Zwischen Traum und Trauma
Autor: Eckehard Kiesewetter
Gereuth, Montag, 17. Dezember 2018
18 Jahre, jede Menge Geld und Fleiß haben Rupert Fechner und seine inzwischen verstorbene Partnerin in Schloss Gereuth investiert. Nun tritt der 64-Jährige kürzer. Auch einen Verkauf der barocken Anlage schließt er nicht aus.
Eckehard Kiesewetter Gereuth — "Wenn ich einen Käufer finden würde, ja, ich würde verkaufen", sagt Rupert Fechner. Aber er glaubt nicht dran, dass sich da jemand melden wird. Keiner, der so dumm wäre, sich so viel Arbeit und Ärger aufzuhalsen. Und solch ein riesiges kaltes Gemäuer. Vor allem im Winter, sagt er, sei es einsam in dem 300 Jahre alten Feudalbau im Itzgrund. Fechner fühlt sich alleingelassen, vom Staat, von der Denkmalbehörde. Selbst von der Gemeinde Untermerzbach, die seine Bemühungen um den Erhalt von Schloss Gereuth nicht recht unterstütze.
Der 64-Jährige wirkt frustriert, erst recht nach einem persönlichen Schicksalsschlag - seine Lebensgefährtin Birgit Richter, mit der er das Schloss im Jahr 2000 erworben hatte, starb im Mai 2017. Dazu kam ein furchterregendes Erlebnis im letzten Monat. Seit einem "Polizeiüberfall im Schloss" finde er nachts keine Ruhe mehr.
Vor gut 300 Jahren, 1705 bis 1710 erbaut, verfügte das barocke "neue Schloss" über 52 Zimmer auf drei Etagen, viele davon mit erlesenem Stuck und kostbaren Böden; etwa 2500 Quadratmeter Nutzfläche auf drei Gebäudeflügeln. Allein 150 Fenster, dazu bauzeitliche Öfen, Wandmalereien und -bespannungen - aber eben auch jede Menge Schäden.
Mit seiner Lebensgefährtin hat Fechner das Schloss, nachdem es etliche Jahre leer gestanden hatte, aus dem Dornröschenschlaf geholt. Mit viel Eigenleistung haben sie sämtliche Installationen erneuert, Sockelwandheizung samt Blockheizkraftwerk eingebaut und weite Teile des Gemäuers saniert, wobei sie mitunter eher der eigenen Intuition als den Vorstellungen der Denkmalpflege folgten.
Fast im Alleingang
"Der Leerstand hat dem Gebäude nicht gutgetan", sagt der Unternehmer über die Bau- und Feuchteschäden. "Leider konnten wir mit dem Denkmalamt keine Übereinstimmung mit unseren Möglichkeiten finden. Dadurch erhielten wir kaum Zuschüsse und mussten die Restaurierung zu 98 Prozent alleine finanzieren", das ist auf der Schloss-Homepage zu lesen.
Bürgermeister Helmut Dietz spricht in diesem Zusammenhang von Eigensinn, mangelnder Kooperationsbereitschaft des Schlossbesitzers, der Unterstützung fordere, aber nicht bereit sei, seine Bilanzen vollständig vorzulegen. Durch sein Verhalten habe Fechner viele vor den Kopf gestoßen. Zu Unrecht weide er sich in der Opferrolle
Dabei sah es lange Zeit gut aus. Das Duo Richter/Fechner hat einen Gastronomiebetrieb und Biergarten aufgebaut, kulturelle Veranstaltungen organisiert, repräsentative Räume für Feste und Feiern her- und drei historische Gästezimmer eingerichtet. Jede Menge Idealismus, Fleiß, Schweiß und Geld haben die beiden investiert.