Ziel: mehr Gäste und mehr Kinder
Autor: Reinhard Löwisch
Egloffstein, Donnerstag, 30. Januar 2020
Vor 40 Jahren war in Egloffstein vor allem Aufbruchstimmung zu spüren. Doch es gab auch Probleme.
Das Jahr 1980 stand ganz im Zeichen des Aufbruchs: Die bevorstehende Kanalisation des Ortes, der Ausbau von Straßen und der steigende Fremdenverkehr sorgten für gute Stimmung in der Gemeinde.
Ein "Haus des Gastes" sollte im BdK-Haus entstehen. Aus diesem Grund kaufte die Gemeinde das Anwesen, das ehemalige Erholungsheim des Verbandes deutscher Kriegsopfer. Zusammen mit dem Kurpark und dem Kalohweiher sollte eine "Ruhezone für Erholungssuchende" entstehen, berichtet die Lokalzeitung.
In Hundshaupten wurde das neue Feuerwehrhaus fertiggestellt und eingeweiht. Die Verwaltungsgemeinschaft mit Obertrubach wurde Ende 1979 wieder aufgelöst, so dass Bürgermeister Christian Meier "optimistisch in die Zukunft blickt", schreibt die Zeitung. Die Verwaltungsgemeinschaft wurde zum 1. Mai 1978 in Kraft gesetzt. Hans Reichel aus Obertrubach wurde der erste und einzige Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft, die nach eineinhalb Jahren schon wieder Geschichte war. In Bieberbach wurde erstmals von den Soldatenkameraden ein Königsschießen veranstaltet, das Helmut Lengenfelder souverän gewann; Jugendschützenkönig wurde Gabriele Grau, womit schon damals die Frauenquote erfüllt war.
Gudila Freifrau von Pölnitz aus Hundshaupten wurde vom Fränkische-Schweiz-Verein (FSV) mit dem Kulturpreis ausgezeichnet; ein gesellschaftliches Ereignis, welches man in der Egloffsteiner Turnhalle ausgiebig feierte. Die "Römerin", wie sie in der Zeitung bezeichnet wurde, weil sie in Rom auf die Welt kam, "hat durch ihr Engagement für Franken viel zur Selbstfindung und Stärkung der eigenen Art beigetragen", hieß es in der Laudatio von Vereinschef Fritz Preis, der auch daran erinnerte, dass der Kulturausschuss des FSV in Schloss Hundshaupten "seine Wiegestatt hat" und die Baron sich auch mit dem Schmuckziegel für Fränkisches Bauen und Bewahren einsetzt. "Es floss reichlich Bier und fränkische Bratwürste mit Kraut mundeten bestens", schrieb der unbekannte Reporter.
Aufruf geht ins Leere
Weil 1980 nur 14 Abc-Schützen für die Schule in Egloffstein gemeldet wurden und auch bei den größeren Kindern weit und breit kein Zuwachs in Aussicht war, musste der Schulverband die Umlage um 300 Mark auf 1100 Mark erhöhen. Das Gespenst der Klassenverlagerung nach Gräfenberg ging um, wenn die Schülerzahl weiterhin wie in diesem Jahr um 20 Kinder sinke. Aus dem Altort Egloffstein ist 1980 nur ein einziges Kind eingeschult worden, die restlichen 13 kamen aus der Umgebung. Der vor Jahren erfolgte Aufruf des damaligen Bürgermeisters Hans Daut, doch für mehr Kinder in Egloffstein zu sorgen, ging offensichtlich ins Leere.
Bei der Gemeindevisitation durch Landrat Otto Ammon attestierte der Landkreischef Egloffstein eine "gute Führung". Kritisch sei jedoch die finanzielle Lage, mahnte Ammon, da "32 Prozent der Nettoeinnahmen für den Schuldendienst nötig seien".
Ein nachlassendes Engagement im Fremdenverkehr sah Gemeindechef Meier, der sich für eine Modernisierung der Zimmer einsetzte. "Mit Zimmern, die nur über Warmwasser verfügen, lockt man heute keine Gäste an". Es mangele auch daran, sagte Meier, dass es "keine Auslastung über die Sommersaison hinaus gebe".