Druckartikel: "Wir Jäger lernen von den Sauen"

"Wir Jäger lernen von den Sauen"


Autor: Werner Reißaus

Himmelkron, Donnerstag, 13. Juli 2017

Jagdpächter Adolf Reinel beleuchtet das Jagen mit den sogenannten Schusslöchern.
Die Anlegung eines Schussloches wie in diesem Rapsfeld ist ein probates Mittel, um die Wildschweinbejagung zu erleichtern. Im Bild Jagdpächter Adolf Reinel (rechts) und Dieter Heberlein vom BBV-Bezirksverband Foto: Werner Reißaus


Die Wildschweinplage ist nichts Neues und die Schwarzkittel vermehren sich bei uns so stark, dass sogar Asterix und Obelix mit dem Jagen gar nicht mehr hinterherkämen. Wer öfters in freier Natur unterwegs ist, wird sicherlich schon Spuren von Wildschweinen gesehen haben, auch wenn einem das in diesem Moment vielleicht nicht bewusst war. Wildschweine wühlen wie alle Schweine gerne. Manchmal gleicht der Boden danach einer Kraterlandschaft, denn zimperlich sind die Borstentiere bei ihren Wühlaktionen meist nicht. Ziel dieser Aktionen ist die Nahrungsbeschaffung.
Die Jäger wollen aber jetzt mit sogenannten Schusslöchern den Schwarzkitteln an den Kragen gehen und es scheint in der Tat ein probates Mittel zu sein.
Adolf Reinel, der die beiden Reviere Himmelkron und Schlömen gepachtet und eine massive Besiedlung mit Schwarzwild hat, spricht von einer nützlichen Einrichtung: "Wir hatten ja bisher schon die Schussschneisen mit etwa 50 bis 60 Meter in einem Maisfeld, aber aus meiner Sicht hat das nicht so viel gebracht, wie man sich das erhofft hatte." Die Maisflächen sind nach Ansicht des Waidmannes in unserer Region zu klein, um derartige Schussschneisen umzusetzen. Bei einer Fläche von 100 Hektar Mais lässt sich da schon eher eine Schneise mit 100 Metern anlegen. Adolf Reinel: "Das ist dann nicht ganz so tragisch, aber unsere Flächen sind einfach zu klein."


"Anderer Lichteinfall"

Und: "Das Schwarzwild kommt aus dem Mais raus und bekommt einen anderen Lichteinfall und geht dann relativ schnell über die Schneise drüber. Also der Effekt, dass man da viele Wildschweine erwischt, der ist aus meiner Sicht nicht so optimal. Während ich jetzt in den Mais oder im Raps im Randbereich Löcher mit 20 bis 30 Quadratmetern hineinmache und gleichzeitig von der Jagdkanzel von oben reinschauen kann, dann fühlt sich das Schwarzwild sicher, denn es hat dann ein ganz anderes Empfinden." In anderen Regionen, wie zum Beispiel in Brandenburg, hätten die Jagdpächter mit den Schusslöchern bereits großen Erfolg. Adolf Reinel: "Ein Bekannter von mir hat erzählt, dass er damit den Wildschaden von jährlich 5000 Euro auf 1000 Euro im Jahr heruntergedrückt hat. Das ist der Effekt dieser Schusslöcher und man muss nicht 1000 Stück reinmachen, weil man die nicht wieder abdecken kann, aber eines langt." Am Beispiel eines Rapsfeldes zeigte Jagdpächter Reinel auf, dass sich das Schwarzwild auch darin gern aufhält, weil es eine optimale Deckung hat, denn ein Jagdhund geht in dieses Feld nicht rein und es ist oberdrein angenehm und kühl, wenn die Sonne runterbrennt. Auch im Raps hielten sich die Wildschweine mit Leidenschaft auf.


BBV: Landwirte akzeptieren Löcher

Wie Dieter Heberlein vom BBV-Bezirksverband feststellt, sind die Landwirte gerne bereit, auf ihren landwirtschaftlichen Flächen einzelne Schusslöcher zu akzeptieren und anlegen zu lassen: "Einmal deshalb, weil man dafür nicht viel Fläche benötigt und auf der anderen Seite, weil es einfach zur Bejagung in den Sommermonaten beiträgt und die Bejagungsmöglichkeit der Jäger und Jagdpächter wesentlich verbessert. Die Schweine, die in den Schusslöchern erlegt werden, die machen später im Raps und auf dem Grünland keinen Schaden mehr. Das Problem ist ja, die Bejagung im Sommer ist schwierig, denn da sollte eigentlich mehr gejagt werden, aber es müssen sich dazu auch die Möglichkeiten für die Jagdpächter ergeben."
Schusslöcher schafft der Landwirt damit, dass er beim Säen sein Arbeitsgerät einfach kurz hochhebt, dann entsteht ein Loch.Vorzugsweise macht man das am Schnittpunkt von Fahrgassen. Reinel: "Das Wildschwein hält sich in so einer Fläche gerne auf, kann sich suhlen und auch einmal sonnen. Von der Kanzel aus kann ich es dann bejagen. Das Interessante dabei ist ja, wir Jäger lernen von den Sauen. Wir lernen erst, wie intelligent die sind und wie die sich organisieren und wie sie sich verhalten."