Druckartikel: Zwischen Karpfen und Kugellager

Zwischen Karpfen und Kugellager


Autor: Michael Busch

Herzogenaurach, Samstag, 30. Juli 2016

Früh entschieden sich die Führungskräfte des Fränkischen Tages, auch im Süden Oberfrankens aktiv zu werden. Sie installierten 1947 je eine Redaktion in Höchstadt und Herzogenaurach. Dass die Zeitung heute in Mittelfranken ausgetragen wird, ist eine eigene Geschichte.
Es ist etwas, das sich in den 70 Jahren nicht allzu sehr geändert hat: Notizblock und Stifte sind ebenso wichtig wie der Fotoapparat. Heute kommen das Smartphone und das Tablet dazu.  Foto: Michael Busch


Michael Busch

Es ist die Frage, die auch heute noch ein Schmunzeln bei den Redakteuren und Mitarbeitern des Fränkischen Tages in den Außenredaktionen Herzogenaurach und Höchstadt hervorruft. "Den FT gibt's auch hier in Mittelfranken?" Selbstverständlich! Bewusst reagieren die Redakteure, ist es doch eine wichtige Zeitung im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Ein journalistischer Ausgleich zu den dominierenden Nordbayerischen Nachrichten mit dem Hauptsitz in Nürnberg.
Dabei ist es letztlich gar nicht verwunderlich, dass das "Bamberger Bläddla", wie es in der Region um Erlangen gerne liebevoll genannt wird, durchaus seine Existenzberechtigung hat. Bis zur Gebietsreform Anfang der 1970er Jahre gehörten die beiden Städte und viele Teile des Landkreises nämlich zu Oberfranken. Dass die religiöse Verbundenheit zu Bamberg ebenfalls eine wichtige Rolle gespielt hat, sei hier nur am Rande erwähnt.


Doppelredaktion aufgebaut

Nun ist es die "mittelfränkische Spitze" in Richtung Süden, die der FT für das gesamte Haus MGO (Mediengruppe Oberfranken) interpretiert. Eine andere Entscheidung war für 1947 eher überraschend. Denn es wurde auf eine "Doppelredaktion" gesetzt. Eine Redaktion in Höchstadt, eine weitere Redaktion in Herzogenaurach. Man hatte damals schnell erkannt, dass diese Standorte wichtig waren, um den großen Landkreis tatsächlich abdecken zu können. Wobei, auch schon zu oberfränkischen Zeiten, lediglich der Part westlich von Erlangen im Interesse stand. Der heutige "Altlandkreis" im Osten der damaligen kreisfreien Stadt Erlangen war schon immer mehr Nürnberg zugewandt, denn den Bambergern.
Die Themenwahl versprach von Anfang an, interessant zu werden. 1946 hatten sich die Brüder Schaeffler in Herzogenaurach niedergelassen, auch die Dassler-Brüder orientierten sich bereits in den ersten Nachkriegsjahren klar auf die "Schlappenschusterstadt". In Höchstadt siedelten sich die unterschiedlichsten Betriebe an und die Stadt wuchs langsam aber beständig.
Schnell machte sich das Team an den beiden Standorten einen Namen zwischen Karpfen und Kugellager, zwischen Sport und Eleganz, zwischen Kellern und High-Tech-Firmen.
Auch in der Redaktion wurde es über die Jahre technischer und moderner. Kaum jemand mag glauben, dass in der Anfangszeit bis in die 1980er Jahre hinein, die Redakteure die Zeitung regelrecht zusammenbastelten. Fotos wurden selber belichtet, zusammen mit Texten zusammengeklebt und dann nach Bamberg gebracht. In der Regel ging es nach Erlangen zum Regionalexpress. Dort bekam der Schaffner die Zeitung in die Hand und drückte sie in Bamberg den dort verantwortlichen in die Hand.
Als zeitungstechnische Katastrophen galten damals Zugverspätungen oder gar das Verpassen des Zugboten. Und trotzdem, auf eines sind die Redakteure der beiden Ausgaben bis heute stolz: Es hat immer eine Zeitung gegeben. Zunächst mit oberfränkischen Nachrichten in Oberfranken und dann mit mittelfränkischen Nachrichten in ganz Franken.