Wonfurt schließt das Kapitel Loacker
Autor: Ulrike Langer
Wonfurt, Dienstag, 30. Juni 2015
Umwelt Der Gemeinderat befasste sich noch einmal mit den Vorgängen um die Recyclingfirma. Nach der baulichen und technischen Aufrüstung des Betriebs "sieht alles gut und ordentlich aus", bestätigte Bürgermeister Holger Baunacher. Die Bürgerinitiative bekommt noch einen Zuschuss.
Wonfurt — In der Sitzung des Gemeinderats Wonfurt teilte Bürgermeister Holger Baunacher (Junge Liste) mit, dass die Abnahmen bei der Firma Loacker "mehr oder weniger gelaufen" seien. Die Zusammenfassung des kompletten Genehmigungsbestands sei der Gemeinde durch das Landratsamt zugestellt worden. "Alles sieht gut und ordentlich aus. Allerdings steht noch ein Termin mit unserem Sachverständigen aus", erklärte der Erste Bürgermeister. Am Ende werde man mit der Bürgerinitiative "Lebenswertes Wonfurt" ein Resümee ziehen, kündigte Baunacher an.
Jahrelanger Konflikt
Damit ist die jahrelange Problematik um Umweltbelastungen, die von der Recyclingfirma ausgegangen sind, beendet. Mehrere Jahre schwelte der Konflikt.
Anfang 2012 war das Problem öffentlich geworden.
Bürger in Wonfurt beschwerten sich massiv, dass Staub, der offenbar mit Schadstoffen belastet ist, aus der Produktion der Recyclingfirma in die Umgebung gelangt sei. Die Wonfurter befürchteten gesundheitliche Auswirkungen.
Der Betrieb Loacker recycelte bis dahin Elektronik- und Kabelschrott. Mehrmals ist es im Betrieb zu kleineren Bränden gekommen, die das Problem verschärft haben.
Nach den Bürgerprotesten gab es Messungen, die den Verdacht der schädlichen Emissionen zumindest teilweise bestätigt haben. Das Landratsamt als Aufsichtsbehörde legte die Produktion still, kurz danach hob das Verwaltungsgericht Würzburg die Anordnung aus Haßfurt auf. Die Produktion ging weiter, aber eingeschränkt. Elektronikschrott wurde nicht mehr aufgearbeitet, Kabelschrott jedoch weiterhin.
Die Firma selbst bemühte sich um Verbesserungen im technischen Ablauf, die die Kritiker indes als unzureichend bezeichneten.
Es gab weitere Messungen, die teils unterschiedlich interpretiert wurden. Die Bürgerinitiative "Lebenswertes Wonfurt", die sich zwischenzeitlich gebildet hatte, organisierte Protestkundgebungen. Politiker aller Parteien sahen sich vor Ort um. Lösungsvorschläge wurden diskutiert. Wichtigster Ansatz: Der Betrieb, der zu einem großen Teil in der oberen Hälfte der Gebäude bis dahin offen war, sollte eingehaust werden.
Um die Auseinandersetzung endgültig aus der Welt zu schaffen, entschieden sich die Konfliktparteien zu einem Mediationsverfahren.
Daran beteiligt waren das Landratsamt Haßberge, die Firma Loacker, die Gemeinde Wonfurt, die Bürgerinitiative und der Mediator vom Verwaltungsgericht in Ansbach.
Erfolgreich
Das Mediationsverfahren lief ab Herbst 2013 hinter verschlossenen Türen. Es war erfolgreich. Am Ende stand eine Gütevereinbarung, die alle Beteiligten gebilligt haben. Jetzt kam es darauf an, die Vereinbarung umzusetzen. Die Firma Loacker stellte einen Antrag auf bauliche und technische Verbesserung, den das Landratsamt in einem Bescheid im Juni 2014 genehmigt hat. Ab August wurde gebaut. Mittlerweile sind die baulichen und die technischen Arbeiten weitgehend abgeschlossen. Das entscheidend Neue ist: Die Recycling-Produktion wurde eingehaust. Die rund 4000 Quadratmeter große Halle ist nicht mehr offen. Per Unterdruck und über Filteranlagen wird die Luft ständig abgesaugt.
Jetzt läuft der Betrieb offenbar so, wie Landratsamt, Gemeinde und Bürger sich das vorstellen.
Zuschuss für Bürgerinitiative
Weil auch die Bürgerinitiative einen Sachverständigen vom Umweltnetzwerk hinzugezogen hat, um ihr Anliegen zu vertreten, bat sie die Gemeinde, wie der Gemeinderat am Montagabend erfuhr, um einen Zuschuss zu den Kosten von 2800 Euro zuzüglich der Reise- und Übernachtungskosten des Sachverständigen. Bürgermeister Baunacher schlug vor, der Bürgerinitiative 20 Prozent Zuschuss zu gewähren. Während Josef Kram sogar für einen höheren Zuschuss plädierte, war Wolfgang Thein der Meinung, dass die Gemeinde und die Bürgerinitiative sich auf einen einzigen Sachverständigen hätten einigen sollen. Dies wäre nicht sinnvoll gewesen, argumentierte Baunacher.
Letztendlich einigte sich der Gemeinderat darauf, der Bürgerinitiative einen Zuschuss von 20 Prozent, maximal 1000 Euro, zukommen zu lassen. ul/ks