Zum 13. Mal fand im Winzerort Steinbach in feierlicher Form die Segnung der Trauben statt. Die Weihe soll symbolisch sein für das Gelingen einer guten Lese.
Der Ort Steinbach im Maintal ist bekannt durch seine Weinberge, Heckenwirtschaften und Weinfeste. Der Brauch der Traubensegnung musste aber in diesem Jahr etwas abgewandelt werden: Normalerweise wird bei diesem Ereignis ja die Segnung der ersten Trauben vorgenommen. Wegen der Trockenzeit und des heißen Sommers begann in diesem Jahr die Weinlese aber viel früher, und bei einigen Winzern bedeutete das schon mehr die Segnung der letzten Trauben.
Roland Mayer vom Heimatgeschichtlichen Arbeitskreis sprach sogar von der frühesten Weinlese aller Zeiten, denn in Steinbach wären die Trauben meist erst im Oktober geerntet worden. Er stellte in seinen Worten heraus, dass es sich bei der Traubenweihe um einen alten kirchlichen Brauch handle, der bereits im dritten Jahrhundert bezeugt ist. In Steinbach habe man ihn im Jahr 2006 auf Initiative des ehemaligen Lehrers Herbert Roller wieder ins Leben gerufen.
In Körben vor den Altar gebracht
"Die Weihe soll symbolisch sein für das Gelingen einer guten Lese und einen guten Weinjahrgang. Deshalb wird auch das Traubenweihe-Gebet gesprochen, wie es im Missale Bambergense von 1490 in lateinischem Wortlaut zu finden ist", betonte Roland Mayer. Pfarrer Tschuschke tat dies auch auf Lateinisch und mit den deutschen Worten "Segne Herr, auch diese neuen Trauben, die du, Herr, mit himmlischem Tau, mit Regen, in mildem und ruhigem Wetter zur Reife zu bringen dich gewürdigt hast".
Die Trauben waren in einem feierlichen Einzug von den Steinbachern Winzern in Körben vor den Altar gebracht worden. Von Anfang an sind hier Markus Brech, Martin Fischer, Karl Hömer, Georg Karl, Helmuth Tully und Erhard Virnekäs dabei. In den letzten Jahren kamen Manuela Schneyer, Werner Schmitt und Hartmut Scheuring als weitere Winzer dazu, die nun ebenfalls in Steinbach Weinbau betreiben. In diesem Jahr war erstmals das Weingut Nico Scholtens vertreten, das am Steinbacher Nonnenberg Müller-Thurgau und Silvaner auf der Terrassenanlage anbaut. Aber auch das Brot und Brötchen waren neben den Träubeln in den Körben enthalten, denn Brot sei ja ein wichtiges Grundnahrungsmittel.
"Träublmädla" und "Abt Degen"
Mit dabei war das "Träublmädla" Julia Meyer, die mit der von Richard Schlegelmilch verkörperten Symbolfigur des "Abt-Degen-Weintales" einzog. In ihrem Prolog meinte sie: "Wir wollen heute die Trauben segnen, welche durch fleißige Hände sich regen. Geben sie an Gott zurück und wollen ihm danken für das Ernteglück." Auch "Abt Degen" (Richard Schlegelmilch) sang ein Loblied und schloss sich an mit den Worten: "Lasst uns unserem Herrgott danken, dass er auch 2018 eine gute Weinernte schenkte den Franken. Edler Rebensaft und edler Wein, auch ein Spender der Freuden sollst du sein."
Pfarrer Tschuschke ging in seiner Festpredigt vor allem auf die Menschen ein, die alle verschieden seien. Dabei stehe dem Anspruchsdenken aber auch die Dankbarkeit gegenüber. Dies veranschaulichte er mit einem Besuch von zwei Patienten in seiner Funktion als Krankenhausseelsorger. Dankbarkeit, so meinte er, entscheide auch über das Leben. Natürlich sei die Trockenheit in diesem Jahr schlimm gewesen, aber es habe ja keiner Not gelitten. Entsprechend dem Bibeltext brächten Feigenbaum und Weinstock ihren Ertrag. Den Dankbaren helfe das Wort der Schrift. Dankbaren Menschen gehe es besser und sie hätten auch ein schöneres Leben.
Auch mit der Qualität zufrieden
Einige Winzer sprachen die Fürbitten und erinnerten daran, dass es doch ein langer Prozess sei, bis man den Wein trinken könne. Im Korb lagen deshalb Weine des Vorjahres und die Träubel dieses Jahres. Mit dem Brot und weiteren Leckereien wurde dieses Traubenfest dann auf dem freien Platz der Kirche entsprechend gefeiert, wozu auch ein kleines Blechbläser-Ensemble aufspielte.