Vor knapp einem halben Jahr hat sich das junge Neuenmarkter Ehepaar Lisa und Stefan Gieger aufgemacht, als Missionare nach Uganda zu gehen. Nun berichten sie, welche Eindrücke sie von dem fremden Land gewonnen haben.
Lisa Gieger arbeitet in Uganda in einem Krankenhaus als operationstechnische Assistentin, ihr Ehemann Stefan als technischer Helfer. Beide gehören dem deutschen Missionsärzte-Team an.
Dass Kagando ein wunderschönes Fleckchen auf dieser Erde ist, haben Lisa und Stefan Gieger bereits in den ersten Monaten wertschätzen gelernt. Stefan Gieger: "Wir wohnen direkt gegenüber einer wunderschönen Bergkette, dem Rwenzori-Gebirge, und können fast jeden Morgen eine atemberaubende Aussicht genießen. Auch das viele Grün, der Queen Elisabeth Nationalpark und die nahe liegenden Seen sind immer wieder ein Blickfang und einen Ausflug wert."
Ein großer Kulturschock
Lisa Gieger erlebte bei ihrer Arbeit im Krankenhaus anfangs einen großen Kulturschock, weil die Umstände und Ressourcen natürlich ganz andere sind, aber weil sie auch mit ganz neuen Aufgaben konfrontiert war, die sie in Deutschland noch nie zuvor tun musste. Zum Beispiel das Assistieren bei Operationen, das in Deutschland ausschließlich von Ärzten übernommen wird, oder das Reinigen der OP-Säle. Lisa Gieger: "Große Unterschiede sind zum Beispiel, dass ganz viele OPs in lokaler oder spinaler Anästhesie durchgeführt werden, das heißt, nicht in Vollnarkose, weil es günstiger ist und schneller geht. Materialien sind oftmals nur gelegentlich verfügbar, und man muss immer wieder improvisieren, wenn etwas nicht auf Lager ist. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Arbeitsatmosphäre wesentlich entspannter und unterstützender ist. Es vergreift sich selten jemand im Ton oder greift jemanden persönlich an. Das liegt einerseits an der durch und durch freundlichen Kultur, aber auch an dem kaum vorhandenen Leistungsdruck."
Ungewohnte Gelassenheit
Die Arbeit von Stefan Gieger ist genauso spannend. So hilft er bei den Elektrikern, in der Physiowerkstatt, dem Medizintechniker oder arbeitet am German House: "Die Handwerker gehen den Tag eher gelassen an, und es kann schon mal sein, dass man zu dritt zum Austausch einer Glühbirne aufbricht. Meistens wird auch nicht viel Werkzeug mitgenommen, so dass - wenn eine andere Herausforderung kommt - meistens einer zurückgeht, um ein Werkzeug zu holen. Generell sind gutes Werkzeug und Materialien rar, da sie Geld kosten. So kommt es schon mal vor, dass man, um ein paar Stecker für Kabel zu bekommen, bei drei Instanzen vorbeigehen muss, um sie dann letztlich kaufen zu dürfen. Die Physiowerkstatt macht hin und wieder Arbeitseinsätze in anderen Dörfern, um dort Rollstühle für Patienten zusammenzubauen und anzupassen, aber auch alte Rollstühle zu reparieren. Das ist eine sehr wichtige Arbeit, da man hier sonst kaum Möglichkeiten der Fortbewegung hat und es deshalb schwierig ist, integriert zu werden."
Dieses Leben macht nachdenklich
Das einfache Leben im Dorf hat Lisa und Stefan Gieger einiges gelehrt. Es hat sie zutiefst bewegt, unter welchen Umständen Menschen leben können und müssen. Stefan Gieger: "Schon alleine die Tatsache, für Wasser mehrere Minuten Fußweg täglich zurückzulegen und es dann erst abkochen zu müssen, damit es trinkbar ist. Oder wie froh wir darüber sind, daheim Waschmaschinen, Duschen, Toiletten mit Spülung und Supermärkte mit allem, was das Herz begehrt, vor der Haustür zu haben. Die Zeit hier macht uns sehr demütig und zeigt uns auch, wie viel Kraft und Zeit wir uns rauben lassen durch nebensächliche und unwichtige Probleme."
Fokus auf Begegnungen gelegt
Lisa Gieger weiter: "Außerdem haben Gastfreundschaft und das Miteinander in Uganda einen viel höheren Stellenwert, und man lernt gleich, dass man hier nicht aneinander vorbeiläuft ohne einen kurzen Wortwechsel. Man spürt, dass die Menschen noch lange nicht das Interesse und die Freude aneinander verloren haben, anstatt nur auf sich selbst zu schauen. Daher haben wir unseren Fokus auf persönliche Begegnungen gelegt. Wir haben ein Morgengebet, bei dem wir mit ein paar Einheimischen in den Tag starten, und auch bei unserem Hauskreis mit den Einheimischen legen wir viel Wert auf persönliche Erlebnisse."
Die Webseite von Lisa und Stefan Gieger: www.lisa-stefan.de.