Druckartikel: "Wir wollen die Türen öffnen!"

"Wir wollen die Türen öffnen!"


Autor: Michael Busch

Herzogenaurach, Donnerstag, 21. November 2019

Die katholische Kirche muss reformiert werden, sagen Gläubige. Das sagen aber auch Kirchenfunktionäre aus den unterschiedlichen Bereichen. Diskussionen und eine Petition sollen dabei nachhaltig helfen.
Wolfgang Seitz (links) und Günther Doliwa sehen Chancen der Erneuerung in "ihrer" Kirche.  Foto: Michael Busch


Michael Busch Es sind Forderungen, die so manches auf den Kopf stellen würden. Zumindest aus Sicht von konservativen Katholiken. Es geht darum, dass "Personen, die sich in den Gemeinden bewährt haben und von diesen vorgeschlagen werden, über den Weg des Diakonats der Zugang zur Priesterweihe eröffnet wird". Dabei könne es sich auch um verheiratete Männer handeln. Und es geht darum, dass "Frauen der Zugang zum Diakonat ermöglicht werden soll".

Für diese Umsetzung brauche es aber Katholiken, die die Zeichen der Zeit erkennen und diesen Weg mitgehen wollen. Und die gibt es - auch in Herzogenaurach. Günther Doliwa und Wolfgang Seitz hatten in den Pfarrsaal eingeladen, um ihre Unterstützung zuzusichern und entsprechend Werbung für diese fundamentale Veränderung zu machen. Sie erklärten, dass die Idee aber über die Petition hinausgehe.

Seitz erläutert. "Es wird Foren geben, in denen sich über unterschiedliche Aspekte in diesem Prozess unterhalten wird." Bischöfe, aber auch Laien treffen zusammen, um in vier Gruppen folgende Themen anzugehen: Macht, Partizipation und Gewaltenteilung; Sexualmoral; Priesterliche Lebensform; Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche. Gerade das letzte Thema habe zu vielen Diskussionen geführt, da dies ein sehr emotionales Thema sei. Doch Doliwa erklärt: "Es ist eines der wesentlichen Themen, denn wir glauben, dass die Rolle der Frau in der katholischen Kirche eine entscheidende Rolle für die Zukunft spielen werde."

Passend sei ein Zitat des Kardinals Marx, der im August 2019 gesagt hat: "Eine solidarische Kirche entsteht nicht durch Dekret. Der synodale Weg muss einen Prozess eröffnen, der die notwendige Freiheit besitzt und die eigene Würde jedes Christen, einer jeden Christin, eines jeden Gotteskindes berücksichtigt. Darin liegt die Größe dieses Weges."

Themenabende in der Stadt

Aus Sicht der beiden Theologen muss dieser Weg von der Basis aus beschritten werden. Um diese entsprechend einzubinden, werde es in Herzogenaurach Abende zu den genannten Themen geben. Am 28. Januar im kommenden Jahr widme man sich ab 19.30 Uhr im Pfarrzentrum St. Magdalena dem Thema "Der Synodale Weg - eine Einführung". Da gehe es um die Macht, die Partizipation und die Gewaltenteilung. Am 17. März widme man sich dem Thema Sexualmoral und am 25. April dem Inhalt "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche".

Die beiden betonten, dass die angebrachte Petition ein erster Schritt in die Richtung der Beteiligung der Gläubigen sei. "Ja, wir wissen um die Möglichkeit, dass diese Reformation auch zu Spaltungen innerhalb der Kirche führen kann", sagt Doliwa. Denn die Geschichte habe gezeigt, dass Reform- und Demokratisierungsprozesse innerhalb der Kirche zu diesen Abspaltungen führen könnten. Wichtig sei aber, dass "wir Türen öffnen wollen", so Doliwa. Es gehe darum, die Basis, die vielen Gläubigen an diesem Entwicklungsprozess zu beteiligen.

Der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner hat die Online-Petition für die Priesterweihe bewährter verheirateter Männer sowie den Diakonat für Frauen gestartet. Er äußerte sich zu seiner Petition: "Die Synode war ein historisches Ereignis für die Weltkirche. Sie wird auch in unsere Ortskirchen Bewegung bringen, wenn dieser Kairos jetzt genutzt wird."

Änderung durch die Basis

Der Kritiker führt aus: "Wir verpflichten uns persönlich zu einem Lebensstil, der die Mitwelt schont. Wir setzen uns für eine Politik ein, welche eine nachhaltige Balance zwischen Ökologie und sozialer Gerechtigkeit sucht.

Wir bitten junge Menschen, uns dabei mit ihrem Engagement und ihrem Mut zu unterstützen. Zudem fordern wir die Bischofskonferenzen auf, dem Papst im Rahmen verstärkten Einsatzes für das Evangelium mutige Vorschläge zur Milderung des Priestermangels zu machen." Doliwa und Seitz ergänzen: "Es geht dabei nicht nur um die zehn Prozent Katholiken, die noch regelmäßig die Gottesdienste besuchen. Es geht vor allem um die 90 Prozent, die immer noch an die katholische Kirche glauben, aber nicht mehr aktiv in der Kirche sind."