"Wir knacken die Viertelmillion"
Autor: Redaktion
Bamberg, Mittwoch, 25. Oktober 2017
Zum zehnten Mal verkauft der Lions Club Bamberg-Residenz den Bamberger Adventskalender. Mit dem Erlös werden karitative Einrichtungen in der Region unterstützt. Seit 2008 ist da eine beträchtliche Summe zusammengekommen.
"Ich will lieber einen mit Schokolade drin." Solche und ähnliche Sätze werden die Mitglieder des Lions Club Bamberg-Residenz in den ersten Jahren des öfteren zu hören bekommen haben. Damals, im Jahr 2008, als alles angefangen hat, war nicht absehbar, dass sich der Bamberger Adventskalender zu einer solchen Erfolgsstory entwickeln würde.
Wenn in diesem Jahr die zehnte Auflage am 11. November in den Verkauf geht, könnte es durchaus sein, dass der Kalender bereits am selben Tag vergriffen ist. Quasi im gleichen Moment, erklärt Sabine Brey, die Organisatorin dieses Projekts, "knacken wir die Viertelmillion"! Runde 250 000 Euro werden es dann sein, mit denen die Lions in den zehn Jahren karitative Projekte in Bamberg und Umgebung unterstützt haben.
"Vor zehn Jahren hatte es noch drei Wochen gedauert, bis alle Kalender verkauft waren, obwohl damals nur fünf- statt wie heute achttausend Exemplare gedruckt wurden", erzählt Brey. Nicht nur die Bamberger Geschäftsleute mussten überzeugt werden, "etwas springen zu lassen", es sei auch gar nicht so einfach gewesen, den Kalender anschließend an den Mann bzw. die Frau zu bringen.
Schließlich gibt es nicht wenige Organisationen, die gerade in der Weihnachtszeit an das soziale Gewissen appellieren, damit auch jene ein Stückchen vom Kuchen abbekommen, mit denen es das Leben nicht so gut gemeint hat. Vor Real oder Rewe, im Zirkus Giovanni oder der - so hieß sie damals - Jako Arena standen Lions-Grüppchen und machten Werbung für dieses Projekt, das heute in der Adventszeit aus den Wohnzimmern oder Küchen vieler Bamberger nicht mehr wegzudenken ist.
Dass es vielen Käufern des Kalenders allenfalls nebenbei um den sozialen Aspekt geht, weiß auch Sabine Brey: "Klar, die wollen gewinnen!" Aber das sei ja völlig in Ordnung, denn der Kalender ist letztendlich nichts anderes als eine Lotterie. Schon für die erste Auflage hatten etwa 100 Sponsoren knapp 300 Preise im Wert von rund 15 000 Euro zur Verfügung gestellt und damit einen ordentlichen Kaufanreiz geschaffen.
Die Zahlen haben sich mittlerweile vervielfacht: Dieses Jahr sind es 1570 Preise im Gesamtwert von sage und schreibe rund 62 000 Euro, die 214 Geschäftsleute spendiert haben. Da braucht man sich nicht zu wundern, dass der Kalender weggeht wie warme Semmeln.
Auf die Viertelmillion Reinerlös an Spendengeldern, die durch seinen Verkauf zusammengekommen ist, können viele stolz sein: die Bamberger, die das Geld letztendlich auf den Tisch gelegt haben; die Sponsoren - nicht wenige sind bereits von Anfang an dabei, die den Kalender mit ihren Preisen so attraktiv gemacht haben; und nicht zuletzt die drei Dutzend Frauen und Männer vom Lions Club Bamberg-Residenz, die bereits im Juni eines jeden Jahres mit den Vorbereitungen beginnen.
