Wort und Melodie verschmelzen
Autor: red
Kronach, Montag, 23. Februar 2015
Auftritt Karl-Heinz Heppt und Weltmusiker Chris Karrer beeindruckten mit ihrem wechselseitigen Spiel von Aphorismen, Gedichten und virtuoser Gitarrenmusik ihr Publikum in Kronach.
von unserer Mitarbeiterin
Mariell Dörrschmidt
Kronach — Auf einer Bühne in der Synagoge sitzen zwei Künstler. Der eine blättert vor dem Auftritt geschäftig in seinen Aufzeichnungen, während der andere entspannt seinen Platz einnimmt und die Gitarre stimmt. Gäste aus nah und fern nehmen langsam ihre Plätze ein und warten gespannt auf einen Abend voller bedächtig gewählter Worte und inspirierender Melodien. Wortkünstler Karl-Heinz Heppt und Weltmusiker Chris Karrer gestalteten so am Samstag mit beeindruckender Musik sowie Gedanken anregenden Aphorismen und Gedichten einen Abend der besonderen Art.
"Realität. Kein Leben ohne Illusionen", "Innigkeit. Die Magie des Lebens" oder "Aus der Geschichte Lernen. Einzelne können es" - das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den vielen Aphorismen von Karl-Heinz Heppt, der die kurze, sprachliche Prägnanz liebt.
"Ein Aphorismus ist die kürzeste Form der Gedanken. Es ist schwierig mit wenigen Worten etwas zu treffen", erklärt der 62-Jährige den Reiz seiner größten Leidenschaft.
Seit 37 Jahren beschäftigt er sich mit dem Schreiben von Aphorismen und Gedichten und er arbeitete 25 Jahre lang an seinem Buch "Leben. Lieben. Lernen", welches rund 380 eigens erschaffene Aphorismen beinhaltet. Damit will er den Intellekt der Menschen anregen: "Sie werden durch die Kürze gezwungen, selber zu denken. Dem Durchschnittsbürger interessiert das wenig", erklärt der Volks- und Hauptschullehrer aus Steinwiesen. In Kronach stellte er im ersten Teil des Abends 64 Aphorismen vor.
Nach einer kurzen Pause, die dem Gedankenaustausch dienen sollte, folgte der zweite Teil. Diesmal mit etwas längeren Wortspielen - genau genommen mit sechs Wörtern pro Gedicht.
Inhaltlich wechselte die Thematik von banalen Alltagssituationen bis hin zu philosophischen Gedanken. "Manches erscheint einem vielleicht bedeutungslos, beinhaltet aber nach längerem überlegen einen tieferen Sinn", beschreibt Karl-Heinz Heppt seine Worte. Weiterhin sieht er eine Verbindung zwischen seinen beiden Ausdrucksweisen, den Aphorismen und den Gedichten: "Der Aphorismus hat meine Lyrik beeinflusst. Deshalb sind meine Gedichte auch aphoristisch geprägt."
Doch die Wortgebilde und Sinnsprüche waren nicht der einzige Ohrenschmaus des Abends. Karl-Heinz Heppts Lyrik wurde von dem Weltmusiker Chris Karrer begleitet. Der 68-Jährige untermalte die Aphorismen und Gedichte. "Die Sprache mache ich, und das Instrumentelle von Chris Karrer gibt den Zuhörern den nötigen Raum zum Denken."
Es ist reinstes Schauspiel, Chris Karrer beim Spielen seiner Oud und Flamenco-Gitarre zuzusehen.
Die Hände flattern mit unglaublicher Leichtigkeit und Geschwindigkeit von Saite zu Saite und zaubern, zusammen mit dem klopfen des Takts auf den Gitarrenkorpus, wunderbare Melodien.
"Er ist ein Wahnsinnsmusiker. Er spielt den Flamenco großartig", beschreibt Ingo Cesaro den legendären Chris Karrer, bekannt aus den Bands Amon Düül und Embryo. Besonders beeindruckte dieser mit seinem Einstiegswerk, dem "Bolero. "Wie er mit der Hand den Takt schlägt und alle Melodien mit einem Instrument spielt und nach und nach mehr hinzukommen - das ist unglaublich", schwärmt Ingo Cesaro, der mit der Regionalen Kunstförderung den Abend finanziert hatte.