"Wir haben 15 Eintritte, und das hat nur mit Martin Schulz zu tun"
Autor: Michael Memmel
Bamberg, Freitag, 03. Februar 2017
Martin Schulz mobilisiert: 3000 neue Mitgliedsanträge sollen in den vergangenen zwei Wochen bundesweit online bei der SPD eingetroffen sein. Der frisch gekü...
Martin Schulz mobilisiert: 3000 neue Mitgliedsanträge sollen in den vergangenen zwei Wochen bundesweit online bei der SPD eingetroffen sein. Der frisch gekürte Kanzlerkandidat scheint bei den "Genossen" für Euphorie zu sorgen. Gilt das auch für die Region? Wir haben nachgefragt beim SPD-Kreisvorsitzenden Bamberg-Land, MdB Andreas Schwarz.
Beobachten Sie einen positiven Schulz-Effekt auch im SPD-Kreisverband Bamberg-Land?
Andreas Schwarz: Ja, nicht nur in Bamberg-Land, sondern auch in Bamberg-Stadt und Forchheim. Wo ich im Wahlkreis zu tun habe, merke ich, dass da eine höhere Motivation und viel Begeisterung da ist. Wir werden sicher auch beflügelt durch die guten Umfragen, wobei die immer nur Momentaufnahmen sind. Gewinnen müssen wir die Wahl und nicht die Umfragen. Es spornt die Mitglieder an, wenn man merkt, da ist vorne ein Kandidat, der hat Ehrgeiz und will etwas bewegen. Dieses Wollen merkt man jetzt auch in der Partei. Selbst in den Bürgersprechstunden oder unterwegs kommen Menschen auf einen zu, die einfach nur sagen wollen: Martin Schulz finden wir total gut, und wir wählen euch jetzt wieder.
Schlägt sich das auch in neuen Mitgliedern nieder?
Wir haben 15 Eintritte in Bamberg-Land und -Stadt, und das hat nur mit Schulz zu tun. Ich habe mit einigen auch gesprochen, die jetzt neu dazugekommen sind. Die sagen: "Ja, der begeistert uns, wir wollen da wieder mitmachen. Wir sehen auch die Entwicklung insgesamt in der Welt mit Sorge und müssen uns politisch einbringen." Das Schöne ist auch: Die neuen Mitglieder sind fast alles junge, und zwar sehr junge Menschen.
In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Zahl der SPD-Mitglieder bundesweit allerdings mehr als halbiert. Was ist Ihre Erklärung dafür?
Unter dem Mitgliederrückgang leiden Parteien genauso wie Vereine. Im Moment erleben sie ja mehr Schließungen von Vereinen als Neugründungen. Das ist der Zeit geschuldet und liegt zum Teil auch an der beruflichen Situation und an den vorherrschenden Arbeitszeiten, dass sich die Menschen heute nicht mehr so einbringen möchten. Unsere Gesellschaft lebt jedoch vom Mitmachen. Ich hoffe, dass sich das auch wieder dreht, denn ohne Vereine und demokratische Parteien wird unsere Gesellschaft arm, leer und kalt.
Wie war ihr persönlicher Eindruck von Martin Schulz, wie er sich als Kanzlerkandidat vorgestellt hat?
Ich kannte ihn ja schon vorher und wusste, dass er Menschen mitnehmen kann. Aber bei seiner Vorstellung in der Fraktion hat er wirklich den Geist versprüht, dass er das will. Er möchte etwas bewegen und Deutschland verändern, er ist hochmotiviert und ehrgeizig und er möchte natürlich die Partei und die Menschen komplett mitnehmen. Und ich muss sagen, seine Rede bei diesem Anlass hat die Seele der SPD voll getroffen.
Wie bewerten Sie die Nachricht vom Freitag, dass Florian Pronold den Bayern-Vorsitz aufgibt?
Florian Pronold hat sich um die Bayern-SPD verdient gemacht, genau wie Sigmar Gabriel als Bundesvorsitzender. Als junger Politiker hat er sich acht Jahre an der Spitze des Landesverbandes aufgearbeitet und merkt nun, dass die Leute Neuerungen erwarten. Der Ruck, den Martin Schulz durch seine Kandidatur ausgelöst hat, soll auch durch Bayern gehen, deshalb zieht sich Florian Pronold zurück und übergibt an Natascha Kohnen, die als starke Frau der CSU in Bayern sicherlich einheizen wird.
Die Fragen stellte
Michael Memmel