Zwei vergessene Meisterwerke zu neuem Leben erweckt
Autor: Jochen Berger
Coburg, Samstag, 14. Mai 2016
Das klassische Musikleben steckt voller Merkwürdigkeiten. Warum ist beispielsweise der Komponist Hermann Goetz heute nur noch echten Kennern ein Begriff? Se...
Das klassische Musikleben steckt voller Merkwürdigkeiten. Warum ist beispielsweise der Komponist Hermann Goetz heute nur noch echten Kennern ein Begriff? Sein früher Tod als knapp 36-Jähriger im Dezember 1876 allein reicht als Erklärung nur scheinbar aus.
Das belegt auch eine Neueinspielung mit zwei bedeutenden Kammermusikwerken von Goetz. Der Pianist Oliver Triendl hat gemeinsam mit Marina Chiche (Violine), Peijun Xu (Viola), Niklas Schmidt (Cello) und Matthias Beltinger (Kontrabass) das Klavierquartett E-Dur und das Klavierquintett c-Moll von Goetz auf CD eingespielt.
Die Aufnahme gerät zum eindringlichen Plädoyer für einen Komponisten, dessen Schaffen mit dem in solchen Fällen allzu gerne benutzten Etikett "Kleinmeister" nur sehr oberflächlich beschrieben ist.
Goetz studierte in Berlin bei Hans von Bülow, wurde 1863 in Winterthur Organist an der dortigen Stadtkirche, siedelte 1870 nach Zürich über und hinterließ bei seinem frühen Tod ein relativ schmales Werk, das dennoch neben der Kammermusik auch die Symphonik, Konzerte sowie die Oper "Der Widerspenstigen Zähmung" umfasste. Sicherlich lassen sich auch in den beiden Kammermusikwerken auf dieser CD ohne große Mühe stilistische Einflüsse etwa von Mendelssohn und Schumann finden.
Dennoch hat Goetz sehr wohl eine eigene kompositorische Handschrift gefunden. Sie zeichnet sich nicht zuletzt durch ihre lyrischen Qualitäten und die ausgeprägte handwerkliche Sorgfalt aus. Den Interpreten gelingt es jedenfalls, beide Aspekte bestens zur Geltung zu bringen.
J.B.
Hermann Goetz: Klavierquartett E-Dur, Klavierquintett c-Moll / Oliver Triendl, Klavier; Marina Chiche, Violine; Peijun Xu, Viola; Niklas Schmidt, Violoncello; Matthias Beltinger, Kontrabass (Tyxart: CD TXA15061)