Wo Aschenputtel gemobbt wird
Autor: Gabi Bertram
Heldritt, Donnerstag, 23. April 2015
Waldbühne In dieser Freiluft-Theatersaison bringt der Heimatverein Heldritt das Grimm'sche Märchen "Aschenputtel" auf die Bühne. Inszeniert wird das Stück in bewährter Manier von Delia Sophia Schneider aus Coburg.
von unserer Mitarbeiterin Gabi Bertram
Heldritt — Nach dem Mega-Erfolg der Aufführung "Abenteuer aus dem Dschungelbuch" mit Zugabe im vergangenen Jahr hängen freilich die Trauben hoch. Das weiß auch die Regisseurin Delia Sophia Schneider, die nun schon zum siebten Mal ein Kinderstück für die Waldbühne inszeniert. "Da muss man sich ranhalten", lacht sie und sieht es für sich und die Akteure zugleich auch als Herausforderung. "Aschenputtel" kommt heuer auf die Waldbühne. Das haben der Vorstand des Heimatvereins und die Regisseurin herausgesucht und für gut befunden.
Es muss einfach passen, meint Schneider, sowohl vom Terrain als auch von den Schauspielern her.
Delia Schneider kennt ihre Eleven und weiß, in welcher Rolle sie sich nicht nur pudelwohl fühlen und ganz und gar aufgehen, sondern auch, welche Rolle zu ihnen passen könnte.
Eine Nummer kleiner
Nachdem beim "Dschungelbuch" um die 30 Akteure auf der Bühne gestanden hatten und neben den Proben vor allem auch die Logistik eine Riesenherausforderung gewesen war, kann beim "Aschenputtel" ein Zahn zurückgefahren werden. Sieben Rollen sind vergeben. In die Hauptrolle des Aschenputtels schlüpft Celine Gernet, kein Neuling auf der Waldbühne Heldritt. Neben dem Aschenputtel, sagt Delia Schneider, seien es vor allem die zwei bösen Stiefschwestern und die Stiefmutter, die der Schneider'schen Inszenierung das Futter geben.
Charlotte Ritz spielt die Rosalia und Laura Stampf die Griselda, die zwei zickigen und nicht allzu intelligenten, ja geradezu dummen Stiefschwestern.
Da sind viel Mimik und Gestik im Spiel, und wer die Schneider kennt, weiß, dass sie auf Ausdrucksstärke im Detail Wert legt. Mit der Rolle der bösen Stiefmutter - eher bauernschlau und intrigant - hat sich Karin Bodirsky ein Stück schauspielerische Arbeit aufgeladen. Aber sie freut sich, mal wieder auf der Bühne zu stehen. Jüngster im Bühnen-Bunde ist der achtjährige Marvin Witter, der in der Statistenrolle der kleinen Maus der beste Freund Aschenputtels ist. Aber auch Marvin hat schon Bühnenerfahrung.
Charakterstarke Szenen
Delia Schneider hat sich in ihrer Inszenierung an das Grimm'sche Märchen gehalten, dabei aber die einzelnen Charaktere verstärkt und herausgearbeitet und dabei, erklärt sie, durchaus auch eine Brücke zu einem aktuellen Thema geschlagen. "Das Aschenputtel", erklärt sie, "ist nur bis zu einem gewissen Punkt die Liebe und Gute.
Erst als das Mädchen ausflippt und ob ihres Loses wütend wird und laut schimpft, löst sie den Zauber des Bäumchens auf dem Grab der Mutter aus."
Delia Schneider sieht hier durchaus ein Pendant zum Thema Mobbing. Denn das, was man heute Mobbing nennt, habe Aschenputtel zu ertragen, bis sie sich eben wehrt. Die, die sie mobben - die bösen Stiefschwestern und die Stiefmutter - sind am Ende die Dummen. Das könnte durchaus eine Lehre für die etwas größeren Zuschauer sein und ein Gesprächsstoff zur Nacharbeitung eines gemeinsamen Theaterbesuchs, meint Schneider. Aschenputtel jedenfalls, die anfangs Geknechtete, stiehlt am Ende allen die Show.
Lustig und witzig soll das Märchen rüberkommen. Dafür wurden viele Dialoge und Szenen geschrieben, für die dümmlichen Schwestern ebenso wie für den König und seinen recht umfänglichen Diener.
Viel Musik wird das Märchenspiel abrunden und wie in jedem Jahr wird es zum Märchen choreografierte Tänze der zauberhaften Eleven der Ballettschule Ketschendorf geben.
Aufwendige Ballkleider
Nicht ganz so aufwendig wie im vergangenen Jahr werden die Kostüme sein. Immerhin hatte Dagmar Bär über 30 Akteure auszustaffieren. Diesmal sind es die Ballkleider der Mädchen und des Aschenputtel, die ins Märchenreich der Prinzessinnen träume entführen sollen. Dem Kulissenbau-Team steht auch heuer wieder Rainer Schirmer vom Landestheater Coburg zur Seite, der die großen Tafeln bemalt. Diese zeigen beidseitig die Bühnenbilder und sollen im Spiel umgedreht werden. Wenn alles klappt, wird es sein, als würden alle gemeinsam in einem riesigen Märchenbuch lesen und einfach die Seiten umblättern.