"Wir sind die Kassenpatienten"
Autor: Josef Hofbauer
Niedermirsberg, Mittwoch, 08. Juni 2016
Die Niedermirsberger gaben Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE) ein ordentliches Päckchen an unerledigten Hausaufgaben mit auf den Weg.
Josef Hofbauer
Ein großer Berner Sennenhund versetzt in Niedermirsberg die Kinder in Angst und Schrecken. Lose Pflastersteine, kaputte Geländer, ein marodes Leichenhaus und verstopfte Durchlässe des Mühlbaches, das waren die Aufreger der Bürgerversammlung im Gasthaus Brehm in Niedermirsberg.
Die Stadt müsse handeln, forderten besorgte Eltern. Ihre Kinder liefen schreiend vom Spielplatz weg, wenn sich der große , frei laufende Hund aus der Nachbarschaft nähere. Kleinere trauten sich gar nicht mehr ohne Begleitung Erwachsener auf den Spielplatz.
Kinder haben Angst
Sogar Schulkindern sei das imposante Tier nicht ganz geheuer. Weil der kräftige Vierbeiner an der Schulbushaltestelle gestanden, laut gebellt und die Kinder angeknurrt habe, seien zwei Grundschulkinder wieder nach Hause gegangen.
"Sie trauten sich nicht in den Bus einzusteigen", erklärt ein Niedermirsberger, der Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE) aufgefordert hat, auf die Besitzer einzuwirken, dass sie den Hund nur auf dem eigenen umzäunten Gelände laufen lassen sollen. Landwirte klagten auch über Hundebesitzer, die ihre Vierbeiner auf den Wiesen und Felder frei laufen ließen. Das Problem dabei: die Hundehaufen. Weil nicht jeder Hundebesitzer die Hinterlassenschaften seiner Lieblinge gewissenhaft beseitigt, gelangten die Exkremente in die Heuballen. "Pferdebesitzer beschweren sich, dass ihre Tiere das Heu nicht fressen", klagte ein Landwirt. Das Heu werde dadurch unverkäuflich, was zu Einbußen in der Landwirtschaft führe.
Eine weiteres Problem sind die Holzstöckchen, mit denen die Hunde das Apportieren üben. Bleibe das Holz auf den Wiesen liegen, führe das zu Schäden, wenn die Wiese gemäht wird.
Abfluss verstopft
Sorgen machte sich eine Niedermirsbergerin auch um die Durchläufe des Fischbaches und des Hockgrabens. Die Bäche müssten ausgemäht, die Durchflüsse sauber sein. Ein Starkregen wie jüngst in Niederbayern könnte verheerende Folgen haben, wenn das Wasser nicht vernünftig abfließen kann, weil die Gräben nicht gereinigt sind, monierte eine Anwohnerin, die darauf verweis, dass für den Gewässerunterhalt die Stadt zuständig sei. Dieter Adler rügte einmal mehr, dass die Pflaster der Ablaufrinnen in der Kalkgasse und in anderen Straßen locker seien. Bereits vor vier Jahren habe er auf diese Missstände hingewiesen, passiert sei nichts. Wolfgang Dorn mahnte in diesem Zusammenhang, es sei doch besser, kleine Reparaturen durchzuführen, bevor größere Schäden entstehen und die Straßenränder abbröckeln.
Zu den "Baustellen" in Niedermirsberg gehört auch der auf Eis gelegte Ausbau der Angerstraße. Zumindest die Sträucher mussten zurückgeschnitten und der Weg geschottert werden, so dass man wieder fahren kann, fordert ein Anwohner. Das sagte Bürgermeisterin Meyer zu. Beim ebenfalls geplanten Ausbau des Radweges musste sie Stadtrat Franz Dorn vertrösten. "Das dauert noch. Wir sind aber dabei."
An der Kreuzung zu schnell
Vorgelegt hat Bürgermeisterin Chritiane Meyer auch die Ergebnisse einer Geschwindigkeitsmessung am Orstand von Niedermirsberg, dort wo die Tempo-30-Zone endet und recht vor links gilt. Dennoch hielten sich nur ortseinwärts nur 45 Prozent, ortsauswärts sogar nur 20 Prozent an das Tempolimit. "Ich bin das beste Beispiel", erklärte Franz Dorn. Obwohl ich Vorfahrt hatte, hat mich dort einer von der Straße gefegt.
Und er lieferte auch gleich die Begründung: Die ausgebaute Ortsstraße verführe dazu, schneller zu fahren. Deshalb sollen nun "bauliche Maßnahmen" überlegt werden, um die Situation zu entschärfen. Lena Leikam verwies auf den maroden Zustand des Leichenhauses. "Da ist eine Toilette drin, die ist aufgefroren und nicht benutzbar, das Waschbecken ist nicht funktionsfähig und der Lorbeer hat nur Stängel, keine Blätter", schilderte ein Zeuge die Situation. "Bisher hat sich noch keiner beschwert, der da drinnen lag", argumentierte ein anderer Zuhörer.
Das fand eine Niedermirsbergerin gar nicht lustig. Angesichts der unerledigten Aufgaben resümierte sie: "Das ist so wie bei den Krankenkassen heutzutage. Die Ebermannstadter sind die Privat-Versichertem, wir in Niedermirsberg sind die Kassenpatienten. Bei uns passiert nichts."