100 Skulpturen aus aller Welt - eine aus Franken
Autor: Friederike Stark
Rauhenebrach, Mittwoch, 05. August 2015
Die kleine sizilianische Stadt Belpasso am Hang des Ätna hat sich das Ziel gesetzt, die Stadt der 100 Skulpturen zu werden. Hilfe hat sie dabei vom unterfränkischen Bildhauer Manfred Reinhart bekommen.
Schwarze Erde, schwarze Straßen, schwarze Skulpturen - der schwarze Basalt, ein Stein, entstanden aus Lava, prägt die kleine sizilianische Stadt Belpasso. "Auch die Bauwerke in der Stadt sind zum Teil mit dem schwarzen Stein erbaut worden", erklärt Manfred Reinhart, Bildhauer aus Untersteinbach. Seine Arme sind noch braungebrannt von der Arbeit unter der sizilianischen Sonne. 18 Tage hat Reinhart in Belpasso am Fuße des höchsten Vulkans Europas, dem Ätna, auf einem Symposium verbracht. Dort arbeitete er mit neun anderen Bildhauern aus aller Welt an Skulpturen aus Basalt.
Eine Stadt wie ein Schachbrett
"Ursprünglich hieß die Stadt Malpasso", weiß Reinhart zu berichten. Nachdem aber ein Erdbeben und ein Vulkanausbruch die Stadt zerstört hatten, wurde sie 1693 im Muster eines Schachbretts aufgebaut und erhielt den neuen Namen Belpasso. Neben dem besonderen Aufbau der Stadt und der vom Ätna geprängten Landschaft will Belpasso nun mit einem dritten Pfund wuchern. "Der junge Bürgermeister plant, aus Belpasso die Stadt der 100 Skulpturen zu machen", erklärt Reinhart. Daher lädt die Stadt in Zusammenarbeit mit der Kunstakademie in Catania Bildhauer aus aller Welt ein. Die Künstler fertigen aus dem dort vorkommenden Basalt Skulpturen, die dann in Belpasso bleiben. Eine Idee, die sich Reinhart auch für einen fränkischen Ort gut vorstellen kann.
Kurzes Spektakel für die Ewigkeit
Schließlich sei es für alle ein Gewinn, meint Reinhart. "Das Symposium selbst ist ein Spektakel. Und es entsteht etwas bleibendes, vielleicht über Jahrhunderte bestehendes - hoffentlich."
Mehrmals hat Reinhart daher schon Bildhauersymposien nach Franken gebracht. Dort arbeitete er auch mit einem Teil der Künstler, die in Belpasso dabei waren. So etwa mit den beiden Italienern Pier Giorgio Balocchi, Kunstprofessor und der Kunstakademie in Carrara, und Francesco Cremoni, ebenfalls Kunstprofessor in Carrara, Bologna und Mailand. "2009 fand ein internationales Bildhauersymposium in Litzendorf und Memmelsdorf im Landkreis Bamberg statt", erzählt Reinhart. Damals organisierte Reinhart als künstlerischer Leiter das Symposium unter dem Motto "Figur im Fokus" mit. Entstanden ist daraus der Skulpturenweg am Radweg zwischen Memmelsdorf und Litzendorf mit acht Werken. 2014 trafen sich Künstler in Hallstadt bei Bamberg. Das Ergebnis dieses Symposiums sind zwölf Sandsteinskulpturen, die am Main und seinen Nebenflüssen unmittelbar an den Radwegen aufgestellt wurden.
Zurück nach Sizilien: Das Material für die Skulpturen in Belpasso stellten die Veranstalter des Symposiums zur Verfügung. "Mir wurden vorher die Maße meines Steines zugeschickt, so dass ich anhand dieser meine Skulptur planen konnte", erklärt Reinhart.
Erst auf Papier, dann aus Ton
Er fertigte eine Skizze an und schickte diese zurück nach Belpasso, um dann auf dem elftägigen Symposium seinen Entwurf umzusetzen. Seine Skulptur "Terra madre" - ein männlicher Torso, der von einer starken Hand aus der Erde festgehalten wird - steht symbolisch für die Verbundenheit der Menschen mit ihrer Heimat Belpasso. "Immer wieder gab es Gründe, Belpasso zu verlassen." Wie etwa fehlende Arbeit oder die Zerstörung der Stadt durch Erdbeben oder Vulkanausbrüche. "Trotzdem sind die Menschen immer wieder zurückgekehrt", erklärt Reinhart.
Die Arbeit mit dem Vulkanit war für Reinhart reizvoll. "Basalt ist ein sehr harter Stein, so dass die kurze Entstehungszeit eine große Herausforderung war", erklärt Reinhart. Von morgens um 8.30 Uhr bis abends um 20 Uhr arbeiteten die Bildhauer bei bis zu 40 Grad Celsius unter freiem Himmel mit Atemschutzmaske und schwerem Gerät an ihren Werken. "Und wir haben hart gearbeitet", sagt Reinhart zufrieden und erinnert sich: "Angeblich soll es in den Tagen in Belpasso leicht gebebt haben. Aber bei uns hat es immer gebebt. Ob das nun der Presslufthammer war oder ein kleines Erdbeben, weiß ich nicht", sagt Reinhart und ist zufrieden mit dem Ergebnis seiner schwarzen Skulptur.
Der Künstler Manfred Reinhart
Werdegang Nach der Steinbildhauerlehre Studium in Italien am ,"Istituto statale d'arte di Firenze", Corso di Perfezionamento für Plastisches Gestalten
Anschließendes Studium der Bildhauerei an der "Accademia di Belle Arti di Carrara", bei Professor Pier Giorgio Balocchi. Diplomarbeit mit "summa cum laude".
Atelier in Prato (Florenz) .
Mitglied im "Bundesverband Bildender Künstler".
Werke in Franken "Fließende Begegnung" - nahe der Mainbrücke bei Wiesen (Bad Staffelstein, Landkreis Lichtenfels)
"Enthüllung " - Radweg zwischen Pödeldorf und Memmelsdorf bei Bamberg
"Zeitungsleser " - Verlagsgebäude Fränkischer Tag Bamberg
Symposien in Franken Internationales Bildhauersymposium in Oberaurach
Internationales Bildhauersymposium Litzendorf/Memmelsdorf 2009
Internationales Bildhauersymposium "Flussgesichter am Obermain" 2014 fis