstellungen beziehungsweise Herausforderungen gewöhnt. "In die Top 10 auf jeden Fall", lautete deshalb sein Ziel bei seinem "Heim-Grand-Prix", nachdem er sich zuletzt in Bad Oeynhausen den 16. Platz erfahren hatte.
Nach den Trainingsläufen, den zehnminütigen Qualifizierungsläufen, in denen so viele Runden wie möglich absolviert werden mussten, und in den insgesamt elf Finalläufen, eingeteilt in A- und B-Läufe, schloss Jonas Bauer den Wettbewerb allerdings auf Platz 17 ab - einige Fahrfehler "und eine Ladung Pech" waren die Ursache.
Bescheidener gab sich von vornherein Teamkollege Max Zösch, der in erster Linie "erfolgreich mitfahren" wollte. Und erfolgreich bedeutete im Fall der 26-jährigen Zeilers, sich einen Platz unter den ersten 24 Teilnehmern zu sichern und somit für das B-Finale zu qualifizieren. Zösch, der vor zehn Jahren mit dem Modellsport angefangen hat, sprach derweil ebenso wie Bauer von "großen Unterschieden" zwischen Elektro- und Verbrenner-Buggys. Dabei fühlt er sich mit einem Elektromotor unter der Haube "ein Stück weit stressfreier. Ich fahre auch erst seit zwei Jahren und bin damit sehr zufrieden."


Die weiteren Platzierungen

Während Zösch am Ende exakt auf den von ihm anvisierten Rang 24 fuhr, landete Daniel Eggersdorfer auf Platz 19 und Hajo Sauer nach technischem Ausfall auf Platz 27. Sieger wurde Micha Widmaier vom MCC Nufringen, gefolgt von Jörn Neumann (AMC Langenfelden), der bereits mehrere Male Europameisterschaften in der Klasse "Elektro" gewann. Auf den dritten Platz fuhr Burak Kilic (BIG Hamburg). Alle Ergebnisse sind im Internet unter www.mscsand.de nachzulesen.
Gibt es eigentlich noch einen richtigen Vorteil eines "Benziners"? "Ja", betonte Bruno Keeß: "Beim Auftanken. Das geht wie beim normalen Auto sehr schnell. Ein Akku dagegen muss für etwa 25 Minuten aufgeladen werden." Dafür, räumt er ein könne man mit "Elektros" viel besser und wesentlich schneller beschleunigen.
Verbrennungs- oder Elektromotoren bei den ferngesteuerten Renn-Buggys. Wo liegt nun die Zukunft? "Von der Leistung her betrachtet, müsste ich sagen, Elektro", sagte der 50-jährige Prappacher, erklärte jedoch, dass dann ein bisschen der Sound und der Spaß fehlen würden. "Der Verbrenner", lautet deshalb seine Meinung, "wird nicht aussterben. Dafür macht er zu viel Spaß."