Wohltuende Zeichen
Autor: Dietmar Hofmann
Kulmbach, Donnerstag, 19. März 2020
Ist das nicht alles irgendwie irreal, was derzeit um uns herum passiert? Manchmal denke ich, in einem Albtraum gefangen zu sein. Nichts ist mehr so, wie es noch gestern war - und niemand weiß heute sc...
Ist das nicht alles irgendwie irreal, was derzeit um uns herum passiert? Manchmal denke ich, in einem Albtraum gefangen zu sein.
Nichts ist mehr so, wie es noch gestern war - und niemand weiß heute schon, wie es morgen sein wird.
Das öffentliche Leben kommt mehr und mehr zum Erliegen. Wir sind gezwungen, die sozialen Kontakte drastisch abzubauen, die meisten Kollegen arbeiten von Zuhause aus, es ist ungewöhnlich ruhig - auch in der Redaktion. Zeit zum Innehalten gibt es trotzdem kaum, denn pausenlos ploppen neue Meldungen im E-Mail-Postfach auf, die verarbeitet sein wollen.
Jeder geht anders mit der Situation um, die - so komisch es auch klingen mag - auch positive Aspekte hat. Familien rücken enger zusammen. Die Terminkalender sind auf Wochen hinaus gähnend leer. Wir gewinnen etwas, mit dem manch einer gar nichts mehr anzufangen weiß: Zeit.
Bei all diesen Einschränkungen haben wir die Alten, Kranken und Schwachen im Blick. Sie gilt es zu schützen. Für sie werden nun überall im Landkreis Einkaufsdienste aufgebaut. Wohltuende Zeichen in unserer Ich-Gesellschaft.
Was mir in jeder Lebenslage hilft, ist der Humor. So habe ich herzhaft gelacht, als mir ein Mitarbeiter der Raiffeisenbank Thurnauer Land dieser Tage erklärte, sein Arbeitgeber habe sich schon vor 50 Jahren auf diese Krise vorbereitet - indem er in den Filialen Glasfronten einbauen ließ, die Angestellte und Kunden strikt trennen ... Und so musste ich schmunzeln, als ich vorhin unter einer E-Mail den Zusatz "virengeprüft" entdeckte.
Nicht zum Lachen war mir allerdings, als meine Frau vorschlug, jetzt einfach einmal antizyklisch zu investieren und statt Klopapier und Mehl lieber fünf Kübel Wandfarbe zu kaufen. Es könnte ja sein, dass wir demnächst alle zuhause bleiben müssen. Und dann hätte ich wenigstens etwas Sinnvolles zu tun ... Dietmar Hofmann