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12/12/12: Wer heiratet im Landkreis Haßberge?


Autor: Andreas Lösch, Eckehard Kiesewetter

Ebern, Mittwoch, 12. Dezember 2012

Die Schnapszahl-Jahre sind vorerst vorbei. Am Mittwoch stellt sich der Kalender auf 12/12/12. Diesen Tag nutzen im Landkreis Haßberge 16 Paare, um sich trauen zu lassen. Nicole Rausch und Oliver Hellmuth zum Beispiel wollen sich in Ebern das Ja-Wort geben.
Den 12.12.12 haben Nicole Rausch und Oliver Hellmuth erst seit vier Wochen ganz dick im Kalender stehen; Jetzt wird geheiratet. Foto: Eckehard Kiesewetter


Der 12. Dezember ist, wenn man das Jahrtausend unterschlägt, ein nettes Schnapszahldatum. In der Schreibweise 12.12.12 bekommt man eine schöne Zahlenkombination, die einen besonderen Tag noch mal ein bisschen besonderer macht - wenn man denn auf solche Zahlenspielchen steht. Wie etwa die meisten der 16 Bräute und Bräutigame, die sich am Mittwoch im Landkreis Haßberge das Ja-Wort geben wollen. Dabei bietet die Zukunft immer mal wieder ein vollkommenes Datum an. Zum Beispiel den 2.2.2222. Verständlich, dass die heiratswilligen Schnapszahl-Liebhaber im Landkreis aber nicht mehr so lange warten wollen.

Schnell entschieden
Warten kam für Nicole Rausch und Oliver Hellmuth so gar nicht in Frage. Die beiden hatten sich schon länger überlegt, bald mal zu heiraten. Dann kam ihnen vor etwa vier Wochen der 12.12.12 in den Sinn, und schon war die Entscheidung gefallen.

"Da bleibt nicht mehr viel Zeit zum Vorbereiten", sagt die 37-Jährige, die wie ihr sechs Jahre jüngerer Mann bei FTE arbeitet. Sie ist Kontrolleurin, er arbeitet im Wareneingang.

Einen Polterabend hat es nicht gegeben. Nur die beiden Elternpaare kamen gestern Abend in Ebern überraschend vorbei und haben ein wenig Porzellan vor der Wohnungstür zerdeppert. Auch die Hochzeit (nur standesamtlich) planen die beiden im kleinen Rahmen - "mit 14 Leuten", sagt Nicole Rausch.

Die beiden kennen sich seit dem Jahr 2001. Ein Paar wurden sie 2009, und seither wohnen sie gemeinsam mit Katze "Happy" in der Hermann-Löns-Straße in Ebern. Zuvor musste ihr Freund täglich von Sulzdorf an der Lederhecke nach Ebern fahren.

Heißer Auftakt
"Gefunkt" hat es beim Ballonglühen in Ebern, sagen die beiden. Dabei ist auch die Liebe erglüht. Romantisch mit Blumen hat Oliver Hellmuth seiner Braut den Antrag gemacht, und auch bei Schwiegermutter Ingrid sprach er mit Blumen vor. "Fast ein bisschen altmodisch", grinsen die Schwiegereltern.

Das Datum hat dem Brautpaar gefallen, "weil's einfach a schöne Zahl is - 12.12.12." Als Eselsbrücke für später, wenn man nach langen Ehejahren vergesslich wird, will das Paar die Zahlenkombination nicht verstanden wissen. "So was merkt man sich doch", findet die Ebernerin - und blickt ihren Oliver mit großen Augen an.

Ob's auch um 12.12 Uhr sein dürfe, haben sie beim Standesamt gar nicht erst gefragt. "Das war alles schon Organisiererei genug." Um 15 Uhr werden sie sich vor Standesbeamtin Gudrun Fausten im Rathaus das Ja-Wort geben. Als einziges Paar an diesem Tag in Ebern.

"Das Datum wird überbewertet"
Nachgefragt in den Standesämtern im Landkreis, geben sich die zuständigen Beamten recht nüchtern, wenn es um das Thema Schnapszahl-Hochzeit geht. "Das Datum wird überbewertet", findet etwa Michael Baiersdorfer, der Standesbeamte in Ebern. An einem solch besonderen Datum zu heiraten, "war mal Mode"; das habe aber nachgelassen, sagt er.

Sein Zeiler Kollege Wolfgang Kühl hat diesmal keine zeremonielle Arbeit als Standesbeamter. In den vergangenen Jahren war an solchen Daten mehr los, erklärt er, aber scheinbar "haben sich alle ausgetobt". Das mit den Schnapszahlen ging Ende des alten und Anfang des neuen Jahrtausends "Schlag auf Schlag".

So geht's noch heuer den Haßfurter Standesbeamten: Fünf Paare möchten hier am 12.12. die Ehe schließen. "Das sind etwas mehr als sonst", erklärt Bianca Baum. Besonderen Stress bedeutet das aber auch nicht. Sie selbst wird zwei, ihr Chef drei Trauungen machen. Für sie persönlich ist das Datum, an dem geheiratet wird, nicht entscheidend. "Da gibt es Wichtigeres."

Kapazitäten frei
In Eltmann wollen heute drei Paare vor Simone Schöpplein treten, um zueinander und vor dem Gesetz "Ja" zu sagen. Dass sie am 12.12.12 heiraten, sei bei allen dreien kein Zufall. "Das Datum war ausschlaggebend", erklärt Simone Schöpplein. Dem Wunsch kommt sie natürlich gerne nach. "Zehn Trauungen könnten wir auch machen, wir sind ja drei Standesbeamte."

In der Verwaltungsgemeinschaft Hofheim wollen fünf Paare die Ehe schließen (zwei in Königsberg, drei in Hofheim). Der Standesbeamte Werner Mock sagt, dass so viele Hochzeiten "für die Jahreszeit" viel sind, was nahelegt, dass das Datum gezielt wegen seiner besonderen Zahlenkombination ausgewählt wurde. Ansonsten finden heutzutage die meisten Hochzeiten "im Wonnemonat Mai" statt, sagt Mock.

Eher ein Zufall
Einmal heiraten heißt es in Rauhenebrach. Und tatsächlich war das Hochzeitsdatum hier eher ein Zufall gewesen, erklärt Standesbeamter Ferdinand Karbacher. "Die wollten das nicht unbedingt. Sie hätten auch am Dienstag geheiratet." Aber der Termin hat gut gepasst.

Sein Sander Kollege Matthias Klauda traut heute niemanden, und auch er hat das Gefühl, dass es den Sandern egal ist, welches Datum der Kalender zeigt. "Das ist halt ganz witzig, oder man kann es sich gut merken, aber ansonsten sehe ich das recht nüchtern." Ebenfalls keine Trauung gibt es in Untermerzbach, Oberaurach und Ebelsbach. In Maroldsweisach dagegen will sich heute ein Paar das Ja-Wort geben.