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150 Rebstöcke in Augsfeld zerstört


Autor: Brigitte Krause

Augsfeld, Mittwoch, 11. Sept. 2013

In einem beispiellosen Akt von Gemeinheit hat ein Unbekannter in einem Weinberg am Trauf der Hohen Wann hohen Schaden angerichtet. Der Täter hat dabei nicht nur finanziellen Ärger beschert, sondern die Winzer auch grausam ins Herz getroffen.
Der Weinstock transportiert noch Wasser aus der Erde nach oben, er möchte seine Früchte versorgen. Die sind aber nicht mehr da. Ein Unbekannter hat die Rebe fein säuberlich zersägt. Fotos: Brigitte Krause


Das Wasser tropft langsam vom Stumpf, die Rebe sieht aus, als würde sie verbluten. So ist es ja auch. Langsam weicht alles Leben aus diesem Stock, der sich in 25 Jahren am Trauf der Hohen Wann tief in den Boden gegraben hat und zu voller Kraft herangewachsen war.

In der Blüte ihrer Jahre - ein Weinstock ist am fruchtbarsten zwischen dem sechsten und dem 35 Jahr - hat ein Unbekannter am Weinberg bei Zeil 150 Reben zerstört. Durch gezieltes Zersägen des Hauptstamms, sechs Zentimeter über dem Boden.

Die Schnitte sind zügig ausgeführt, Rebe für Rebe wurde "enthauptet", sauber und gekonnt. Es dauert wohl eine halbe Minute, bis so ein kinderarmdicker Strang durch ist. Da hat einer ganze Arbeit geleistet. Und das nun das dritte Mal.

Michael Schmitt (39) verdeckt mit der Hand seine Augen, er steht mit seinem Vater Erich (62) voll ohnmächtiger Wut und fast ein wenig fassungslos auf dem Grundstück, von dem man einen weiten Blick ins Maintal hat. An diesem sonnigen Tag unter dem wolkenbetupften Himmel ein Paradies, das man auf der Bank unter der nahen mächtigen Eiche genießen könnte.

Wenn da nicht dieser Unbekannte wäre, der sich die Familie Schmitt nun schon das dritte Mal vorknöpft. 2012 hat der Anonymus zwei Mal zugeschlagen. Im Juli standen die Schmitts, die im Haßfurter Stadtteil Augsfeld eine Gastwirtschaft betreiben und ihren Wein ausschenken, schon einmal im Flurstück "Heck" auf ihrem Besitz. Im Abstand von drei Wochen sägte der Unbekannte da 100 Reben ab.

Eine Frage der Zeit

Es ist ein Schaden, den man nicht eben mal so auf die Schnelle beheben kann. Die 900 Stöcke, Müller-Thurgau der Großlage "Zeiler Kapellenberg", brauchten ihre Zeit, um zu wachsen. Weinberge sind wie ein Wald auf Generationen angelegt. Deswegen schmerzt der Blick auf die blutenden Stümpfe Vater und Sohn. Da hat einer so gearbeitet, "dass der Stock auch wirklich kaputtgeht", sagt Erich Schmitt. Die Enttäuschung drei Wochen vor der Ernte ist groß. Schaden? Irgendwo um 10.000 Euro. Der ideelle Schmerz ist nicht zu beschreiben.

Am Dienstagmorgen hat der Senior das Elend entdeckt, das ganze Kirchweih-Wochenende über hatte er, wie er sagt, ein ungutes Gefühl. Gerade im Blick aufs letzte Jahr. Der Unbekannte hat gezielt eine Zeit ausgewählt, in der die Schmitts in ihrer Gastwirtschaft zeitlich gebunden waren. "Ich hab schon jedes Mal Angst gehabt, wenn ich auf den Weinberg raufgegangen bin", erzählt Erich Schmitt. Die Enttäuschung sitzt tief.

Wirtschaftlicher Schaden

Den beiden Männern steht "richtig viel Arbeit" ins Haus. Die abgestorbenen Reben müssen aus den Drahtgittern gelöst werden; sie müssen neue, junge Pflanzen setzen. Sechs Jahre lang werden sie - nach 2012 - einen nun noch geringeren Ertrag haben.

Etwa einen Hektar bewirtschaften die Schmitts, alles Traditionsweinberge, die früher die Augsfelder Bauern kleinteilig bearbeitet haben. Es ist ein herrliches Fleckchen Erde hier heroben in Sichtweite und fast vis a vis des Kreisverkehrs zwischen Haßfurt und Zeil.

Die Schmitts pflegen mittlerweile etliche Weinberge an dem Berghang zwischen der Hohen Wann und der Stadt Zeil. 4000 Reben. Auf dem Keuperboden gedeihen Dornfelder und Domina, Bacchus, Silvaner und Müller-Thurgau. Aber ausgerechnet an einem schwer zugänglichen Weinberg hat sich der Unbekannte festgebissen.

Es ist ein Stück in der Gemarkung Krum, wo es schon mal Ärger wegen Wildverbiss gab. Deswegen haben die Schmitts die Erlaubnis bei der Regierung von Unterfranken eingeholt, ihren Weinberg einzäunen zu dürfen.

Der Unbekannte hat den Weg offenbar genau gekannt, hat sich überdies extra Zugang verschafft, die Tore geöffnet, um hier hereinzukommen.

"Zu beweisen ist nichts", meint Erich Schmitt traurig. Sein Sohn und er haben Anzeige erstattet. Das haben sie letztes Mal auch gemacht. Aber was wird das bringen? Hier heroben kann die Polizei nicht regelmäßig Streife fahren...

Die Polizei ermittelt

Immerhin ermittelt nun die Polizeiinspektion in Haßfurt ganz offiziell. Die Beamten gehen von einem Sachschaden in Höhe von 7000 Euro aus, wie der Bericht der Polizei am Mittwoch deutlich macht. Der unbekannte Vandale hat sich in der Zeit von Sonntagmorgen bis Dienstagnachmittag betätigt und in der Gemarkung Krum, nordöstlich von Augsfeld, insgesamt 150 Rebstöcke abgesägt.

Zeugen werden gebeten, sich bei der Polizeiinspektion Haßfurt unter der Telefonnummer 09521/9270 zu melden. Erich und Michael Schmitt haben 5000 Euro Belohnung ausgesetzt für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen. "Das ist es uns wert", sagen beide mit bitterem Blick über ihren Weinberg.