Wohin mit dem Klärschlamm?
Autor: Josef Hofbauer
Ebermannstadt, Mittwoch, 15. Mai 2019
Mitarbeiter des Institutes für Energietechnik aus Amberg unterstützen Kommunen bei der Neuausrichtung der Klärschlammentsorgung. Das Ausbringen auf landwirtschaftlichen Flächen soll bald der Vergangenheit angehören.
JOsef Hofbauer Das Thema Klärschlammverwertung stand im Mittelpunkt des jüngsten Treffen der Mitglieder des Energie-Effizienz-Netzwerkes im Landkreis Forchheim. Nach einem Rundgang über die Kläranlage Ebermannstadt wurden im Sitzungssaal des Rathauses interkommunale Lösungen zur Klärschlammbehandlung thematisiert. Dabei unterstrich Professor Markus Brautsch: An einer thermischen Verwertung des Klärschlammes werde mittelfristig kein Weg vorbei führen. Dabei sei die Zusammenarbeit mehrerer Gemeinden ein wichtiger Baustein.
Eines der Hauptprobleme ist die Menge des anfallenden Klärschlammes. Hier habe Ebermannstadt mit seiner Kläranlage, in der täglich 3 500 Kubikmeter Abwasser ankommen, bereits vieles richtig gemacht und einen Faulturm gebaut. Hier wird der Faulschlamm einerseits eingedickt, so dass sich das Gesamtvolumen verringert. Das entstehende Faulgas wird als Energiequelle für ein Blockheizkraftwerk genutzt, das pro Jahr 260 000 Kilowattstunden Strom produziert. Damit kann der Energiebedarf der Kläranlage zu 85 Prozent gedeckt werden.
Bis vor anderthalb Jahren wurde der Schlamm aus dem Faulturm noch auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht. Nun wird er entwässert, so dass ein torfartiges Substrat mit einem Trockengehalt von 25 Prozent entsteht. Das heißt, der Wasseranteil des Schlammes wird um ein Viertel gesenkt.
Problematische Schmutzfracht
Das Problem: Die in dem Wasser gelösten Stoffe muss die Kläranlage umweltverträglich verarbeiten können. Und: Für die Eindickung werden Polymere verwendet, Mikroplastik, das die Umwelt belastet. Hinzu kommt: Ist die Schmutzfracht zu groß, kann das biologische Gleichgewicht kippen, die Anlage arbeitet nicht mehr ordnungsgemäß. Aus diesem Grund muss das Wasser, das bei der Komprimierung des Klärschlammes entsteht, zwischengespeichert und - wie etwa in Eggolsheim - fein dosiert der täglichen Schmutzwassermenge zugeführt werden.
Landwirtschaft keine Option
Übrig bleiben in Ebermannstadt rund 1000 Kubikmeter getrockneter Klärschlamm pro Jahr. Diese Größenordnung muss auch in den Kläranlagen Schwabachtal mit den Mitgliedsgemeinden Igensdorf, Eckental, Gräfenberg, Weißenohe und Neunkirchen am Brand, in Baiersdorf und in Eggolsheim entsorgt werden. In der Kläranlage Hausen fallen 700 Tonnen Klärschlamm mit einer Trockenmasse von 20 Prozent an. Solche Mengen seien in der Landwirtschaft gar nicht mehr unterzubringen, betonte Markus Brautsch, auch weil durch die neue Verordnung über die Verwertung von Klärschlamm, Klärschlammgemisch und Klärschlammkompost die gesetzlichen Rahmenbedingungen deutlich verschärft wurden.
Ziel des Freistaates Bayern sei eine Beendigung der landwirtschaftlichen, gärtnerischen und landschaftsbaulichen Verwertung des Klärschlammes. Bayernweit seien 2015 bereits 63,2 Prozent des anfallenden Klärschlammes thermisch behandelt, spricht verbrannt worden. Im Nachbarlandkreis Bamberg waren das nur 27 Prozent.
Der Rest ging, wie die breiartigen Überbleibsel aus der Kläranlage Mostviel in die Landwirtschaft. "Wir haben das Glück, dass die Abwässer der Gemeinden Obertrubach, Egloffstein und aus Ortsteilen von Gößweinstein und Pretzfeld nicht sonderlich chemisch belastet sind. Wir haben kein Krankenhaus, kein großes Seniorenheim und keine Industrie", betont Bürgermeister Stefan Förtsch. Deshalb hätten sich noch genügend Landwirte als Abnehmer für den Klärschlamm gefunden. Eine Dauerlösung werde das aber nicht sein. Auch deshalb, weil das Zeitfenster für die Ausbringung von Klärschlamm immer enger geworden sei.