"Wir sind nicht das Oktoberfest"
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Herzogenaurach, Montag, 16. Januar 2017
Die Verhandlungen mit der Gema sind nicht immer die einfachsten, berichtete Helmut Biehler vom Kulturamt der Stadt. Die neue Gebührenbewertung nach Fläche komme der Sommerkirchweih nicht entgegen.
bernhard Panzer
Helmut Biehler ist seit vielen Jahren in Diensten der Stadt. Als Leiter des Kulturamts führt er auch die Verhandlungen mit der Gema, der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte. Bei musikalischen Veranstaltungen müssen also Gebühren gezahlt werden. Auch von der Stadt, die besonders bei der Sommerkirchweih betroffen ist.
Im vergangenen Jahr habe man deswegen viel Arbeit gehabt, erklärte Biehler in der jüngsten Sitzung des Kulturausschuss. Traditionell erstatten in der Januar-Sitzung die kulturellen Einrichtungen der Stadt ihre Jahresberichte, so auch das Kulturamt.
Man habe eine sehr hohe Rechnung für die Sommerkerwa bekommen, sagte Biehler. Er bezieht das darauf, dass der Ansprechpartner der Stadt jetzt nicht mehr Nürnberg sei, sondern man sich direkt nach Berlin wenden müsse. Dort einen Ansprechpartner zu finden,sei auch gar nicht so einfach gewesen. Er hab 20 Minuten am Telefon warten müssen.
Erschwerend hinzu gekommen sei die Änderung der Berechnungsgrundlage. Nicht mehr die Anzahl der Besucher sei ausschlaggebend, sondern die Fläche. Die Stadt habe mit 7000 Quadratmeter da sehr viel. Und deshalb auch eine sehr hohe Rechnung erhalten. Er habe erstmal verdeutlichen müssen, "dass wir keine Großveranstaltung haben wie in München", erläuterte Biehler. "Die denken, wir feiern ein Oktoberfest mit Party von früh bis spät", sagte der Rathaus-Mitarbeiter.
Im Haushalt für 2017 sind höhere Ansätze enthalten, ergänzte Bürgermeister German Hacker. Dennoch wird Biehler wohl nicht herumkommen, erneut nachzuverhandeln.
Lob für die Musikschule
Bei der Städtischen Sing- und Musikschule sei es etwas anderes geregelt, erläuterte deren Leiterin Margit Denk. Man habe einen Pauschalvertrag für die öffentlichen Schülervorspiele. Allerdings seien die Verhandlungen durchaus kompliziert, so habe sie zuletzt mehrere Stunden am Telefon verbracht. In der Diskussion wurde die Einrichtung grundsätzlich gelobt. Es sei sehr erfreulich, dass die Schülerzahl stabil geblieben sei, sagte Konrad Körner (CSU). 2016 besuchten 612 Schüler die Musikschule, 2015 waren es 618. Dabei kommen die Schüler aus jeder Altersklasse, erklärte Denk. "Unsere Schule hat keine Altersgrenze." Die älteste Person ist 80 Jahre alt.
114 Familien nehmen Unterricht und es gebe 82 Schüler, die schon zehn Jahre und länger dabei sind. Die Zahl der Veranstatlungen ist 2016 von 61 auf 79 gestiegen, was auch auf das Jubiläumsjahr zurückzuführen ist. Zurzeit wird das 45. Jubiläum der Schule gefeiert.
Nicht immer einfach sei es, mit dem Raumangebot in dem denkmalgeschützten Gebäude zurecht zu kommen, sagte Denk auf eine entsprechende Frage aus dem Gremium: "Das erleichtert uns das Leben nicht immer." Manche Belegungen müsse man regelrecht austüfteln, auch gebe es keinen Lagerraum.
Defizit angestiegen
Kritik äußerte CSU-Stadtrat Körner an den steigenden Ausgaben. Natürlich braucht jeder Kulturbetrieb einen Zuschuss, aber das Defizit der Musikschule sei von 360 000 Euro im Jahr 2015 auf einen Ansatz von 460 000 Euro (2016) angestiegen. Seine Fraktionskollegin Ille Prockl-Pfeiffer hatte eine Einzelrechnung aufgestellt und 800 Euro Zuschussbedarf pro Schüler ausgemacht. Viel höher sollte es nicht gehen, Sportler beispielsweise bekämen weniger Zuschuss. Bürgermeister Hacker warnte davor, einen solchen Vergleich anzustellen. Da müsste man dann ja auch die Hallen oder das Bad mit draufschlagen. Grundsätzlich lobte Hacker die "Kirchenplatz-Philharmonie" und stellte fest: "Die Musikschule steht Herzogenaurach sehr gut zu Gesicht." Er bekam darin Unterstützung aus dem Ausschuss. Auch die CSU sei, und das schon seit Hans Ort, mit der Musikschule sehr verbunden, sagte Franz-Josef Lang.
Lob gab's von Konrad Körner (CSU) und Petra Mauser (SPD) zuvor für Helmut Biehler vom Kulturamt dafür, dass die Ansätze im Haushalt alle unterboten wurden.