Druckartikel: Zur Öko-Modellregion ist noch weit

Zur Öko-Modellregion ist noch weit


Autor: Markus Häggberg

Lichtenfels, Mittwoch, 27. Mai 2020

Dabei geht es auch um die Gründung einer Erzeugergemeinschaft für Obst und Gemüse.
Interessierte Zuhörerschaft war Michael Stromer garantiert: Er fasste zusammen, welche Bestimmungen zu Umweltthemen im Landkreis maßgeblich sind. Foto: Markus Häggberg


Punkt 15 Uhr wurde es offiziell. Für diese Uhrzeit war der Umweltausschuss des Kreistags am Dienstag in der Sporthalle des Meranier-Gymnasiums anberaumt und um dieses Uhrzeit saßen dort alle auf ihren Plätzen. Das sah dann so aus, als ob die gut ein Dutzend Kreistagsabgeordneten samt Landrat Christian Meißner und Mitarbeitern des Landratsamts gerade ihre Abiturprüfungen schrieben. Doch worum es im öffentlichen Teil ging, trug weniger verbindlichen Charakter.

Vielmehr war es so, dass vor allem den neuen Mitgliedern des Umweltausschusses eine Einführung gegeben wurde. Dazu, was es an Landkreisprojekten im Sinne des Umweltschutzes gibt und dazu, welche Projekte es vielleicht geben sollte. Auf der Agenda: vier Tagesordnungspunkte von großer Unterschiedlichkeit. Da wäre beispielsweise das Aktuelle aus der Umweltstation. Leiter Michael Stromer stellte sie als "Umweltbildungseinrichtung" vor; Exkursionsangebote zur Entdeckung der Natur inklusive, statistische Erfassungen überdies, Aufklärungsarbeit zu Umweltbelangen an Schulen zudem. Doch in diesem Jahr ist alles anders, in diesem Jahr ist Corona. Viele Exkursionen und Projekte fallen somit flach, erklärte Stromer. Finanziell ist für das Auskommen der Station in diesem Jahr jedenfalls dennoch gesorgt. "Die Mittel, die beantragt wurden, kriegen wir auch, ohne dass wir Projekte durchführen."

Aber dann fiel der Begriff "Öko-Modellregion". "Da stecken wir noch in den Kinderschuhen", so Stromer über ein kommunenübergreifendes Projekt, aus dem beispielsweise die Gründung einer Erzeugergemeinschaft für Obst und Gemüse erwachsen soll. Hintergrund: die angedachte zuverlässige und vielfältige Versorgung von Großküchen, Gastronomie oder auch Privathaushalten mit regionaler Qualität. Doch die Sache geht tiefer, beispielsweise in die Richtung von Zertifizierungsfragen für Streuobstwiesen oder Verarbeitung und Vermarktung von regionalem Biofleisch.

Die höchste Aufmerksamkeit des Tages erhielt der Tagesordnungspunkt, bei dem es um den Erlass einer Anleinpflicht für Hunde im Vogelschutzgebiet "Täler von Oberem Main, Unterer Rochach und Steinach" ging. Schon mehrmals müssen Aufrufe an Hundehalter ergangen sein, ihre Vierbeiner besonders in Bezug auf die zu gewissen Zeiten bodenbrütende Vogelwelt unter Kontrolle zu halten. Aber die sind Landrat Meißner zufolge verhallt. "Bei allen Appellen an Hundehalter haben die es - im kritischen Zeitraum - nicht fertiggebracht, ihren Hund an die Leine zu nehmen." Was das Anleinen nötig macht, sei der Rückgang der Vogelbestände. Insbesondere der Kiebitz scheint betroffen. Der Lichtenfelser Kreisrat Arndt-Uwe Schille hakte nach, ob es entlang der Strecken Badegelegenheiten für Hunde geben sollte. Derlei wird es nicht geben. Dafür wird es etwas geben, das mit dem im vergangenen Jahr stattgefundenen Volksbegehren "Rettet die Bienen" in Zusammenhang steht.

Genauer gesagt wird es jemanden geben: einen Biodiversitätsberater und in Vollzeitstelle. Nach zwei Stunden war der öffentliche Teil passé. Beim nächsten, dem zweiten und letzten Treffen des Ausschusses, wird knapp ein halbes Jahr vergangen sein.