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Zentrale für 1000 Mitglieder


Autor: Stephan-Herbert Fuchs

Hiltpoltstein, Sonntag, 23. Juli 2017

Große Früchte können den Kirschanbau rentabel halten. Die wird deutlich bei einem Besuch in der Obstbauversuchsanlage in Hiltpoltstein. Es laufen Überdachungsversuche mit Tropfbewässerung für Süßkirschen.
Fast 1000 Mitglieder nehmen pro Jahr an einer der Schulungen im neuen Hiltpoltsteiner Obstinfozentrum teil. Fotos: Stephan Herbert Fuchs


Stephan Herbert Fuchs

Obstbau ist kein nostalgisches Hobby, sondern für viele ein Betrag zur Lebensgrundlage. Das sagt Hans Schilling, Kreisfachberater für Obstbau und Chef der Obstbauversuchsanlag in Hiltpoltstein im Landkreis Forchheim. Weil der Landkreis europaweit zu den bedeutendsten zusammenhängenden Obstanbaugebieten gehört, leistet sich der Landkreis eine eigene Versuchsanlage am Standort Hiltpoltstein.


Bis ins Jahr 1972 zurück

Die Geschichte der sechs Hektar großen Versuchsanordnungen zu neuen Sorten und Unterlagen im Kirschenbereich reicht bis in das Jahr 1972 zurück, erklärt Schilling. Aktuell arbeiteten die Mitarbeiter an der Optimierung des modernen Kirschanbaus im Bereich Sorten, Unterlagen, Überdachung und Bewässerung. Weitere Versuche fänden auf der zweiten großen Fläche in Dietzhof am Walberla statt.
Hiltpoltstein versteht sich dabei in erster Linie als Beratungs- , Schulungs- und Demonstrationszentrum. Seit der Wiedereröffnung im April 2014 gibt es hier am Ortsrand der Marktgemeinde Hiltpoltstein moderne Räumlichkeiten mit hervorragender technischer Ausstattung. Vorher habe es nicht einmal Toiletten gegeben, was bei Besuchern, die mit Bussen gekommen waren, regelmäßig für Unstimmigkeiten sorgte. Mittlerweile nimmt sogar die Volkshochschule die Einladung gerne an, Kochkurse in den Räumen des Obstinfozentrums zu veranstalten.
"Wir wollen den Kirschbauern zeigen, wie sie den Kirschanbau rentabel halten können", sagt Schilling. Wer davon leben will, benötige Sorten mit großen Früchten. Schließlich seien Pflege und Ernte schon aufwändig genug. Deshalb werden beispielsweise Überdachungsversuche mit Tropfbewässerung für Süßkirschen durchgeführt, neue Sorten im Bereich Süßkirschen und Zwetschgen getestet sowie Sorten- und Unterlagenversuche für Süßkirschen angelegt.
Ein wichtiges Ziel ist es beispielsweise, die beiden Hauptfeinde der Kirsche, die Kirschfruchtfliege und die Kirschessigfliege, fernzuhalten. Ebenso einmalig ist in Hiltpoltstein die Durchführung des Sachkunde-Nachweises Pflanzenschutz mit Schwerpunkt Obstanbau.


Die Genossenschaften

Welche Bedeutung der Kirschanbau in der Fränkischen Schweiz wirklich hat, zeigt die Tatsache, dass die Obstbaugenossenschaft im benachbarten Igensdorf weit über 1000 Mitglieder, die Genossenschaft in Pretzfeld rund 600 und die In Mittelehrenbach 400 Mitglieder hat.
Allein im Fall der drei Genossenschaften gehe es um fast 1000 Hektar, auf den Kirschen angebaut werden. Der Großteil davon geht mittlerweile an den Lebensmitteleinzelhandel, nachdem in der Obstbauversuchsanlage mit Infozentrum Konzepte entwickelt wurden, die der Lebensmitteleinzelhandel akzeptiert. "Damit sind wir also auch aldi-tauglich", erklärt Hans Schilling.