Wo kommen die gelben Säcke her?
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Mittwoch, 04. Januar 2017
Alle zwei Wochen wird in Bamberg der gesammelte Verpackungsmüll entsorgt. Am Sonnenplätzchen sieht es aber täglich so aus, als ob die Abfuhr unmittelbar bevor stünde - zum Ärger von Bürgern und Umweltamt.
Jutta Behr-Groh
Paul Schwegler kennt die Situation nur zu gut. Er wäre froh, wenn sie endlich bereinigt würde - im wahrsten Sinne des Wortes. Doch Abhilfe ist nicht in Sicht: So vergeht fast kein Tag, an dem sich nicht gelbe Säcke am kleinen Sonnenplätzchen nahe der Bischofsmühlbrücke häufen.
Wann immer er zu seinem dort geparkten Auto gehe, fielen ihm die Beutel auf, berichtet Schwegler. Auch am Tag nach der Abfuhr lägen gleich wieder welche draußen. Manchmal würden sie sich zu wahren Bergen türmen. Ganz schlimm sei es am Heiligen Abend gewesen. An die Lokalredaktion hat sich Schwegler gewandt, weil ihm die Stadt keine Hoffnung auf Abhilfe machen konnte.
Grund: Man kennt die unschöne Situation im städtischen Umweltamt nur zu gut, weiß sich aber anscheinend keinen Rat, wie sie aus der Welt zu schaffen ist.
Verursacher unbekannt
Das bringt die FT-Anfrage bei der Rathaus-Pressestelle zutage. Laut Stadtsprecher Steffen Schützwohl handelt es sich um eine "never ending story", eine unendliche Geschichte also. Das Problem beschäftige die zuständige Behörde schon "seit vielen Jahren". Einen vergleichbaren Fall habe man noch nie gehabt und sei ein bisschen ratlos.Die städtischen Abfallberater haben angeblich nichts unversucht gelassen, den oder die unbekannten Verursacher zu finden beziehungsweise auf ihn oder sie einzuwirken. So seien Mitarbeiter aus dem Umweltamt vor Ort gewesen und hätten das Gespräch mit Anwohnern gesucht und "ganz dezent" informiert: "Es soll ja niemand verdächtigt werden." Man habe Leute, die in der näheren Umgebung wohnen, schriftlich über den richtigen Umgang mit den gelben Säcken aufgeklärt, es seien darüber hinaus Informationen ausgehängt worden. Manche Aktion sei mehrfach durchgeführt worden - alles leider ohne den erhofften Erfolg.
Weil es sich meist um mehrere Beutel handelt, geht man im Umweltamt davon aus, dass nicht alle gelben Säcke aus einem Haushalt stammen.
"Liegt erst mal was da ..."
Vielleicht habe man es dort ja mit einem Effekt zu tun, der laut Pressestelle häufiger im Stadtgebiet zu beobachten ist: "Wenn erst mal was daliegt, kommt mehr dazu." In der Verwaltung schließt man nicht aus, dass jemand am Sonnenplätzchen seine vollen gelbe Säcke entsorgt, der gar nicht dort wohnt. "Müll-Tourismus" scheint immer wieder zu passieren. Schützwohl berichtet von einem Fall, der sich vor einiger Zeit am Eingang der Judenstraße am Kaulbergfuß ereignet haben soll: Da sei ein Autofahrer mit Schweinfurter Kennzeichen beobachtet worden, als er angehalten, volle gelbe Säcke ausgeladen und zu denen gelegt habe, die schon auf dem Gehsteig standen.
Gedankenlosigkeit?
Zurück zum Sonnenplätzchen, wo die gelben Säcke dieser Tage auch noch an einer besonders ungünstigen Stelle deponiert sind: Sie liegen auf dem Streugutkasten. Wer an dessen Inhalt wollte, müsste sie erst auf die Seite schaffen. Schwegler glaubt, dass man es am Sonnenplätzchen mit jemanden zu tun hat, der aus reiner Gedankenlosigkeit jeden gelben Sack hinausschafft, sobald er voll ist - ohne zu ahnen, dass Bamberger und Besucher deren ständigen Anblick als störend und Schandfleck im Weltkulturerbe empfinden. Wenn das mal so in der Zeitung stehe, sei das für den oder die Zeitgenosse(n) ja vielleicht ein Denkanstoß, so die Hoffnung unseres Lesers.