Druckartikel: Worte waren Werkstoff für sein Wirken

Worte waren Werkstoff für sein Wirken


Autor: Matthias Einwag

Schwürbitz, Freitag, 10. Februar 2017

Am Mittwoch starb der evangelische Pfarrer und Autor Hartmut Preß im Alter von 77 Jahren. Einem breiten Publikum ist er vor allem durch seine Sammlungen von Kindersprüchen und durch seine Dialekt-Bücher bekannt.
Hartmut Preß mit seinem Frankenwürfel, der ihm 1995 verliehen worden ist. Foto: Matthias Einwag


Matthias Einwag

Hartmut Preß war ein heiterer Mensch. Und ein nachdenklicher. Während seiner Zeit als evangelischer Pfarrer in Hallstadt erhielt er mit seinen originellen Aktionen häufig bundesweit Aufmerksamkeit in den Medien. Am Mittwochabend ist Hartmut Preß, der in Bamberg wohnte, nach langer Krankheit im Alter von 77 Jahren gestorben.
1940 war Hartmut Preß in Pappenheim zur Welt gekommen. Nach der Grundschulzeit in Schwürbitz besuchte er das "Neue Pennal" in Bamberg, das heutige Franz-Ludwig-Gymnasium - zunächst als Heimschüler, die letzten drei Jahre als Fahrschüler. Nach dem Abitur (1959) folgte das Theologiestudium in Erlangen mit Exkurs in Berlin. Nach dem Predigerseminar in Bayreuth war er Vikar in Landau an der Isar. 1969 wurde Hartmut Preß Pfarrer in Burghaslach. Von 1982 bis 2000 war er Pfarrer von Hallstadt. Anschließen zog er mit seiner Frau Doris nach Bamberg.


Jäger und Sammler

Doris und Hartmut Preß haben zwei Kinder, Esther und Hans, sowie zwei Enkel, Paula und Fritz - alle vier waren stets eifrige und kreative Lieferanten von Kindersprüchen und legten den Grundstock für seine Kindermund-Sammlung, die sich in fünf Büchern niederschlug, wofür er den Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde erntete. Ein Beispiel: "Die Familie macht den üblichen Sonntagsspaziergang. Hans (3) mag nicht mehr laufen. Papa aber ist listig und sagt: Schau mal, da vorne ist ein Schild, bis zu dem gehen wir und schauen, was da drauf steht. Hans ist aber noch listiger als Papa und sagt: Auf dem Schild steht: ,Geht heim!'"


"Missionar in Sachen Mundart"

Hartmut Preß versuchte stets den christlichen Glauben mit dem Hier und Heute zu verbinden. Die Übersetzungen von weltbekannten Büchern und Bibel-Texten ins Fränkische machten ihm Spaß und fanden viele Leser. Dabei hatte er es nie auf Effekthascherei abgesehen, nie waren seine Aktionen Larifari, stets enthielten seine unkonventionellen Methoden einen ernsten Kern. Der "Missionar in Sachen Mundart", wie er in einem Presseartikel einmal genannt wurde, liebte es, "a weng Luther zu spiel'n" und sprachschöpferisch tätig zu sein. Und vielleicht spricht ja wirklich der eine oder andere Engel fränkisch?


Noten zum Selbermachen

Hartmut Preß schaffte es sogar mehrmals mit seinen Aktionen ins "Streiflicht" der "Süddeutschen Zeitung" - etwa 1982 mit den Blankoformularen von Jahreszeugnissen, die er vor einem Familiengottesdienst ausgab. Die Gemeindemitglieder sollten sich zu Hause selbst benoten - aber nicht in den herkömmlichen Schulfächern, sondern in Kategorien, die Hartmut Preß an die Stelle von Mathematik, Deutsch und Erdkunde gesetzt hatte: Liebe, Geduld, Trost, Verständnis, freundlicher Ton, Aufmuntern, Ernstnehmen, Zuhören, Strenge und Vergebung.


Allergie gegen lange Festreden

Heiteres und Hintersinniges vereinte Hartmut Preß in seinem Buch "Für Unbefugte Zutritt geboten". Über Bibel und Fußball schreibt er darin, über die 1000-Engel-Wette, die zu einer überfüllten Kirche führte, und über Zeitgenossen, die zu lange Festreden halten, obwohl sie angekündigt hatten: "Ich mach's kurz."
Als Ende 2016 ein Freund und Autor gestorben war, schrieb Hartmut Preß in einem Brief: "Wie ich höre, hat er lang und viel leiden müssen, so dass der Tod wohl als Freund gekommen ist." Dieser Satz trifft wohl nun auch auf seinen Tod zu.