Druckartikel: Wildschwein-Population steigt, doch Zahl der Abschüsse sinkt

Wildschwein-Population steigt, doch Zahl der Abschüsse sinkt


Autor: Stephan-Herbert Fuchs

Himmelkron, Sonntag, 21. Januar 2018

Stephan Herbert Fuchs In Oberfranken gibt es Wildschweine in Hülle und Fülle. Trotzdem ist die Schwarzwildstrecke (Zahl der erlegten Tiere, Anm. d. Red.) in...
Sie kümmern sich um die Jagd in Oberfranken (von links): der stellvertretende Sprecher der BBV-Jagdgenossenschaften Harald Roder, Dieter Heberlein vom BBV in Bamberg und Hartmut Wunderatsch, Bezirksvorsitzender des Bayerischen Jagdverbandes. Foto: Stephan Herbert Fuchs


Stephan Herbert Fuchs

In Oberfranken gibt es Wildschweine in Hülle und Fülle. Trotzdem ist die Schwarzwildstrecke (Zahl der erlegten Tiere, Anm. d. Red.) in den Jahren 2016/2017 im Vergleich zu 2015/2016 um fast 1700 auf knapp 10 600 gesunken. "Für mich ist diese Differenz nicht zu erklären", sagte Dieter Heberlein vom oberfränkischen Bauernverband bei einer gemeinsamen Informationsveranstaltung des Bauernverbandes und des Jagdverbandes in Himmelkron.
Nach Landkreisen aufgeschlüsselt habe es lediglich im Landkreis Lichtenfels eine Zunahme bei den Schwarzwildabschüssen im Jahresvergleich um über 50 auf knapp 800 gegeben. Alle anderen Landkreise im Regierungsbezirk hätten sinkende Zahlen zu verzeichnen. Die meisten Abschüsse gab es der Statistik zufolge mit 1703 im Landkreis Hof gefolgt von den Landkreisen Kronach (1432) und Bayreuth (1401). An vierter Stelle liege der Landkreis Kulmbach mit 1334 Abschüssen. Die kleinste Schwarzwildstrecke verzeichne der Landkreis Forchheim mit 506 geschossenen Tieren.


Aufhebung der Schonzeit

Heberlein nannte die Zahlen erstaunlich. Allerdings lägen sie im bayernweiten Trend. Im Freistaat war die Schwarzwildstrecke von 85 000 auf 60 000 gesunken. "Wir hoffen, dass die Strecke in Oberfranken wieder das Niveau von 2015/2016 erreicht", so Heberlein. Als Maßnahmen dazu nannte er unter anderem mehr revierübergreifende Bewegungsjagden, Erleichterungen bei der Straßenverkehrssicherung, Aufhebungen der Schonzeitregelungen und den Einsatz von Nachtsichtvorsatzgeräten.
Nach anfänglicher Ablehnung habe man mittlerweile erreicht, dass die Landratsämter diese Geräte mehr und mehr genehmigen. Im Landkreis Kronach seien beispielsweise im zurückliegenden Jahr 47, im Landkreis Coburg 21 und im Landkreis Lichtenfels 15 Nachtsichtvorsatzgeräte genehmigt worden.
Neben den Wildschweinen gibt es aber auch noch andere Tiere, die den oberfränkischen Bauern das Wirtschaften schwer machen. Bayernweit seien etwa im zurückliegenden Jahr 610 000 Euro an Biberschäden gemeldet worden, nur drei Viertel des Betrages wurde den Betroffenen ersetzt. In Oberfranken seien 13 000 Euro zur Auszahlung gekommen, im Jahr davor lag die Zahl noch bei rund 20 000. Laut Heberlein würden viele Landwirte die Schäden nicht mehr melden, weil sie sich von den Naturschutzbehörden nicht ernst genommen fühlen und die Schäden in den Ämtern klein geredet würden.
Nicht nennenswert zugenommen habe dagegen die Gänseproblematik entlang des Mains. Trotzdem habe der Bauernverband eine Verlängerung der Ausgleichszahlungen für Gänseschäden beantragt.


70 Wolfsrudel

Vorbereitet sein will der BBV Oberfranken auch auf den Wolf. Nahe der Kronacher Festung sei bereits ein verendetes Tier gefunden worden, das sämtliche Merkmale eines Wolfsangriffs aufweist. Verifiziert konnte der Verdacht nicht werden, weil es für eine notwendige DNA-Probe bereits zu spät gewesen sei. Heberlein appellierte deshalb an alle Bauern und Jäger, einen entsprechenden Verdacht sofort zu melden. "Wildkameras lügen nicht, es gibt mehr Wölfe, als wir denken", sagte Heberlein. So seien 2016 mit Hilfe von DNA-Proben bundesweit rund 1000 Nutztierschäden nachgewiesen worden. Heberlein sprach von rund 70 Rudeln in Deutschland, die Zahl der Tiere könne schwer eingeschätzt werden.
Kaum zu machen sei eine Einzäunung aller Weiden. Die Landesanstalt für Landwirtschaft hatte dafür bereits Kosten in Höhe von über 400 Millionen Euro errechnet. "Ganz offensichtlich fühlt sich der Wolf recht wohl in Deutschland", sagte Heberlein. Er legte deshalb einen Forderungskatalog vor, der unter anderem auf den Schutz und Erhalt der bäuerlichen Weide, Freiland und Offenstallhaltung abzielt. Nicht zuletzt gehe es auch um die Sicherheit der Menschen im ländlichen Raum.