Druckartikel: 1000 Jahre Zeil - Geschenk eines Jahrtausends

1000 Jahre Zeil - Geschenk eines Jahrtausends


Autor: Klaus Schmitt

Zeil am Main, Sonntag, 24. Juni 2018

Die Stadt Zeil feierte ihre Gründung 1018 mit einem bunten historischen Fest, das Tausende von Besuchern an zwei Tagen anzog.
Sie setzten die Stadtgründung in Szene, von links: Bürgermeister Thomas Stadelmann, Stadtrat Harald Kuhn und Pfarrer Michael Erhart.  Klaus Schmitt


Wenn es einen Ort gibt, an dem man ein Stadtjubiläum feiern kann, dann ist es die Zeiler Altstadt. Historische Bauten, Fachwerk und Pflaster auf den Straßen waren der passende Rahmen für ein Fest, auf das am Wochenende nicht nur Zeil, sondern auch die Kommunen in der Nachbarschaft, ja sogar der Freistaat Bayern schaute. Tausende von Besuchern kamen, obwohl das Wetter am Samstag nicht ganz mitspielte.

Zur 1000-Jahr-Feier mit zahlreichen Aktionen, Ausstellungen, Musik, Vorführungen und besonderen Angeboten für alle Altersgruppen, verteilt über die Altstadt und angrenzende Straßen, war der bayerische Justizminister Winfried Bausback (CSU) gekommen. Er wohnte der offiziellen Eröffnung am Samstagnachmittag bei und begab sich anschließend mit dem Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD) und Landrat Wilhelm Schneider (CSU) auf einen Rundgang, der deutlich machte: Hier wird Geschichte lebendig. Eine Stadt ist stolz auf ihre 1000 Jahre, die den Bürgern allerdings nicht nur freudige Ereignisse bescherten, sondern auch schwere Zeiten mit sich brachten.

Bausback würdigte Zeil als eine "wunderschöne Stadt". Er gratulierte den Menschen zu den 1000 Jahren und dem, was sie in etwa 40 Generationen aus ihrer Gemeinschaft gemacht haben. "Es ist ein großartiges Fest, wenn man 1000 Jahre feiern kann", sagte der 52-jährige Landespolitiker aus Aschaffenburg. "Zeil bildet eine Heimat."

Heimat ist ein wichtiger Begriff in diesem Zusammenhang. Kaiser Heinrich II. wusste vor 1000 Jahren offenbar, was gut für eine Stadt ist. Er wünschte: "So möge euch Zilin wachsen und gedeihen und allzeit ein Ort sein und bleiben, der den dort Lebenden Heimat, dem Müden Zuflucht, dem Durstigen Erquickung und dem Fremden ein guter Gastgeber ist. So möge man in 1000 Jahren auf diesen Tag zurückblicken und sagen: ,Ja, all das war, ist und wird Zeil sein und für immer so bleiben.'"

Ob diese Sätze dereinst wirklich so gesagt worden sind, ist eher unwahrscheinlich. Diese Aussage bildete die Schlussbemerkung in einem Szenenspiel, das am Samstag und am Sonntag jeweils zur offiziellen Eröffnung des Festes zur 1000-Jahr-Feier der Stadt auf der Bühne am Marktplatz aufgeführt wurde. Darin wurde die Stadtgründung im Jahr 1018 nachgestellt. Was den Inhalt anbelangt: Die Kernaussagen würde sich Zeil sicher auf die Fahnen schreiben.

Die kleine Szene spielten der Kaiser Heinrich (Stadtrat Harald Kuhn), Bischof Eberhard von Bamberg (Pfarrer Michael Erhart) und der Abt des Klosters Michelsberg in Bamberg (Bürgermeister Thomas Stadelmann). Er nahm dabei ein "gesiegeltes Schreiben" aus den Händen des Bamberger Bischofs und des Kaisers entgegen, wonach das "Cent Zilin" (Zeil) in den Besitz des Klosters Michelsberg übergehen soll - das ist die Gründung der Stadt Zeil 1018.

Das Stadtjubiläum 1000 Jahre Zeil wurde am Samstag und Sonntag mit einem großen Fest in der Altstadt und umliegenden Straßen gefeiert. Historische Gewänder und Aktionen prägten das Bild auf den Straßen und Plätzen und in vielen Höfen, die Privatleute geöffnet hatten. Über unterschiedliche Themen konnten sich die Besucher, die zu Tausenden gekommen waren (vor allem am sonnigen Sonntag), informieren. Die Geschichte der Landwirtschaft spielte ebenso eine Rolle wie die Entwicklung der Steinindustrie, bei der Zeil eine besondere Rolle spielte. Und hier kommt auch wieder Bamberg ins Spiel, denn noch heute wird bei Sanierungen für den Dom Sandstein aus Zeil verwendet. Bamberg war mit einem nachgebauten Tretkran vertreten, wie er in früheren Jahrhunderten gebraucht wurde, um Lasten - wie etwa die Steine - in die Höhe zu bringen.

Und neben dem Kran probierten am Stand der traditionsreichen Zeiler Steinhauer vor allem die Kinder, ob sie mit dem Klüpfel umgehen und damit einen Stein bearbeiten können. Wie etwa der siebenjährige Lorenzo, dessen Familie in der Steinindustrie verwurzelt ist.

Besenbinderin Kerstin Weber zeigte ihre Kunst ebenso wie der Handweber Hans Merkel, der Korbflechter Stefan Rippstein und der Schmied Fred Schmalz. "Heiter bis Folkig" machte alte Musik, der Fanfaren- und Spielmannszug Hofheim blies in die Instrumente - ebenso wie die Heimatkapelle Ziegelanger und die Stadtkapelle Zeil. "Es gibt viele Dinge zu sehen", hatte Bürgermeister Thomas Stadelmann zum Auftakt versprochen. Er hielt Wort.