"Wunderbar war mir es ums Herz"
Autor: Reinhard Löwisch
LKR Forchheim, Donnerstag, 27. Dezember 2018
Vor 250 Jahren kam ein Mann auf die Welt, der nicht nur als Politiker und Professor für Furore sorgte, sondern auch als erster "offizieller" Wanderer der Fränkischen Schweiz: Ernst Moritz Arndt.
Eine Woche lang durchstreifte Ernst Moritz Arndt die Region und hielt seine Eindrücke und Erlebnisse in detailgenauen Tagebucheinträgen fest, die dann unter dem Titel "Bruchstücke einer Reise von Bayreuth bis Wien" 1801 von ihm veröffentlicht wurden.
Arndt startete, um in der Chronologie seiner Einträge zu bleiben, am 19. Juni in Bayreuth zu seiner Reise in die Fränkische Schweiz, nachdem er zuvor zehn Tage lang durch den Thüringer Wald und das Fichtelgebirge gelaufen war, um seinen Bruder zu besuchen. Den Kutschenwegen damaliger Zeit folgend, lief er über Donndorf-Eckersdorf, vorbei an Schloss Fantaisie und dem berühmten Park nach Obernsees, wo er, wegen starken Regens in einem Gasthaus einkehrte und dort einen Schneider kennenlernte, mit dem er am nächsten Morgen nach Sanspareil weiterwanderte.
Dabei fiel ihm auf, "dass außer Hafer und Roggen zuweilen auch Gerste und Weizen, aber kümmerlich", hier wächst und "hie und da auf den hohen Wiesen und an den Bergen Kinder und Ziegen weiden". Die "beschindelten Dächer" nehmen ab, beschreibt er weiter seine Beobachtungen und "Strohdächer und einige beziegelten geben einen freundlichen Anblick". Er kommt auch an der Rupertuskapelle vorbei, "wohin (...) noch jährlich viele Menschen wallfahrten".
Vater war noch Leibeigener
Die Gespräche mit den Bauern und dem Wirt im Wirtshaus von Obernsees haben Arndt ausnehmend gut gefallen. "Mir ist wohl unter euch Menschen aus niedrigem Volk" hielt er im Tagebuch fest. Vielleicht hat er dabei auch an seinen Vater gedacht, der noch als Leibeigener einem Gutsherrn ausgeliefert war, ehe er sich freikaufen konnte.
Erst um 10 Uhr, so schrieb Arndt, machte er sich mit dem neuen Freund auf den Weg. Über Schönfeld und Gelbsreuth "bald auf bambergischen, bald auf bayreuthischem Gebiet" liefen die beiden "durch alle möglichen Steige und Gehölze", ehe sie Sanspareil erreichten. Dort trennten sich die Wege und Arndt besuchte sogleich den "Wald der großen Buchen, denn er mag nicht über 400 Fuß breit seyn".
Hier hatte Arndt, ähnlich wie später in Waischenfeld, ein großes Naturempfinden: "Mein Seele war froh, aber nicht leicht, ich sah alle Dinge nur groß und furchtbar. Wunderbar war mir es ums Herz, als ich die einzelnen großen Massen erblickte, die aus Zauberhänden als ein Spiel der Zauberey hingewälzt schien".