Wo Automobilgeschichte erlebbar wird
Autor: Redaktion
Blaich, Freitag, 12. Juli 2019
Der Kulmbacher Oldtimer-Stammtisch feiert am kommenden Donnerstag im Mönchshof sein 25-jähriges Bestehen. Die Mannschaft um Walter Schaller richtet alljährlich das größte Treffen Nordbayerns aus. Zum Jubiläum freut sich der OSK auf viele Gäste - und auf historische Fahrzeuge.
1994: Wer erinnert sich noch? Brasilien wurde Fußball-Weltmeister, Michael Schumacher errang seinen ersten WM-Titel in der Formel 1, und Nelson Mandela wurde zum ersten farbigen Präsidenten Südafrikas gewählt.
Auch für Kulmbach war dieses Jahr nicht unbedeutend, zumindest in kultureller und gesellschaftlicher Hinsicht. Der Luitpoldbrunnen, der während der NS-Zeit im Bauhof eingelagert war, erhielt wieder seinen alten Standort auf dem Marktplatz, das Bayerische Brauereimuseum öffnete seine Pforten. Und in der Kommunbräu, deren Anteilseigner im Juli 1994 ihr erstes Bier probieren konnten, traf sich am 18. des gleichen Monats auf Einladung von Walter Schaller eine Gruppe Oldtimer-Begeisterter. Horst Beyer, Karlheinz Erhardt, Roman Geyer (†), Jochen Illing, Horst Kneitz, Walter Schaller, Iris Schröppel, Robert Weichart und Horst Weiß gründeten an diesem Abend den Oldtimer Stammtisch Kulmbach (OSK) - ein Entschluss mit großer Tragweite, wie sich bald herausstellen sollte.
Es entwickelte sich eine kleine aktive Gruppe, deren Mitglieder ihr Hobby pflegten. Gemeinsame Ausfahrten und Hilfe bei der Ersatzteilsuche gehörten zu den vordringlichen Zielen. Freilich waren zu dieser Zeit Fahrzeuge, die jetzt bereits über 30 Jahre alt und somit offiziell Oldtimer sind, noch Alltagsautos. Aus heutiger Sicht müsste man weit zurückblicken in die Automobilgeschichte - auf den Jaguar MK II von Walter Schaller beispielsweise, den Lloyd Alexander von Horst Kneitz oder die als "Knutschkugel" berühmt gewordene BMW Isetta von Roman Geyer.
"Wollten selbst Gastgeber sein"
Oldtimer-Veranstaltungen waren zu diesem Zeitpunkt in der Region noch selten. Doch beim OSK reifte sehr schnell der Gedanke, ein eigenes Treffen auszurichten. "Wir wollten nicht nur Nutznießer von Dienstleistungen anderer sein, sondern auch selbst Verantwortung übernehmen und Gastgeber werden", erläutert Walter Schaller, der heute noch Stammtisch-"Häuptling" ist. So startete man 1996 mit einer eintägigen Ausstellung, an die sich Schaller noch sehr gut erinnern kann: "Auf Anhieb kamen 200 Autos. Damit hätten wir nie gerechnet. Da waren wir baff."
Ausfahrt und Ausstellung
Der Erfolg ermutigte die Mitglieder, im Jahr darauf das Oldtimer-Treffen Kulmbach als zweitägige Veranstaltung auszuschreiben. Am Samstag wurde eine touristische Ausfahrt angeboten, am Sonntag wiederum die Fahrzeug-Ausstellung. Auch diese Veranstaltung war sehr gut besucht, und es reihte sich ein erfolgreiches Treffen an das andere. Grundsatz des OSK war dabei von Anfang an, ohne kommerziellen Hintergedanken und ehrenamtlich zu arbeiten. Walter Schaller: "Wir wollen mit guter Organisation anderen Oldtimerfreunden ein schönes Wochenende bescheren. Dabei sollten die Gäste unsere Heimatstadt und die wunderschöne fränkische Landschaft kennenlernen."
Das ist dem OSK gelungen, denn bald musste die Samstagsausfahrt auf 120 Fahrzeuge limitiert werden und wurden am Sonntag bis zu 800 Fahrzeuge auf dem Mönchshof-Gelände gezählt. Insgesamt konnten auf den Kulmbacher Treffen rund 60 000 Besucher fast 11 000 Fahrzeuge bestaunen. Fans von Kiel bis zum Bodensee und sogar aus den benachbarten Ländern kamen und kommen nach Kulmbach, wo der Oldtimer Stammtisch Automobilgeschichte erlebbar macht.
Um den Bekanntheitsgrad des Treffens und der schönen Kulmbacher Heimat zu steigern, formierte sich eine kleine Mannschaft und plante einen eigenen Stand auf der großen Oldtimer-Messe "Retro Classics". Insgesamt waren die Kulmbacher sieben Mal als Aussteller in Stuttgart und wurden mehrmals für den schönsten Clubstand prämiert.