Druckartikel: Zarte Töne treffen üppigen Orchesterklang

Zarte Töne treffen üppigen Orchesterklang


Autor: Gerhard Deutschmann

Coburg, Freitag, 19. Juni 2015

von unserem Mitarbeiter  Gerhard Deutschmann Coburg — Schon seit einigen Jahren steht einmal in der Saison das sogenannte "Barock-Konzert" auf dem Spielplan des Landestheaters. Den...
Georg Kallweit


von unserem Mitarbeiter 
Gerhard Deutschmann

Coburg — Schon seit einigen Jahren steht einmal in der Saison das sogenannte "Barock-Konzert" auf dem Spielplan des Landestheaters. Den Streichern und Holzbläsern des Philharmonischen Orchesters macht es sichtlich Spaß, mit einem Fachmann für Alte Musik zusammen zu arbeiten, steht doch Barockmusik eher selten bei Oper und Konzert an.

Vor dem "Eisernen Vorhang"

Der Geiger Georg Kallweit - Konzertmeister und Solist der Akademie für Alte Musik Berlin und Gast anderer renommierter Ensembles - war auch heuer wieder der kompetente Leiter dieses Sonderkonzerts, dessen Funktion er sich diesmal aber mit dem Coburger Generalmusikdirektor Roland Kluttig teilte. Grund: Barockmusik wurde nur im ersten Teil geboten; im zweiten kam das (fast) gesamte Orchester auf die Bühne, um die Orchestersuite "Der Bürger als Edelmann" von Richard Strauss darzubieten. Sonst im Riesensaal der Ehrenburg veranstaltet, fand das Konzert nunmehr im Großen Haus vor dem Eisernen Vorhang statt, was im zweiten Teil doch zu etwas beengten Verhältnissen führte.
Wer kennt schon Jean Féry Rebel? Heute nicht jeder, aber seine Suite "Les Caractéres de la Danse" für zwei Oboen, Streicher und Basso Continuo, die in acht Minuten nicht weniger als 14 Tänze miteinander verbindet, war einst der "Hit" der Pariser Oper und wurde viel gespielt. Überaus wendig, ausdrucksvoll und geschlossen musizierten die Streicher und Bläser des Orchesters das kurzweilige Werk, von Georg Kallweit vom 1. Geigenpult aus (alle stehend) mit knappen Bogen- und Körperbewegungen geleitet, dabei hohe Präzision und intensiven Ausdruck erreichend.
Nur für Streicher erklang anschließend ebenso ansprechend die Nr. 5 aus "Six concerts en sextuor" von Jean Philippe Rameau mit drei abwechslungsreichen Sätzen. Direkt auf das Thema "Der Bürger als Edelmann" nahm die gleichnamige Suite von Jean Baptiste Lully Bezug, in deren sechs Sätzen der gravitätische "Türkische Marsch" besonderen Eindruck machte, während das gesamte Werk eine stilsichere, ausdrucksvolle Wiedergabe erfuhr.
Die Orchestersuite von Richard Strauss aus der Musik zum oben genannten Schauspiel entstand während der Zusammenarbeit mit dem Dichter Hugo von Hofmannsthal, über deren Verknüpfung mit der Oper "Ariadne auf Naxos" Roland Kluttig ausführlich informierte.

Richard Strauss als Zugabe

Anschließend führte er überlegen das groß besetzte Orchester durch die Strauss'schen Klangwogen, die vielen Solisten anspruchsvolle Aufgaben boten, die sie grandios bewältigten, er aber auch das gesamte Orchester in eine Art Klangrausch versetzte, der zutiefst beeindruckte und abermals die inzwischen erreichte hohe Qualität dieses Klangkörpers demonstrierte.
Viel Beifall des leider nicht so zahlreichen Publikums, für den sich Kluttig mit der Zugabe der beiden zugkräftigen letzten Nummern der Suite bedankte.