Zum Heulen
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Gädheim, Montag, 04. April 2022
Probealarm Heute wird es in Bad Kissingen und dem gesamten Landkreis laut. Der Freistaat testet die Funktion der Sirenen, die die Bürger im Notfall warnen sollen. Das ist nicht nur wegen des Ukraine-Krieges ein brandaktuelles Thema.
2011, nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima, wurde das Undenkbare plötzlich auch in Franken vorstellbar: Ein schwerer Unfall im einzigen fränkischen Kernkraftwerk in Grafenrheinfeld. Der Reaktor ist stillgelegt, trotzdem heulen heute die Sirenen, auch in Stadt und Landkreis Bad Kissingen.
Der Krieg in der Ukraine hat direkt nichts damit zu tun, dass der Freistaat heute die Sirenen für den Katastrophenschutz probeweise laufen lässt. Das Gefahrenpotenzial liegt auch nach der Abschaltung im Kernkraftwerk in Grafenrheinfeld. Mit dem Ende der Stromerzeugung durch Kernspaltung ist die Gefahr nicht verschwunden. Auch beim laufenden Rückbau durch das Unternehmen Preussen Elektra besteht ein "Restrisiko", denn Teile der Anlage sind radioaktiv belastet.
Auch die Brennstäbe aus dem Reaktor sind nicht verschwunden: Sie lagern in Castor-Behältern in einer Halle aus Stahlbeton auf dem Kraftwerksgelände, die von der bundeseigenen Gesellschaft für Zwischenlagerung (BZG) betrieben wird. Das Zwischenlager ist für 88 Castoren ausgelegt, 54 dieser Behälter aus Stahl und Graphit stehen darin, und mehr werden es auch nicht werden.
Projekt Endlagersuche läuft
Allerdings werden die 107 Tonnen schweren Behälter mit dem brisanten Inhalt zum Stückpreis von zwei Millionen Euro sehr viel länger als nur für eine Zwischenlagerzeit in Grafenrheinfeld stehen, da mit der Suche nach einem Endlager für den radioaktiven Abfall in Deutschland erst begonnen wurde.
Und mit dem Castor bleibt die Gefahr: Wie lange halten die Behälter und die Deckel der Dichtungen? 40 Jahre sollen die Castoren garantiert dicht sein, heißt es bei der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) in Essen, einer Tochter der großen Energieversorger, die die Castoren herstellt. Das "Mindesthaltbarkeitsdatum" wurde durch Tests, Simulationen und Berechnungen ermittelt.