Zu viele Paddler stören das Gleichgewicht

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Foto: Bund Naturschutz
Foto: Bund Naturschutz

Der Bund Naturschutz will seiner Forderung nach einer Korrektur der touristisch-gewerblichen Nutzung der Wiesent durch Kanufahrer Nachdruck verleihen und zieht vor das Verwaltungsgericht - aus seiner Sicht zum Wohl des Naturparks Fränkische Schweiz.

Johannes Höllein Gebetsmühlenartig wiederholt der Bund Naturschutz im Landkreis Forchheim seit 2010 seine Forderung, den Kanu-Tourismus, vor allem den gewerblichen, auf der Wiesent einzudämmen. Gehör fand er bei den zuständigen Behörden im Landratsamt Forchheim damit bislang offenbar nicht. In der Schifffahrtsverordnung, die der Landkreis für die Kanu-Saison Jahr für Jahr erneuert und die de facto einer Ausnahmegenehmigung gleichkommt, hat sich im Wortlaut nämlich nichts geändert.

Wieder einmal, bedauert BN-Ortsgruppenvorsitzender Ulrich Buchholz, der sich nicht mehr mit Hinweisen, Appellen oder dem erhobenen Zeigefinger zufriedengeben will, um für das Anliegen der Naturschützer die notwendige Aufmerksamkeit zu erregen. Deshalb hat der BN jetzt Klage gegen die Schifffahrtsverordnung des Kreises beim Verwaltungsgericht Bayreuth eingereicht.

Saisonstart fällt ins Wasser

Mit der Folge, dass der Kanuverleih womöglich nicht - wie geplant - am 1. Mai starten kann. Weil die Verordnung bislang nicht mit einem Sofortvollzug verknüpft sei, so BN-Regionalreferent Tom Konopka, wäre sie mit Zulassung der Klage zunächst aufgehoben.

Es gehe dem BN nicht um ein Verbot, sondern um die Einhaltung eines bestehenden Gesetzes, das mit der Schifffahrtsverordnung umgangen werde. Zumal eine Verträglichkeitsprüfung, die aus Sicht der Naturschützer Grundlage und Voraussetzung einer solchen Verordnung sein müsse, nicht vorliegt.

Wiederholt sei das Landratsamt aufgefordert worden, den Kanuverleihbetrieb zumindest während der Vogelbrutzeit bis Mitte Juni zu unterbinden. Es seien schlichtweg zu viele Boote unterwegs, als dass geschützte Arten wie der Eisvogel oder Zwergtaucher noch einigermaßen ungestört brüten könnten. Und weil sich viele Kanuten nicht an die Regeln hielten, unterwegs auch mal in den Fluss sprängen, gegen die Strömung paddelten oder nicht zugelassene Boote nutzten, sei auch die Unterwasservegetation - das Markenzeichen der Wiesent - stark im Rückgang begriffen.

Zuviel für den Fluss

Die Naturschützer stören sich zum einen an der Unbeweglichkeit der Behörde zur Hege des Schutzgebietes, zumal es in anderen Bereichen Regelungen gebe, die den Umweltbelangen gerecht würden. "Bestimmte Kletterfelsen sind zum Beispiel während der Brutzeit des Uhus gesperrt - und das wird anstandslos akzeptiert", berichtet Christian Kiehr, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Ebermannstadt, der zum anderen die mangelhafte Kontrolle seitens der Behörde hinsichtlich ihrer eigenen Verordnung moniert. Wer genau hinschaue, könne viele Verstöße beobachten, geahndet werde jedoch so gut wie nichts. "28 000 Kanufahrer in 22 Wochen und darunter viele, die sich nicht an die Regeln halten, sind einfach zu viel für den Fluss", betont Kiehr.

Das werde von Studien untermauert, die negative Auswirkungen vor allem im Wiesentbereich zwischen Pulvermühle und Ebermannstadt ausgemacht haben - dort also, wo Kanutourismus erlaubt und überhaupt möglich ist. Der Bootsverleih - und der geht in erster Linie auf drei gewerbliche Anbieter zurück - stehe, laut einer Statistik für 80 Prozent der Bootsfahrten auf dem Fluss.

Erholung und Ursprünglichkeit

Ähnliche Beobachtungen hat auch Herbert Körber vom bayerischen Kanuverband gemacht, der den Naturschützern zur Seite steht. Er und seine Mitstreiter - allein in Oberfranken sind 13 Vereine im BKV organisiert - suchen nach Erholung auf dem Wasser und wollen dort die Natur in ihrer Ursprünglichkeit genießen.

Sie haben die geltenden Regeln verinnerlicht, sehen die Wiesent per se nicht als geeignet für Kanu-Einsteiger und berufen sich dabei auf den Gewässerführer für Nordbayern. Dort steht auf Seite 326: "Für Könner erscheint die Einordnung als Wildwasser vielleicht übertrieben. Für Lernende hingegen wartet die Wiesent allenthalben mit Überraschungen auf. Die ersten Fahrversuche sollten mit Rücksicht auf die Natur und die Bootsneulinge nicht unbedingt auf der Wiesent unternommen werden."