Die To-do-Liste ist lang
Es sind ja nicht nur die Sponsoren, die alle Jahre wieder angesprochen werden müssen: Die Lotterie muss rechtzeitig beim Ordnungsamt angemeldet werden, ein Motiv gesucht und ausgewählt werden, 1570 Preise müssen kategorisiert und hinter den 24 Türchen verteilt werden, die Gewinnnummern müssen unter notarieller Aufsicht den Preisen zugeordnet werden, der Druck muss organisiert, die Losnummern auf jeden einzelnen der 8000 Kalender händisch aufgeklebt werden, Rechnungen für die Sponsoren geschrieben oder die Webseite (www.adventskalender-bamberg.de) gepflegt werden - die To-do-Liste umfasst über 100 Punkte.Beziffern lässt sich das ehrenamtliche Engagement nur grob: Brey schätzt, dass es rund 400 Stunden sind, die der Lions Club Bamberg-Residenz pro Jahr alleine für diese "Activity" leistet. "Der Erfolg rechtfertigt den ganzen Aufwand", unterstreicht Andreas Eßer, amtierender Präsident des Clubs und erklärt, dass der Adventskalender keine Bamberger Erfindung sei.
Weltweit gebe es etwa 46 000 Lions Clubs (in Bamberg drei), die sich seit genau 100 Jahren mit ganz unterschiedlichen Aktivitäten sozial engagieren. "Wenn da irgendein Club ein erfolgreiches Projekt ins Leben gerufen hat, spricht sich das ganz schnell herum", so der Präsident. Alleine in Bayern gebe es mittlerweile dutzende Adventskalender-Projekte.
Als Eßer schon jetzt hinter das eine oder andere Türchen spitzt, ahnt man schnell, dass es auch in diesem Jahr wieder einen Ansturm geben dürfte: Hunderte Shopping- oder Restaurantgutscheine verbergen sich hinter den 24 Türchen, man kann eine Fahrt im Ballon, einem Wohnmobil oder einem Porsche Boxter gewinnen, Führungen durch den Dominikanerbau oder eine Übernachtung im Haus am Wald in Eltmann, es gibt Massagen, E-Books, Jahrestickets für die Brose Arena, Schmuck, Spielzeug, Kinokarten, ein Spanferkel oder Wärmepantoffeln - sogar ein neues iPhone 8 ist diesmal unter den Preisen.
Stellt sich freilich die Frage, warum der Club angesichts der hohen Nachfrage die Auflage nicht einfach erhöht. "Natürlich könnten wir locker 10 000 Kalender verkaufen", ist sich Eßer sicher, aber es gebe zwei Punkte, die dagegensprechen. Zum einen spielt das Steuerrecht eine Rolle: Auch bei eigentlich umsatzsteuerbefreiten gemeinnützigen Vereinen werden einzelne Projekte, z. B. Lotterien, vom Finanzamt als Zweckbetrieb eingestuft und müssen dementsprechend sieben Prozent Mehrwertsteuer abführen - sofern die Einnahmen bei maximal 40 000 Euro (= 8000 Kalender zum Preis von fünf Euro) liegen. Werde diese Grenze überschritten, erhöhe sich die Mehrwertsteuer auf 19 Prozent, erklärt der Präsident. "Auf deutsch heißt das: Um denselben Erlös zu erzielen, müssten wir genau 1185 Kalender mehr verkaufen."
Strikte Auslegung der Regeln
Zum anderen legt das Bamberger Ordnungsamt das Regelwerk einer Lotterie vergleichsweise restriktiv aus und schreibt u. a. vor, dass jeder fünfte Kalender gewinnen muss. Bei 10 000 Kalendern wären das dann 2000 Preise, eine Menge, die logistisch kaum mehr zu bewältigen wäre.Ganz abgesehen davon ist ein Adventskalender definitionsbedingt nur eine begrenzte Anzahl von Tagen in Gebrauch: "Hinter 24 Türchen kriegen wir so viele Preise gar nicht unter", so Andreas Eßer. Es bleibt also bei 8000 Kalendern. Wer einen ergattern möchte, sollte am Martinstag nicht zu lange schlafen. pri