Willkommen in der schönen neuen Welt
Autor: Veronika Schadeck
Kronach, Sonntag, 20. März 2016
Veronika Schadeck Man stelle sich einen Beschäftigten in einer Firma vor. Das Betriebsklima ist gut, der Arbeitsplatz sicher. Vorgesetzte und Kollegen sind ...
Veronika Schadeck
Man stelle sich einen Beschäftigten in einer Firma vor. Das Betriebsklima ist gut, der Arbeitsplatz sicher. Vorgesetzte und Kollegen sind toll. Man arbeitet genau so viel wie seine Kollegen - aber man verdient ein Drittel weniger. Willkommen im 21. Jahrhundert.
Das war eines der Themen, die am Samstag bei der Diskussionsrunde "Schöne neue Welt - Arbeiten 4.0" in der Synagoge aufgegriffen wurde. Eingeladen hatten die KAB und die Gewerkschaft Verdi.
Am Podium saßen die stellvertretende Ortsvorsitzende des DGB-Kreisverbands Kronach, Ingrid Heinsich, die Personalrätin beim Jobcenter Kronach, Doris Glück, die KAB-Vorsitzende Maria Gerstner, Gleichstellungsbeauftragte Claudia Merkel, Zweite Bürgermeisterin Angela Hofmann und Elisabeth Hofmann von den Grünen.
Es ging um die unterschiedliche Bezahlung von Mann und Frau bei gleicher Arbeit, es ging um die Vernetzung, um die Mobilität und um ein flexibles Arbeiten. Es kam zum Ausdruck, dass Arbeit Freude machen soll, dass materieller Luxus nicht mehr unbedingt im Fokus steht, sondern Familie, Freundschaften, die Balance zwischen Job und Arbeit aktuell wieder mehr angestrebt werden.
Im Rahmen der Diskussion wurde auch der "Equal-Pay-Day", der internationale Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen angesprochen. Wie der Kreisvorsitzende von Verdi, Wolfgang Schmidt, betonte, verdienen Frauen im Vergleich zu Männern nur 76,9 Prozent und das trotz gleicher Arbeit. Dies wollte die Angela Hofmann nicht pauschalieren.
Sie betonte, dass es im öffentlichen Dienst keine Ungleichbehandlung gibt.
Familie wird wieder wichtiger
Dass bei Loewe eine tarifliche Lohngleichheit besteht, verdeutlichte Betriebsrätin Ingrid Heinisch. Anders könne es dagegen bei Führungspositionen sein. Die Gleichstellungsbeauftragte Claudia Merkel ging auf die Wertschätzung ein. Soziale Berufe würden oft von Frauen ausgeübt, diese seien schlecht bezahlt. Nach wie vor ziehe es die jungen Männer in technische gut bezahlte Berufe. Ein "Boys day" solle nun dazu beitragen, männliche Heranwachsende für soziale Berufe zu sensibilisieren.
Dass bei jungen Menschen wieder die Familie mehr in den Vordergrund rückt, davon war Elisabeth Hofmann (Grüne) überzeugt.
Doris Glück sprach die digitale Akte bei Behörden an. Diese könne man überall in Deutschland bearbeiten, das habe schon Vorteile. Sei vertrat die Meinung, dass der Umbruch gesteuert werden könnte. Man müsse sich damit auseinandersetzen, welche Vor- und Nachteile eine Vernetzung für die Beschäftigten und Kunden mit sich bringe. Ingrid Heinisch sprach die Wichtigkeit an, bei flexiblen und mobilen Arbeitszeiten abschalten zu können.
Gerstner warf die Frage auf, wie man bei den neuen Arbeitszeitmodellen und Arbeiten von zu Hause aus, die Arbeitnehmerrechte durchsetzen könne? Hier sei vor allem die Politik gefordert. Letztendlich kamen die Diskussionsteilnehmer zu dem Schluss, dass die Kontrolle der Arbeitnehmerrechte ein großes Problem der Digitalisierung sei. Auch die ständige Erreichbarkeit könne negative Folgen haben.