Wo künftiger Baustoff wächst
Autor: Rainer Lutz
LKR Coburg, Montag, 23. April 2018
Künftige Architekten und Bauingenieure ließen sich zeigen, wo das Holz als Baumaterial herkommt.
Bauen mit Werkstoffen, die nachhaltig sind, ein gesundes Raumklima fördern und nach ihrer Nutzung kein Entsorgungsproblem darstellen wird, liegt im Trend. Holz erfüllt diese Anforderungen wie kein zweites Material, ist Albert Schrenker überzeugt. Eine Überzeugung, die der Leiter des Forstbetriebs Coburg der Bayerischen Staatsforsten (BaySF) jetzt an 15 Studenten der Hochschule Coburg weitergab.
Die angehenden Architekten und Bauingenieure begleiteten Schrenker in den Wald nahe Neukirchen. Dort bot sich die Gelegenheit, moderne Holzernte zu erleben. Die dabei eingesetzte Maschine, der sogenannte Harvester, machte mächtig Eindruck. Die Studenten durften vom Platz des Maschinenführers aus ein Gefühl für dessen Arbeit entwickeln, die höchste Konzentration erfordert - ein anschaulicher Rahmen für Schrenkers Exkurs in forstliche Themen. "Wie wird ein Einschlag geplant, wie erfolgt die Holzernte, was sind die flankierenden Arbeiten, ehe der Balken, das Brett oder das Parkett verbaut werden können?" Fragen, die Albert Schrenker geduldig und verständlich beantwortete. Dass Holz ein Baustoff der Zukunft ist, zeigt das "HoHo" in Wien. Ein Hochhaus mit über 80 Metern Höhe, das zurzeit mit EU-Förderung gebaut wird.
Langfristige Planung
Interessant für die Studenten war dabei, dass in einem Zehn-Jahres-Plan waldbauliche Behandlungsgrundsätze für jeden Bestand festgeschrieben werden. Pro Baumartengruppe, wie etwa Fichte, Kiefer oder Eiche und Buche, werden die Mengen pro Revier geplant und für den gesamten Forstbetrieb zusammengefasst. Auf dieser Basis werden Verträge mit den Holzkunden, etwa Sägewerken, geschlossen. Darin sind Mengen, Liefermonate und Preise bereits festgeschrieben. Entsprechend müssen die Einsätze der Harvester ausgeschrieben und entsprechende Einsatzpläne erarbeitet werden.
Nachwachsender Baustoff
Dass Holz ein nachwachsender Baustoff ist, spreche für dieses Material, so Albert Schrenker: "Wenn wir heute hier drei Stunden reden, dann sind in dieser Zeit in den Wäldern des Forstbetriebs 27 Kubikmeter Holz nachgewachsen", rechnete er vor. Eine beeindruckende Menge. In den 41 Forstbetrieben der BaySF ist Nachhaltigkeit Vorschrift. Etwa neun Festmeter Holz wachsen im Jahr auf jedem der rund 8500 Hektar Wald des Forstbetriebs Coburg nach. "Wir nutzen nur sieben davon, so bleibt immer ein Zuwachs übrig", erklärt Schrenker.Beim Holzverkauf ist er für den Coburger und den Rothenkirchener Betrieb zuständig. Etwa 170 000 Festmeter Holz gehen von beiden zusammen jedes Jahr in den Verkauf. Eine Menge Holz - aber längst nicht alles wird Bauholz oder kann zu Möbeln verarbeitet werden. Die wertvollsten Stücke kommen aus dem Stammholz. Als Langholz, oder heute oft eher in leichter zu handhabenden Längen von vier oder fünf Metern geht es ins Sägewerk, wird zu Balken und Latten für den Dachstuhl oder zu Brettern. Stämme, die nicht gerade gewachsen sind, oder schwächere Teile eines Baumes, schwache Bäume aus der Durchforstung und dergleichen wird zum sogenannten Industrieholz. Papier, Spanplatten, Stifte, Holzwolle oder Zellstoff werden aus diesem Holz gemacht.
Was dann noch vom Baum übrig ist, geht in die "thermische Verwertung", wie es Albert Schrenker nennt. Das reicht vom Ofenholz, das sich der Selbstwerber mit Erlaubnis des Betriebs aus dem Wald holt, bis zu Hackschnitzeln, die in großen Heizanlagen verfeuert werden. Ein weiterer Teil des anfallenden Holzes bleibt im Wald und darf dort verrotten. Totholz hat eine hohe Bedeutung für Kleinlebewesen und damit für die Artenvielfalt im Wald. Wie wichtig Vielfalt ist, erklärt Albert Schrenker den künftigen Bauingenieuren und Architekten beim Thema Waldbau. Mindestens vier Hauptbaumarten wollen die Forstleute in einem Bestand haben. So kann etwa ein Schädling, der sich ausbreitet, nie den gesamten Bestand gefährden. Auf einen Wechsel in der Nachfrage kann leichter reagiert werden und unterschiedliche Arten reagieren auch unterschiedlich auf Einflüsse, die der Klimawandel mit sich bringen wird.